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Die bisher als Museum genutzte Chora-Kirche - nun „Kariye-Moschee“ in der Türkei Die bisher als Museum genutzte Chora-Kirche - nun „Kariye-Moschee“ in der Türkei 

Türkei: Kritik an Umwidmung von Kirche zurückgewiesen

Die Regierung in Ankara hat Kritik an der Umwandlung einer weiteren byzantinischen Kirche in eine Moschee als „unverschämt“ zurückgewiesen.

Die „Kariye-Moschee“ in Istanbul sei ebenso kulturelles Eigentum der Türkei wie die im Juli gleichfalls umgewidmete Hagia Sophia, sagte laut türkischen Medienberichten (Samstag) der Sprecher des Außenministeriums, Hami Aksoy. Der Schritt widerspreche auch nicht der Unesco-Konvention zum Schutz des Weltkulturerbes. Mit Blick auf die Kritik aus Griechenland hieß es, das Land habe seinerseits Moscheen in Kirchen umgewandelt und sei aufgerufen, der türkischen Minderheit ihre „Rechte und Freiheiten“ zu gewähren.

Griechenlands Kritik

Zuvor hatte die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou die Umwidmung der weltberühmten Chora-Kirche in Istanbul, die seit 1958 ein Museum ist, als „Entstellung“ verurteilt. Es handle sich um einen „provokativen Akt“ der türkischen Staatsführung, der den „interreligiösen und interkulturellen Dialog“ unterminiere. Die griechische Kulturministerin Lina Mendoni sprach von einem „Affront für das Weltkulturerbe“. Die Kirche sei eines der „bedeutendsten byzantinischen Monumente“.

Reaktionen aus Brüssel und Moskau

Die EU-Sprecherin für Außenpolitik, Nabila Massrali, sagte auf Anfragen von Journalisten, Brüssel „beobachte“ die Vorgänge. Wie die Hagia Sophia sei auch die Chora-Kirche eine Stätte des Unesco-Weltkulturerbes. Es sei „schmerzlich und äußerst traurig“, dass die türkische Staatsführung die Stätten des Weltkulturerbes gering schätze, hieß es in einer Stellungnahme des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats. 

Hintergrund

Der Sakralbau aus dem 11. Jahrhundert ist weltberühmt für seine Mosaike und Fresken. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, machten ihn die Osmanen 1511 zu einer Moschee und deckten die christlichen Kunstwerke ab. 1958 erklärte der Staat die Chora-Kirche zu einem Museum und machte die Bildnisse wieder zugänglich. Das oberste türkische Gericht hatte im vergangenen Jahr die Umwandlung des Baus in eine Moschee zugelassen.

Bereits Ende Juli hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan die 1934 zum Museum deklarierte Hagia Sophia, einst die größte Kirche der Christenheit, bei einem islamischen Freitagsgebet offiziell wieder in eine Moschee umgewidmet. Dies löste ebenfalls international Empörung aus.

(kna - sst)

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23. August 2020, 09:33