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Pater Nikodemus Schnabel OSB Pater Nikodemus Schnabel OSB 

Papst auf Zypern: „Prophetisch in dieser Zeit“

Eine geteilte Insel in Europa, das gemeinsame Vorangehen der christlichen Kirchen und der Blick auf die Not von migrierten Menschen: Diese drei Anliegen vereint Papst Franziskus mit seinem Zypernbesuch aus Sicht des deutschen Benediktiners Nikodemus Schnabel. Der Patriarchalvikar für Migranten und Flüchtlinge findet die zwei Tage des Papstes auf Zypern „prophetisch und genial in dieser Zeit“.

„Denn in Europa haben wir quasi nur ein Thema, eine einzige große Verwundung, das ist Corona und die Folgen davon. Dieser Besuch weist auf drei Wunden hin, die nicht so aktuell sind, nicht tagesaktuell gedacht werden: die eine Verwundung sehe ich in der politischen Situation. Zypern ist eine geteilte Insel, das heißt wir haben mitten in der europäischen Union eine politische Verwundung. Die zweite ist die ökumenische Dimension. Wir haben eine Verwundung in der Einheit der Kirche. Und das dritte ist vielleicht die schmerzhafteste Verwundung innerhalb der Menschheitsfamilie: dass über 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind.“

Papst Franziskus hatte auf seinem Hinflug nach Zypern vor Journalisten betont, auf dieser Reise würden „einige Wunden“ berührt. „Ich hoffe, dass wir all die Botschaften, die wir finden werden, willkommen heißen können“, so Franziskus.

Asylsuchende und Arbeitsmigranten

„Katholische Kirche als Weltkirche darf sich nie genügen, für die da zu sein, die die richtige Staatsbürgerschaft haben“

Der dritte Aspekt der Papstreise auf Zypern - das Thema Flucht - verdient aus Pater Schnabels Sicht einen vertiefenden Blick. Der sonst in Jerusalem ansässige Ordensmann unterscheidet zwischen zwei großen Gruppen von Menschen mit Migrationserfahrung:

„Die große Frage einerseits der Asylsuchenden, die fliehen vor Krieg, Terror, Hunger, und die unsichtbare Dimension all der Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten. Hier auf Zypern sind viele aus den Philippinen, Sri Lanka, Indien, genau dasselbe Phänomen wie auch in Israel. Davon sind die große Mehrzahl katholisch - und sozusagen ein neues Gesicht der katholischen Kirche hier im Lateinischen Patriarchat. Und einfach auch zu zeigen: Katholische Kirche als Weltkirche darf sich nie genügen, für die da zu sein, die die richtige Staatsbürgerschaft haben, die die Landessprache als Muttersprache haben. Sondern wir denken immer auch universalkirchlich.“

Hier zum Hören:

Wie Einheit und Brückenbauen gelingen kann

Papst Franziskus habe schon in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ die Frage der Menschheitsfamilie aufgriffen, „die Sehnsucht nach einem größeren Wir“. Vieles davon sieht Schnabel im Papstbesuch auf Zypern anklingen.

„Das Schöne ist: der Papst zeigt nicht nur Wunden auf, sondern er zeigt auch Wege, wie Versöhnung gelingen kann, wie Einheit und Brückenbauen gelingen kann. Deshalb finde ich diese Reise unglaublich prophetisch und unglaublich wichtig gerade in diesen Tagen.“

Nikodemus Schnabel ist der erste Patriarchalvikar für Migranten und Asylsuchende des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem. Patriarcherzbischof Pierbattista Pizzaballa hatte das Vikariat im Juli 2021 eingerichtet, um den Blick besonders auf diese ausgegrenzte Personengruppe zu lenken. „Ich habe das Gefühl, dass unser Patriarch Pierbattista Pizzaballa da einfach die Stimme der Zeit und das große Anliegen von Papst Franziskus sehr ernsthaft aufgenommen und umgesetzt hat, indem er die Migranten und Asylsuchenden sehr prominent auch Teil dieser Diözese, des Patriarchats sein lässt“, so Schnabel.

(vatican news – cs/gs)

 

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03. Dezember 2021, 12:03