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Schweizer Pavillion bei der Expo 2020 in Dubai Schweizer Pavillion bei der Expo 2020 in Dubai 

Schweiz: Verbindung zwischen Heimat und Religion wiederherstellen

In der Schweiz hat der Heimatgedanke eine enge, aber komplexe Beziehung zur Religion. In Hinblick auf den Nationalfeiertag am 1. August entschlüsselt der Soziologe René Knüsel die Mechanismen und die Herausforderungen dieser heiklen Identitätsfragen.

„Gott im hehren Vaterland“, singen am 1. August viele Schweizer, wenn sie ihre Hymne vortragen. „Im Namen des allmächtigen Gottes!“ heißt es in der Präambel der Bundesverfassung. Beispiele unter vielen anderen, die den Platz der Religion zeigen, der dem Allerhöchsten in der Symbolik der Eidgenossenschaft vorbehalten ist. René Knüsel, Titularprofessor am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Lausanne, beleuchtet im Interview mit cath.ch diese Situation und entwickelt die damit verbundenen grundlegenden Fragen.

Die Verbindung von „Religion und Heimat“ sei nicht zufällig, so der Soziologe. Beide Phänomene beruhten auf einem ähnlichen Mechanismus, „der sich auf die Konstruktion von Identität bezieht“. Eine Religion sei eine Sammlung von Überzeugungen, von Dogmen, die das Individuelle und das Heilige vereine. Der Heimatgedanke verbinde das Individuum mit einem Kollektiv, „aber im Allgemeinen in Bezug auf ein Territorium“. Beides habe sich in vielen Ländern gemeinsam entwickelt, zumal gerade in Europa die Religion konstitutiv für die Gemeinschaft gewesen sei.

Knüsel sagt über die Präsenz Gottes in der nationalen Symbolik der Schweiz: „Die Rolle der Religion in der politischen Geschichte der Schweiz ist komplex und noch nicht ganz klar. In den Nachbarländern ist dies noch viel mehr der Fall. Tatsächlich gibt es seit dem Mittelalter eine sehr starke religiöse Färbung in der Schweizer Identität. Nach der Reformation entstand eine ganz besondere Situation, in der sich die religiöse Identität des Menschen an das Territorium anpasste, auf dem er sich befand, gemäß dem Prinzip cujus regio, ejus religio (Wer regiert, bestimmt die Konfessionszugehörigkeit, Anm. d. Red.). Dadurch entsteht eine ganz besondere Verbindung zwischen Individuum und Territorium, aber auch zwischen Territorium und Religion.“

Es gehe nun darum, bereits etablierte kantonale und regionale Identitäten sowie eine überkantonale, also föderale Identität aufzubauen, um die Einheit des Landes zu gewährleisten, so Knüsel.

(cath.ch– mg)

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30. Juli 2022, 13:48