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Eine Demonstration zur Unterstützung von Migranten an der belarussisch-polnischen Grenze in Warschau Eine Demonstration zur Unterstützung von Migranten an der belarussisch-polnischen Grenze in Warschau 

Polen: Friedensmarsch für Flüchtlinge an der Grenze

Am Samstagnachmittag haben Tausende Polen im Zentrum von Warschau aus Solidarität mit Migranten einen Friedensmarsch abgehalten. Sie wiesen auf die Flüchtlinge hin, die versuchen, von Belarus aus nach Europa zu gelangen. Der Sprecher der polnischen Jesuiten, Pater Zmudzinski, sagt uns: „Die Flüchtlinge sind keine Aggressoren, sondern verzweifelt, getäuscht und in Not.“

Mario Galgano und Alessandro Di Bussolo – Vatikanstadt

„Gebt den Hungrigen zu essen und den Nackten Kleidung“: unter diesem biblischen Zitat haben Tausende von Menschen des Solidaritätsmarsches in Warschau auf die Lage der Flüchtlinge hingewiesen, die versuchen, die polnische Grenze nach Europa zu überqueren und dabei der Kälte, dem Hunger und den Zurückweisungen der Grenzpolizei trotzen. Die Demonstrierenden trafen sich auf dem Lubliner Unionsplatz im Zentrum der polnischen Hauptstadt. Durchgeführt wurde die Veranstaltung von Nichtregierungsorganisationen, die sich um die Unterstützung von Migranten bemühen, darunter das dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst angegliederte Jesuiten-Sozialzentrum. Statt Fahnen der Solidaritätsbewegungen schwenkten sie Wärmedecken, mit denen sich die Flüchtlinge warm halten. Die Forderung der Marschteilnehmer war, dass die Ärzte an die Grenze zurückkehren sollten, wie gegenüber Radio Vatikan Pater Wojciech Zmudzinski, Sprecher und Assistenzprovinzial der Gesellschaft Jesu in Polen, sagt:

Zum Nachhören - wie die Lage an der Grenze zwischen Polen und Belarus ist

„Der verantwortliche Priester des Jesuiten-Sozialzentrums in Warschau (der mit dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst zusammenarbeitet, Pater Lukasz Lewicki, Anm. d. Red.) steht in ständigem Kontakt mit Freiwilligen von Organisationen, die Einwanderern in der Nähe des Gebiets zu Belarus helfen, über das die polnische Regierung den Ausnahmezustand verhängt hat. Unsere schwierigste Aufgabe ist jedoch der Versuch, die Mentalität nationalistischer Kreise einzudämmen, die sich mit der katholischen Kirche identifizieren, obwohl sie nicht nach dem Evangelium handeln. Sie sehen Flüchtlinge nicht als hilfsbedürftige Menschen. Für sie sind diese verzweifelten Flüchtlinge, die vom Lukaschenko-Regime betrogen wurden, junge Menschen, Frauen, Kinder, nur Aggressoren. Das ist sehr traurig.“

Weitere Festnahmen und Zurückweisungen an der Grenze

An der Grenze zu Belarus gaben die polnischen Behörden unterdessen bekannt, dass sie in diesen Tagen mehrere Hundert Personen zurückgewiesen hätten und zwar hätten die Flüchtlinge im Gebiet Dubicze Cerkiewne versucht, illegal in das Land einzureisen. „Die Ausländer waren aggressiv, warfen mit Steinen, Feuerwerkskörpern und Tränengas“, hieß es in einer Erklärung. Die Polizei habe mehrere Personen festgenommen, darunter vier polnische, zwei ukrainische, zwei deutsche, ein aserbaidschanischer und ein georgischer Staatsbürger, denen vorgeworfen wurde, einer Gruppe von 34 Migranten beim Grenzübertritt geholfen zu haben. Jesuitenpater Zmudzinski spricht Klartext:

„Die polnischen Bischöfe erheben seit langem ihre Stimme und sagen, dass es keinen Widerspruch zwischen dem Schutz der Grenze und der Hilfe für Flüchtlinge gibt. Sie appellieren an die Regierung, einen humanitären Korridor zu öffnen. Die Jesuiten schreiben im Internet, erklären in den Kirchen, schalten sich in die Debatte ein und versuchen, die Bischöfe zu unterstützen, die mit einhelliger, aber leider von der Öffentlichkeit ignorierter Stimme sprechen.  Es ist kein Wunder, dass die Migranten immer aggressiver werden. Sie sind verzweifelt. Einige sind wirklich beängstigend. Es stimmt, was ich von einem Freund gehört habe, dass sich Migranten so verhalten, wie sie behandelt werden. Das gilt auch für andere Situationen und andere Menschen. Wenn uns jemand das Recht verweigert, als menschliche Wesen behandelt zu werden, fühlen wir uns wie verwundete Tiere. Oftmals gibt es auch Hass auf Flüchtlinge. Vielleicht, weil die Wunden des letzten Weltkriegs und des langen Kampfes um die Unabhängigkeit noch offen sind. Wir müssen endlich einen Prozess der Heilung, der Bekehrung beginnen, um offener zu werden. Und vielleicht können Priester und Ordensleute wie die Jesuiten dabei eine große Rolle spielen.“

Seit Wochen schleust die belarussische Regierung Lukaschenkos Migranten an die Grenze zu Polen, eine EU-Außengrenze.

(vatican news)

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22. November 2021, 12:11