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Bischof Olivier Leborgne (links) ist Vize-Präsident der Französischen Bischofskonferenz Bischof Olivier Leborgne (links) ist Vize-Präsident der Französischen Bischofskonferenz 

Frankreich: „Traditionis Custodes“ will „liturgische Erneuerung“

Papst Franziskus hat nach Rücksprache mit den Bischöfen der Welt beschlossen, den Gebrauch des Messbuchs von 1962 neu zu regeln. Er habe neue Bedingungen für die Verwendung „mit einem sehr präzisen Rahmen festgelegt“, so Bischof Olivier Leborgne von Arras im Interview mit Radio Vatikan.

Mario Galgano und Hélène Destombes - Vatikanstadt

In dem am Freitag veröffentlichten Motu proprio mit dem Titel „Traditionis Custodes“ ändert der Papst das 2007 von seinem Vorgänger Benedikt XVI. veröffentlichte Dekret „Summorum Pontificium“, das die „Alte Messe“ als „außerordentlicher Römischer Ritus“ zuließ. Seinem neuen Motu proprio fügte Franziskus einen an die Bischöfe gerichteten Brief bei, in dem er die Gründe für seine Entscheidung ausführlich darlegte, vor allem im Hinblick auf ihre Verantwortung. Der Papst hob hervor, dass er betrübt sei über die Missbräuche bei liturgischen Feiern „auf beiden Seiten“. Er stellte „eine Instrumentalisierung des Missale Romanum von 1962 fest, die zunehmend durch eine wachsende Ablehnung nicht nur der Liturgiereform, sondern auch des Zweiten Vatikanischen Konzils gekennzeichnet ist“.

In einer Erklärung, die am Tag nach dem Motu proprio veröffentlicht wurde, sprachen die französischen Bischöfe von einem „anspruchsvollen Aufruf an die ganze Kirche“. Die vom Bischof ausgeübte Verantwortung müsse „im Dialog“ ausgeübt werden und „braucht Zeit“. Die französische Bischofskonferenz wolle auch den Gläubigen, die gewöhnlich nach dem Messbuch von Johannes XXIII. zelebrieren, „ihre Wertschätzung für ihren geistlichen Eifer“ und „ihre Entschlossenheit, gemeinsam die Mission in der Gemeinschaft der Kirche zu verfolgen“, zum Ausdruck bringen.

Mit Ernsthaftigkeit begrüßt

Bischof Olivier Leborgne, Bischof von Arras, geht im Gespräch mit Radio Vatikan auf die Fragen ein, die die Beziehungen zu den sogenannten traditionalistischen Gemeinschaften betreffen; er spricht von einem Text des Papstes mit wichtigen Einsätzen, den er mit Ernsthaftigkeit begrüßt habe.

„Ich habe es mit Ernsthaftigkeit aufgenommen, denn es steht viel auf dem Spiel. Außerdem drückt der Brief des Papstes an die Bischöfe dies in einer sehr starken Weise aus, vielleicht sogar unerwartet für uns Franzosen, aber dieser Text ist in der Tat für die Weltkirche. Deshalb habe ich dieses Motu proprio mit echtem Ernst für die Fragen der Einheit und der Liturgie, die es aufwirft, begrüßt, und auch, um die Verantwortung, die wir innerhalb des festgelegten Rahmens haben, mit echter Nächstenliebe und pastoraler Sorge für diejenigen auszuüben, die es gewohnt sind, mit den liturgischen Büchern des heiligen Johannes XXIII. zu feiern.“

Einschränkungen für die Zukunft

Der Gebrauch des Außerordentlichen Römischen Ritus werde fortan sehr eingeschränkt sein, gibt er zu. Die Zelebration mit dem Messbuch von 1962 müsse aber „in völliger Gemeinschaft mit dem Bischof“ erfolgen. Damit werde den Bischöfen eine große Verantwortung übertragen. „Denn die Gemeinschaft mit dem Bischof ist eine Grundvoraussetzung“, fügt der Bischof an. In den allermeisten Orten Frankreichs sei dies der Fall. „Nur an wenigen Stellen ist die Situation angespannter, aber wir werden in dieser Gemeinschaft mit dem vorgegebenen Rahmen weiterarbeiten“, so Bischof Leborgne.

Die außergewöhnliche Form soll außergewöhnlich bleiben, erläutert er weiter. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hätten die Tür für die Traditionalisten geöffnet. „Heute kennt die Mehrheit der Gläubigen und Priester in diesen Gemeinschaften die Gesellschaft von Erzbischof Lefebvre nicht, deshalb weiß ich nicht, ob man das so sehen kann. Aber das Ziel ist tatsächlich das der Einheit, so wie es Johannes Paul II. und Benedikt XVI. wollten“, erläutert der Bischof von Arras. Jedes Konzil habe Reaktionen provoziert, „wie die Geschichte zeigt, und die Päpste kämpfen immer darum, die Gemeinschaft um jeden Preis zu erhalten“. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Benedikt XVI. mit der außerordentlichen Form des Messbuchs eine absolut nicht-traditionelle Initiative ergriffen hatte. Der Römische Ritus, der Chaldäische Ritus, der Syro-Malabarische Ritus sind Riten, die ein festes Messbuch und keine außerordentliche Form haben“, erinnert der Bischof. Papst Benedikt habe deshalb die Unterscheidung zwischen „Ordentlichem“ und „Außerordentlichem Ritus“ der Nächstenliebe willen eingeführt. „Aber leider haben einige Leute sie gegen das verwendet, wozu sie eigentlich dienen sollte“, so der Bischof weiter. Daher gebe es jetzt die Reaktion von Papst Franziskus. „Ich denke, alle, die dieses Motu proprio nicht verstehen und es für zu hart halten, sollen auf Franziskus hören und dem Heiligen Vater vertrauen“, fügt er an.

„Wenn wir den Brief des Papstes an die Bischöfe lesen, lesen wir seine Bitte um eine eucharistische Erneuerung und eine neue Aufmerksamkeit für die Liturgie für die ganze Kirche, und zwar nicht nur für das außerordentliche Messbuch, sondern für das römische Messbuch von Paul VI. Es hat Exzesse gegeben, und jeder muss sich von dieser eucharistischen und liturgischen Erneuerung betroffen fühlen. Daran müssen wir überall arbeiten.“

(vatican news)

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18. Juli 2021, 14:06