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Soldaten tragen in Guaviare ein Opfer auf einer Bahre Soldaten tragen in Guaviare ein Opfer auf einer Bahre 

Kolumbien: Bischof ergreift Partei für junge Opfer

Mit Blick auf Kämpfe zwischen Militär und FARC-Dissidenten im Bezirk Gaviare hat der Ortsbischof Nelson Jair Cardona Ramírez einen doppelten Appell an Rebellen und Regierung gerichtet.

In dem östlichen Landesbezirk liefern sich Dissidenten der ehemaligen FARC-Guerilla Gefechte mit dem kolumbianischen Militär. Bei Bombardements wurden dabei auf Seiten der Dissidenten zuletzt zwölf Minderjährige getötet.

Der Bischof von San José del Guaviare richtete angesichts der Gewalt seinen Blick vor allem auf die jungen Opfer: „Ich sage den Guerillas, die weiterhin Minderjährige rekrutieren, dass sie die Träume der jungen Menschen nicht zerstören und ihnen erlauben sollen, ihre Ideale zu kultivieren“, so Bischof Nelson Jair Cardona Ramírez gegenüber der Nachrichtenagentur sir.

Entwicklung statt Repression

An die Regierung gerichtet betont er, Repression sei „nicht genug“, der Staat müsse „Antworten geben“: „Ich bitte den Staat, die Voraussetzungen für eine gerechtere soziale und wirtschaftliche Entwicklung dieses Gebietes zu schaffen, um die jungen Generationen nicht perspektivlos zu lassen. Ich bitte die Armee, umsichtig zu sein und die Minderjährigen, die in den Guerillakrieg verwickelt sind, in erster Linie als Opfer zu betrachten, denn das sind sie in erster Linie.“

Der kolumbianische Verteidigungsminister Diego Molano hatte die zwölf Getöteten hingegen als „Tötungsmaschinen“ und ihre Beteiligung am bewaffneten Kampf betont. Sie hätten „Gewehre, Maschinengewehre und Granatwerfer geladen“, so der Politiker.

Opfer und Henker?

Die Präsenz von Minderjährigen in den Reihen der FARC sei „komplex“, gibt Bischof Cardona zu bedenken. Es gebe in Kolumbien zwei Denkrichtungen: „diejenigen, die sagen, dass die Menschen Opfer sind, und diejenigen, die behaupten, dass sie stattdessen auch Henker sind“, referiert der Kirchenmann gegenüber sir: „Leider ist beides teilweise richtig“. In erster Linie seien sie aber Opfer, denn sie würden gezwungen oder sähen aufgrund von extremer Situationen wie Armut, Arbeitsmangel und schweren Familienverhältnissen keinen Ausweg. „Sicherlich gibt es nur sehr wenige, die aus ideologischen Gründen beitreten“, zeigt sich der Bischof überzeugt.

„Sicherlich gibt es nur sehr wenige, die aus ideologischen Gründen beitreten“

Der Bezirk Guaviare im dünn besiedelten Süden Kolumbiens nach wie vor als FARC-Hochburg, obwohl die Rebellenorganisation eigentlich inzwischen aufgelöst ist. Das Friedensabkommen von 2016 ging allerdings an den dort aktiven Dissidenten der so genannten „siebten Front“ nahezu spurlos vorüber. Die Guerilla kontrolliert weiterhin das Territorium, besonders auf dem Land, zerschlägt ländliche Aktivitäten, betreibt illegalen Handel und rekrutiert Minderjährige.

(sir – pr)
 

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12. März 2021, 11:05