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Türkische Militärfahrzeuge überqueren die syrisch-türkische Grenze in der Region Idlib Türkische Militärfahrzeuge überqueren die syrisch-türkische Grenze in der Region Idlib 

Pfarrer von Aleppo: Papstappell ein großer Trost für uns

Zum wiederholten Mal hat Papst Franziskus am Sonntag zum Gebet für Syrien aufgerufen und an die internationale Gemeinschaft appelliert, den seit 2011 andauernden Krieg in der Region zu beenden, an dem auch türkische und russische Truppen beteiligt sind. Doch die Appelle des Kirchenoberhauptes bleiben vorerst ungehört. Wir sprachen mit Ibrahim Al Sabbagh, dem katholischen Pfarrer von Aleppo, das nicht weit von Idlib entfernt liegt.

Man wisse eigentlich nur, dass die reguläre syrische Armee weiter vorrücke, um Idlib zu erreichen, unterstreicht Pfarrer Al Sabbagh die schwierige Nachrichtenlage. Gemeinsam mit der russischen Armee gehen die Truppen des syrischen Regimes gegen die Rebellen vor, die durch die Türkei unterstützt werden. Eine komplizierte Situation, die am Ende vor allem zu Lasten der Zivilisten geht, gibt der lateinische Pfarrer zu bedenken: „Es werden viele Dörfer rund um die Haupt-Autobahn eingenommen, die Aleppo mit den anderen Städten verbindet. Mehr wissen wir auch nicht über die Situation von Idlib. Aber wie wir in unserer Seite von Aleppo hören, fallen zahlreiche Bomben auf das Gebiet, auch auf die Zivilisten, und die Angriffe haben sich im vergangenen Monat verschlimmert. Der Krieg macht keinen Unterschied zwischen den Menschen, und es gibt viele Tote.“

Zum Nachhören

Rund um Idlib leben noch etwa 700 Christen, die aus Angst um ihren Besitz nicht geflohen waren und nun gemeinsam mit den bewaffneten Gruppen und ihren Familien in der umkämpften Region ausharren, erzählt Pfarrer Al Sabbagh. Ihre Situation sei besonders schwierig, während ihnen nichts übrig bleibe, als auf eine bessere Entwicklung zu hoffen:

„Die Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes, die immer mit diesen Christen verblieben sind, kümmern sich um alle Gemeinschaften, also nicht nur Katholiken, sondern auch die Armenier und die griechisch-orthodoxen Gläubigen. Sie versuchen ihnen auf jede erdenkliche Weise zu helfen, sowohl auf humanitärer Ebene als auch spirituell, denn dort sind keine Priester anderer Konfessionen mehr, nur diejenigen des lateinischen Ritus, nämlich die Franziskaner.“

„Wir wissen die gesamte Universalkirche mit uns“

Der Friedensappell, den Papst Franziskus nur wenige Tage nach dem Ultimatum abgesetzt hat, das der türkische Präsident Erdogan an Assad und seine Verbündeten gerichtet hatte, sich aus der Region um Idlib zurückzuziehen, habe ihm und den betroffenen Menschen sehr großen Mut gemacht, betont Pfarrer Ibrahim: „Jedes Mal, wenn der Heilige Vater von uns spricht, indem er für uns betet oder dazu appelliert, Frieden zu schließen, fühlen wir uns sehr getröstet. Denn wir fühlen ihn als Person, aber damit auch die gesamte Universalkirche neben uns in diesem sehr sehr schmerzlichen Moment.“

Es sei „wichtig, immer wieder zu appellieren“, meint der Geistliche: „Denn leider vergessen viele Mächtige, was der Krieg bedeutet. Es scheint, dass die gesamte internationale Gemeinschaft nichts aus den traurigen Geschichten zweier Weltkriege und vieler kleinerer Kriege gelernt hat. Wer zahlt, sind die Verletzlichsten, und das Leid sehen wir auch mit unseren Augen, wir kommen jeden Tag damit in Kontakt. Das Leid unter unseren Menschen in Aleppo ist schrecklich. Heute erst sprachen wir darüber, wie viele Fälle von Kinderlosigkeit unter jungen, frisch verheirateten Paaren es gibt. Das ist nur ein Anzeichen dafür, was dieser Krieg anrichtet. Sicher wird er nicht nur die heutigen Generationen beeinflussen, sondern auch die Kinder, die heranwachsen werden. Und wie der heilige Johannes Paul II. sagte, ist der Krieg das größte Übel, das die Menschheit je kennengelernt hat. Und wir sehen es mit unseren eigenen Augen.“

„Allein in Aleppo 17 Todesopfer in zwei Wochen“

In den vergangenen Wochen hatte Syriens Machthaber Assad seine Militäroffensive in der Region spürbar verstärkt, was zu einer weiteren Massenflucht von Zivilisten geführt hatte. Die Vereinten Nationen sprechen von über einer halben Million Menschen, darunter vor allem Frauen und Kinder, die allein seit dem 1. Dezember aus ihren Häusern vertrieben wurden.

„Stellen Sie sich nur vor, dass durch die Raketen, die um Idlib abfeuert wurden, allein in Aleppo zwischen dem 12. Januar bis Ende Januar 17 Zivilisten starben, darunter vor allem Frauen und Kinder. Mehr als 100 wurden verletzt. Also, wenn das der Todeszoll unter den Zivilisten hier ist, wie viele werden es dann in Idlib selbst sein, ohne von den bewaffneten Gruppierungen oder von der regulären Armee zu sprechen. Deshalb erwärmt der Appell, den der Papst gestern abgesetzt hat, unsere Herzen und gibt uns großen Trost in unserem Leid. Es ist wahr, dass es ein sehr schmerzlicher Moment für uns und unsere Leute, für ganz Syrien ist, aber das ist der Weg, den die Kirche immer einschlagen muss, laut und deutlich nein zum Krieg zu sagen, die Zivilbevölkerung zu beschützen und alle dazu aufzurufen, in Frieden und Eintracht zu leben.“

(vatican news - cs)

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10. Februar 2020, 13:30