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Schwester Anna Mirijam Kaschner, Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz Schwester Anna Mirijam Kaschner, Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz 

Skandinavien: Corona-Isolierung macht Glauben nicht kaputt, „aber er leidet"

Die eingeschränkten persönlichen Kontakte zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind für Christen besonders schwierig. Sie machen den Glauben zwar nicht kaputt, „aber er leidet“. Das beobachtet die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz, Schwester Anna Mirijam Kaschner. Gerade katholische Gläubige in den Weiten der katholischen Diaspora Skandinaviens hätten ein besonderes Problem, sagte die deutsche Ordensfrau, die seit 15 Jahren in Dänemark wirkt, im Podcast „Himmelklar“.

Die Nordische Bischofskonferenz umfasst Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Island. In den ingesamt sieben Diözesen leben rund 250.000 katholische Gläubige, die zum überwiegenden Teil aus dem Ausland stammen. Die Ausbreitung des Virus selbst und der Umgang mit der Bedrohung durch COVID-19 ist allerdings von Land zu Land unterschiedlich, sagt Schwester Anna Mirijam Kaschner.

„Schweden hat natürlich diesen Sonderweg beschritten, dass sie gesagt haben: „Wir vertrauen darauf, dass die Leute aus eigener Überzeugung und eigenem Mittun dabei mithelfen, dass sich das Virus nicht weiter verbreitet.“ Und am Anfang schien das auch eine Strategie zu sein, die aufging. Man wollte langsam die Durchseuchung der Gesellschaft erreichen. Man merkt aber jetzt, dass die Zahlen sprunghaft ansteigen und wir auch nach wie vor die Grenzen nach Schweden geschlossen haben. Es kommt keiner nach Dänemark rein.“

Zum Nachhören

Kardinal Anders Arborelius, der Bischof von Stockholm, habe jüngst seine Sorge um Menschen in schwedischen Altersheimen und Sammelunterkünften wie für Obdachlose geäußert. Und noch eine weitere Gruppe von Menschen sei in Schweden vom Virus bedroht:

„Wir haben ja auch eine Reihe von Flüchtlingszentren in den Ländern und wenn da das Virus ausbricht, dann wird es sehr sehr schwer.“

Als erstes der skandinavischen Länder war Island von der Pandemie heimgesucht, weil rückkehrende Schifahrer aus Ischgl in Tirol das Virus einschleppten. Inzwischen sei das Land wieder coronafrei. Auch in Norwegen sehe es gut aus. Die Wiederaufnahme der Gottesdienste in den skandinavischen Ländern, wo sie ausgesetzt waren, bezeichnet Kaschner als „ganz große Erleichterung“.

„Das war für viele unserer Katholiken ein großer Schmerz“

„Unsere Leute haben jetzt vier Wochen lang keine Messe besuchen, die Kommunion nicht empfangen können, Ostern konnte ähnlich wie in Deutschland nicht gefeiert werden. Das war für viele unserer Katholiken ein großer Schmerz, auch weil die Entfernungen zur Kirche immer so weit sind. Selbst wenn die Kirchen zwar offen waren, aber keine Gottesdienste gefeiert wurden. Alleine sich mal in die Kirche zu setzen, war für viele gar nicht möglich, weil die nächste katholische Kirche so weit entfernt ist. Das ist jetzt auf einem guten Weg. Wir haben natürlich noch viele Restriktionen. Man muss sich anmelden, bevor man in die Kirche möchte, über Internet ein Ticket bestellen - und ab 50 Leuten, beispielsweise in der Domkirche in Kopenhagen, ist dann Schluss. Dafür werden dann mehr Messen angeboten als wir ohnehin schon haben.”

Anlass zu Hoffnung

Und so sieht die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz viel Anlass zu Hoffnung. „Hoffnung macht mir, dass trotz der vorsichtigen Öffnung, die wir im Moment haben, die Leute zumindest hier sehr vorsichtig sind und sich an die Regeln halten. Ich bin davon überzeugt, dass wir nach Abschluss - falls es das hoffentlich irgendwann gibt -  auch eine ganze Menge gelernt haben im Umgang miteinander. Nähe zueinander kann nicht nur durch körperliche Nähe entstehen, sondern geht auch am Telefon. Wir können miteinander schauen wie Glaube in einer Zeit geht, wo wir uns nicht physisch treffen können. Das heißt, der Glaube geht nicht kaputt deswegen, aber er leidet natürlich ein bisschen. Wir sind auch über Entfernungen hinaus miteinander im Gebet und im Geist verbunden.“

Das überdiözesane Podcast-Projekt „Himmelklar – Fürchtet Euch nicht!" wird betreut von Renardo Schlegelmilch.  

(himmelklar/renardo schlegelmilch – gs)

 

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26. Juni 2020, 10:52