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Betroffenen-Verbände in Italien sehen in Deutschland und Frankreich gute Ansätze, Missbrauch unabhängig aufzuarbeiten Betroffenen-Verbände in Italien sehen in Deutschland und Frankreich gute Ansätze, Missbrauch unabhängig aufzuarbeiten 

„Missbrauch systematisch und unabhängig aufklären“

Eine systematischere staatliche Aufarbeitung von Missbrauch in Institutionen wie Kirche, Sport, Schule sowie Kinder- und Jugendhilfe hat der deutsche Unabhängige Beauftragte für Kindesmissbrauch (UBSKM) gefordert. In Italien forderten am Dienstag Betroffenen-Verbände erstmals gemeinsam eine unabhängige Untersuchungskommission, die kirchlichen Missbrauch aufarbeiten soll.

Anne Preckel - Vatikanstadt

„Der Staat muss jetzt beweisen, dass er die unabhängige Aufarbeitung sexueller Gewalt ernst nimmt und alles dafür tut, damit diese unterstützt, kritisch begleitet und kontrolliert werden kann“, so der deutsche Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig. In einem an diesem Mittwoch in Berlin veröffentlichten Positionspapier skizzierte der von der Bundesregierung beauftragte Jurist, wie der deutsche Staat Missbrauch in Institutionen wie Kirche, Sport, Schule und Jugendhilfe systematisch aufarbeiten sollte.

Gesetzliche Grundlage für unabhängige Aufarbeitung

„Die bei dem UBSKM-Amt angesiedelte Unabhängige Aufarbeitungskommission sollte jetzt auf eine gesetzliche Grundlage gestellt und mit weiteren Rechten und Pflichten ausgestattet werden.“ Rörig plädierte dafür, dass dieser Ausbau der Aufarbeitungskommission und ihrer Kompetenzen jetzt diskutiert und spätestens 2023 gesetzlich verankert werden sollte. Das Positionspapier dazu habe man den Fraktionsvorsitzenden, dem Bundeskanzleramt und den zuständigen Ressorts der Bundesregierung sowie Bundestagsausschüssen vorgelegt.

In Italien traten am Dienstag Opferverbände erstmals gemeinsam mit der Forderung an die Öffentlichkeit, eine unabhängige Untersuchungskommission für Missbrauchsfälle im kirchlichen Bereich einzurichten. Unter dem Motto „Gegen das große Schweigen - #ItalyChurchToo“ lancierte das größte Betroffenen-Netzwerk Italiens „Rete l’abuso“ mit acht weiteren Verbänden eine gemeinsame Koordinierungsstelle, um der Stimme von Betroffenen gegenüber Staat und Kirche mehr Gehör zu verschaffen. Die italienischen Bischöfe hatten zuletzt angekündigt, eine Untersuchung von kirchlichen Missbrauchsfällen angehen zu wollen. Sie sehen dabei aber die Kirche in der Lage, das Problem selbst aufzuarbeiten. Vor allem die Bistümer seien hier gefragt. 

Betroffene wünschen Aufarbeitung in Italien 

Teil der am Dienstag vorgestellten Koordinierungsstelle sind katholische Frauenrechtsverbände wie „Donne per la Chiesa“ und „Voices of Faith“, ebenso engagieren sich dort die italienische Sektion von „Wir sind Kirche“ und eine französische Organisation. Bei der virtuellen Pressekonferenz zur Vorstellung ihrer Kampagne verwiesen die Organisatoren am Dienstag positiv auf Deutschland und Frankreich, wo kirchlicher Missbrauch bereits unabhängig aufgearbeitet werde. In Frankreich gebe es zudem, anders als in Italien, eine Anzeigepflicht.

Die Organisatoren kündigten die Veröffentlichung einer Datenbank zu Missbrauchsfällen in der italienischen Kirche an, die fortlaufend aktualisiert werden soll. Betroffene, die bei der Pressekonferenz zu Wort kamen, bekundeten, sie fühlten sich von der Kirche allein gelassen – bislang gebe es kaum Aufarbeitung.

(vatican news)

 

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16. Februar 2022, 10:30