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Ein Kreuz vor den Rauchwolken des Vulkans Cumbre Vieja, der weiter heiße Lava spuckt Ein Kreuz vor den Rauchwolken des Vulkans Cumbre Vieja, der weiter heiße Lava spuckt  

Spanien: Während Vulkanausbruch „an Gott klammern“

Der Vulkanausbruch in La Palma, einer kanarischen Insel, ebbt nicht ab - zum Leiden der Bevölkerung. Ein Pastor erklärt, wie man versucht, dennoch Hoffnung zu schöpfen.

Seit fünf Wochen kämpft die Insel La Palma mit dem Ausbruch des Vulkans, der seit Montag seine Aktivität sogar noch gesteigert hat. Durch den zwei Kilometer breiten Lavastrom sollen 2.000 Gebäude zerstört und mehr als 300 Hektar Land bedeckt worden sein. „Es ist ein Monstrum, das einfach alles verschlingt, was ihm in den Weg kommt", sagte Pedro Rodrigues, Pastor in der Gemeinde Los Llanos im Westen der Kanareninsel, dem Kölner Internetportal domradio.de (Dienstag). „Diese fünf Wochen waren schier endlos, weil der Vulkan nicht wie eine Quelle irgendwo Lava ausströmt und der Fluss einfach diesen Lauf geht, sondern er breitet sich aus", so der Pastor einer Baptistengemeinde, sechs Kilometer vom Vulkan entfernt. „Es ist eine erschreckende Situation. Tragisch."

Vulkanausbruch trifft alle sozialen Schichten

Gemeinsam mit einem Team von Ehrenamtlichen teile er in einer von der Stadt bereitgestellten Sporthalle Lebensmittel, Handtücher und Bettwäsche an Menschen aus, die zum Teil alles verloren hätten. „Es gab Leute, die sehr wohlhabend sind oder waren, die wunderbare Häuser, Bungalows oder Anwesen hatten." Ebenso kämen „sehr einfache Leute, Arbeiter, die nicht nur Wohnung oder Wohnraum verloren haben, sondern auch ihren Arbeitsplatz, weil sie in der Bananenproduktion tätig waren, in der Landwirtschaft ihre eigenen Anlagen hatten." Auch diese seien vernichtet worden. „Der Vulkan hat überhaupt keine Rücksicht, was den Status der Menschen betrifft. Alle Schichten sind betroffen."

Mut machen in der Krise

Als Seelsorger versuche er, Mut zu machen. „Meine Aufgabe ist es auch zu sagen, dass bisher kein Menschenleben zu beklagen ist und Gott davor bewahrt hat", so der Geistliche. „Den Menschen, die ihre ganze Existenz verloren haben, kann ich sagen, dass sie nochmal anfangen können. Auch, wenn sie älter sind. Es kann noch mal weitergehen", so Rodrigues. „Das ist jetzt vielleicht eine Bremse in unserem Alltag, nachzusinnen, was wir eigentlich sind, wer wir sind." Man könne „sich an Gott klammern“.

Er bete darum, dass der Vulkan zur Ruhe kommt, sagte der Pfarrer. „Die Erdbeben haben ja nicht aufgehört, sie sind sogar schlimmer geworden. Ich wünsche mir, dass das aufhört, damit die Menschen und wir selbst auch wissen: So groß ist der Schaden und jetzt können wir erst mal drangehen, das wieder aufzubauen, was aufzubauen ist."

Insel wächst

Der Vulkanausbruch trifft auch die Wirtschaft der 85.000-Einwohner-Insel schwer. Die Lava zerstörte zahlreiche Bananen-Plantagen, die neben dem Tourismus zu den Haupteinnahmequellen der Kanareninsel zählen. Zwar entstehen durch den Vulkanausbruch neue Flächen, wo die glühende Lava in den Atlantik fließt, jedoch dauert es Jahre bis Jahrzehnte, bis sich dort Pflanzen ansiedeln – und damit genauso lange, wie die nun von Lava- und Ascheschichten bedeckten Gebiete bis zu einem möglichen Wiederanbau brauchen werden.

(kna – gh)

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26. Oktober 2021, 11:46