Suche

Irakische Christinnen bei einem Gottesdienst in der Ninive-Ebene Irakische Christinnen bei einem Gottesdienst in der Ninive-Ebene 

Assyrische Kirche will Spaltung überwinden

Die „Kirche des Ostens“ und die „Alte Kirche des Ostens“ wollen ihre Trennung überwinden und suchen Wege zur Wiedervereinigung.

Das berichtet das kirchliche Infoportal syriacpress.com. So hat Patriarch Mar Awa III. Royel, Oberhaupt der „Kirche des Ostens“ angekündigt, dass ein Treffen zwischen Vertretern beider Kirchen anberaumt ist. Dieses soll am 9. Mai in Chicago stattfinden. Der Patriarchal-Verweser der „Alten Kirche des Ostens“, Mor Yacob Daniel, bestätigte das Treffen und die damit verbundene Absicht und rief zum Gebet für die Kircheneinheit auf.

Die „Alte Kirche des Ostens“ ist erst in den 1960er-Jahren aus einem Streit innerhalb der Assyrischen „Kirche des Ostens“ hervorgegangen. In dieser Kirche wurde 1964 der Gregorianische Kalender eingeführt. Einige Bischöfe akzeptierten dies nicht und hielten am Julianischen Kalender fest. 1968 entstand so auch formal die „Alte Kirche des Ostens“, die weltweit zwischen 70.000 und 100.000 Gläubige zählt. Ihr Zentrum hat sie im Irak, es gibt aber auch Gemeinden in Nordamerika, Europa und Australien.

Ursprünge im alten Perserreich

Das Kirchenoberhaupt der „Alten Kirche des Ostens“, Patriarch Mar Addai II. Giwargis, ist im Februar verstorben. Ein Nachfolger wurde bisher nicht gewählt. Wohl bewusst, weil eine Vereinigung mit der „Kirche des Ostens“ in Erwägung gezogen wird.

Die „Kirche des Ostens“, oft auch „Assyrische Kirche“ genannt, geht zurück auf die Kirche des alten Perserreiches. Die Kirche entwickelte sich ab Anfang des 2. Jahrhunderts in Mesopotamien. Ab dem 4. Jahrhundert rissen - politisch bedingt - die Kontakte zur übrigen Christenheit immer mehr ab.

Christliche Bischöfe verschiedener Konfessionen letztes Jahr am Rand des Papstbesuchs in Ur (Irak)
Christliche Bischöfe verschiedener Konfessionen letztes Jahr am Rand des Papstbesuchs in Ur (Irak)

Eine missionarisch sehr aktive Kirche

Die „Kirche des Ostens“ entfaltete aber eine eigenständige rege Missionstätigkeit. Mitte des 7. Jahrhunderts erreichten die ersten Missionare bereits China und gründeten dort christliche Gemeinden. In der Blütezeit des 13. und 14. Jahrhunderts unter den Mongolen gab es entlang der Seidenstraßen für die zahlreichen Gläubigen aus unterschiedlichsten Kulturen ca. 27 Metropolien und 230 über ganz Asien ausgedehnte Diözesen unter dem Katholikos-Patriarchen in Bagdad.

Heute zählen zu der eigenständigen Kirche weltweit nur mehr rund 400.000 Gläubige mit dem Schwerpunkt in Nahost (Iran, Irak, Syrien, Libanon), aber auch in Nordamerika, Australien und Indien.

„Keinerlei Unterschiede in Glaubensfragen“

Wie der Salzburger Ostkirchen-Experte Dietmar Winkler betont, bestehen zwischen der „Kirche des Ostens“ und der „Alten Kirche des Ostens“ keinerlei Unterschiede in Glaubensfragen. Deshalb gebe es auch immer wieder Stimmen, die sich für ein Ende der Kirchentrennung und eine Wiedervereinigung aussprechen.

Zur Assyrischen Kirchenfamilie gehört neben den beiden Kirchen auch noch die Chaldäisch-katholische Kirche, die im 16. Jahrhundert aus der Kirche des Ostens durch eine Union mit Rom hervorgegangen ist. Zwischen der Chaldäisch-katholischen Kirche und der „Kirche des Ostens“ gibt es seit gut 20 Jahren eine bedingte Eucharistiegemeinschaft. Die Gläubigen beider Kirchen können in der jeweils anderen Kirche die Eucharistie empfangen, wo die pastorale Situation dies erfordert.

(kap – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

21. April 2022, 12:49