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Grenzstation Siret (Rumänien), an diesem Mittwoch Grenzstation Siret (Rumänien), an diesem Mittwoch 

Ukraine: Die Grenzen der Hoffnung

Mehr als zwei Millionen Ukrainer haben bereits die West- und Südgrenzen ihres Landes überschritten, um dem Krieg zu entfliehen – auf der Suche nach einem sicheren Ort. Unser Korrespondent Jean-Charles Putzolu (derzeit in Rumänien) über die „Grenzen der Hoffnung“.

Jean-Charles Putzolu - Sighet, Rumänien

Moldawien, Rumänien, Polen – verschiedene Länder, aber überall das gleiche Bild an den Grenzübergängen zur Ukraine. Lange Autoschlangen, und der gleiche Strom von jungen Müttern, Kindern, Säuglingen und älteren Menschen. Auf dieser Seite der Grenze ist ihre Sicherheit endlich gewährleistet. In Siret im Norden Rumäniens ist am Rand der Straße, die zur Zollstation führt, eine lange Reihe von Ständen entstanden, die auf die Flüchtlinge warten. Die frierenden Familien können hier etwas Warmes trinken oder essen, bevor sie zu einer vorübergehenden Unterkunft gebracht werden.

Einige Kilometer weiter hat die Caritas einen großen Saal in einen Schlafsaal umgewandelt. Täglich werden etwa 30 Betten belegt, die Familien werden von den Fahrzeugen der Feuerwehr hierhergebracht.

Eine neue Windel für die Babys

Freiwillige wechseln sich rund um die Uhr ab, um den Flüchtlingen ein Mindestmaß an Komfort zu bieten und vor allem ein wenig Wärme, nachdem sie stundenlang eisigem Wind und Minustemperaturen ausgesetzt waren. Dies sind die ersten Momente der Ruhe. Sie nutzen die Zeit für eine Dusche, wechseln ihre Kleidung und wählen aus den Kleidern, die dank der Großzügigkeit der lokalen Bevölkerung zur Verfügung gestellt wurden, etwas Passendes aus. Die Babys bekommen schließlich eine neue Windel und werden dann von den Müttern in den Armen gewiegt.

Eindrücke von der Grenze

In einer Ecke des Raumes hat sich der Leiter des Aufnahmezentrums auf ein Bett gesetzt und tauscht sich mit einer Frau aus, die gerade von der Grenze gekommen ist. Er erklärt ihr, wie die Notaufnahme funktioniert, dass die Familien zwei oder drei Tage hierbleiben können, um ein wenig Kraft zu tanken, und dass ihnen dann geholfen wird, ihren Weg bis zu dem von ihnen gewählten Ziel fortzusetzen. Sie werden den Zug oder den Bus nehmen – oder warten, bis ihnen eine stabilere Lösung angeboten wird.

Begegnung am Straßenrand

In Sighet, einem weiteren Grenzübergang zwischen der Ukraine und Rumänien, haben Unicef und das rumänische Rote Kreuz vor dem Zollamt für Ordnung gesorgt. Es wurde ein Zelt aufgestellt, in dem die Ankommenden in organisierter Weise registriert werden. Am Straßenrand treffen sich zwei Frauen, fallen sich in die Arme und brechen in Tränen aus. Beide sind Ukrainerinnen. Die jüngere ist extra aus den Niederlanden gekommen, um ihre Freundin hier abzuholen.

Die Aufnahme langfristig organisieren

In der Kleinstadt Siret mit rund 9.500 Einwohnern engagieren sich Marcella und ihr Mann Simon für die Flüchtlinge. Beide fragen sich, wie der Plan für die nächsten Wochen aussehen soll. „Wenn die Situation anhält, wird die spontane Großzügigkeit der Einwohner höchstwahrscheinlich nachlassen“, sagt Marcella. Außerdem seien die Rechnungen für Gas, Strom und Treibstoff in letzter Zeit stark gestiegen; das wirke sich auf das Budget der Rumänen aus, „und irgendwann werden die Leute aufhören zu spenden. Dann müssen organisiertere Strukturen einspringen“, glaubt Simon.

Mehrere internationale NGOs haben Teams entsandt, um den Bedarf zu ermitteln. Wenn der Krieg andauert, werden sie sich mit den Behörden absprechen und erhebliche Mittel bereitstellen müssen, um den Flüchtlingsstrom langfristig zu steuern. Das Rote Kreuz, Emergency, Save the Children, das Flüchtlings-Büro der Vereinten Nationen und andere Organisationen prüfen derzeit alle Möglichkeiten, um den größten Flüchtlingsstrom in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg zu bewältigen.

(vatican news – sk)
 

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10. März 2022, 11:15