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Der sogenannte rote Wald in der Nähe von Tschernobyl Der sogenannte rote Wald in der Nähe von Tschernobyl 

Ukraine: Krieg verursacht enorme Umweltschäden

Der Krieg in der Ukraine kostet nicht nur Menschenleben, auch die Umwelt leidet enorm durch die Bombardierungen. Daran erinnert im Gespräch mit Radio Vatikan Volodymyr Sheremeta. Er ist Leiter des Nationalbüros für Umweltfragen der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche.

Svitlana Dukhovych - Vatikanstadt

Es scheint fast eine abwegige Frage zu sein, wenn man an die tausenden Toten denkt: Darf man sich in der Ukraine jetzt überhaupt noch um die Umwelt sorgen? Ja - und das sei angesichts des Krieges auch gar nicht zweitrangig, so Sheremeta gegenüber Radio Vatikan:

„Die Realität ist die, dass die Fragen der Umwelt mit den Fragen des Lebens eng verbunden sind. Der Mensch braucht, um zu leben, einen Lebensraum. Der Krieg zerstört und tötet die lebendige Natur. Der Krieg zerstört die Flora und Fauna, aber gleichzeitig zerstört der Krieg auch den Lebensraum des Menschen, bedroht seine Gesundheit und sein Leben, das Wohlergehen von Zeitgenossen und zukünftigen Generationen.“

Zum Nachhören - wie der Krieg die Umwelt in der Ukraine zerstört

Dementsprechend sei es ganz wichtig, die Umweltprobleme des Krieges nicht zu verschweigen. „Denn wenn wir an die Umweltherausforderungen des Krieges denken, denken wir gleichzeitig an die Sicherheit und Wohl des Menschen“, so der Kirchenmann.

„Leider stellen wir bereits jetzt fest, dass dieser Krieg neben den direkten Schäden auch in der Zukunft viele Menschenleben bedrohen wird, sowie künftige Todesfälle aufgrund der Verschmutzung der Umwelt, einschließlich des Wassers und Landes, verursachen wird. Die Verseuchung betrifft auch aufgrund der großen Anzahl von verminten Gebieten.“

Minenfeld in der Ukraine
Minenfeld in der Ukraine

Heute sei es wichtig, all die zahlreichen militärischen Umweltverbrechen Russlands zu erfassen, um nach dem Ende des Konflikts „vom Angreifer eine angemessene Entschädigung für Schäden an der ukrainischen Umwelt anzufordern“, fügte er an. Die Natur sei Teil „unserer gemeinsamen europäischen Naturheimat“, „welche wir von Gott der Schöpfer für heutige und zukünftigen Generationen geschenkt bekommen haben“. Heute werde dieses gemeinsame Naturerbe in der Ukraine „zynisch, grausam und rücksichtslos“ zerstört:

„Theologisch bzw. schöpfungstheologisch gesehen sprechen wir nicht bloß von Umwelt, sondern von Gottes Schöpfung. Der verbrecherische Krieg der russischen Föderation gegen die Ukraine hat die ganze Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen.“ Eine ganze Generation junger Menschen in der Ukraine werde jetzt gerade ihrer Umwelt beraubt, sagte Sheremeta.

Nicht zu vergessen: Tschernobyl und andere Kernkraftwerke

„Die ganze Welt erinnert sich an die gravierenden und globalen sozio-ökologischen Folgen und Strahlenbedrohungen für das Leben von Millionen von Menschen nach der Explosion des Atomreaktors von Tschernobyl im Jahr 1986. Bereits am ersten Tag des umfassenden Krieges Russlands in der Ukraine wurde das Kernkraftwerk Tschernobyl erobert, und auch das größte Kernkraftwerk Europas in Energodar wurde unter Artilleriebeschuss erobert und wird immer noch von den Besatzern kontrolliert.“

Heute gebe es in der Ukraine 15 Kernkraftwerke, von denen jedes im Krieg zum potenziellen Ziel eines rücksichtslosen Angreifers werden könnte und eine ernsthafte Bedrohung für die Umwelt und das Leben von Millionen von Menschen darstelle. „Und zwar nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Europa und der ganzen Welt“, fügt er an.

„Ein gravierendes ökologisches Problem ist das Verlegen von Minen an großen Flächen, dass noch Jahrzehnte lang ein erhebliches Umweltproblem bleiben wird, das sowohl den Menschen als auch die natürliche Umwelt, einschließlich der Tierwelt, dauerhaft bedrohen wird. Wir können feststellen, dass Krieg nicht nur zu Menschenopfern führt, sondern auch zu Schmerz und Leiden der gesamten Schöpfung Gottes – der Natur und darüber hinaus, dass die zahlreichen Umweltfolgen des Krieges noch viele Jahre lang Menschenleben bedrohen und das Gemeinwohl beeinträchtigen werden.“

(vatican news)

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21. Mai 2022, 13:08