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Trauer um P. Scannone Trauer um P. Scannone 

Pater Scannone, enger Vertrauter des Papstes, ist tot

Er war einer der Väter der sogenannten Theologie des Volkes, einer argentinischen Spielart der Befreiungstheologie. Und er war Jesuit, Lehrer und Freund von Jorge Mario Bergoglio, jetzt Papst Franziskus. Am Mittwoch ist Pater Juan Carlos Scannone im Alter von 88 Jahren in Buenos Aires gestorben.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

„Er war ein sehr guter Schüler – einer der besten der Gruppe.“ O-Ton Scannone über den heutigen Papst. Er kannte Bergoglio wie kaum ein anderer, schließlich war er zunächst der Altgriechisch-Lehrer des gerade Zwanzigjährigen am Priesterseminar der argentinischen Hauptstadt.

„Ich hatte ihn sehr gern, aber ich hatte keine Ahnung, dass er einmal Jesuit, dann mein Provinzial, mein Direktor, mein Erzbischof und dann mein Papst werden würde. Damals hatte ich keine Ahnung…“

Er wertete die Volksfrömmigkeit auf

Der 1931 geborene Scannone ist schon mit 18 Jahren in den Jesuitenorden eingetreten; er studierte Theologie in Innsbruck und Philosophie in München. Etwa zehn Jahre lang wohnte er mit seinem früheren Schüler Bergoglio in einer Jesuitenkommunität am Colegio Maximo in Buenos Aires Tür an Tür. Franziskus schätzte Scannone sehr, er lässt sich bis heute von der „Theologie des Volkes“ inspirieren. Die geht, so erläuterte Pater Scannone immer wieder, von der kirchlichen Option für die Armen aus.

„Wir verwenden nicht die marxistische Analyse, um die Gesellschaft und die Geschichte zu deuten, sondern eher eine geschichtlich-kulturelle Analyse der Lage. Dabei werden zwar auch die sozialen Umstände berücksichtigt, aber nicht mit marxistischen Kategorien. Ein anderes Merkmal ist die Wiederaufwertung der Frömmigkeit und Spiritualität des Volkes.“ 

„Cacho“ erklärte den theologischen Hintergrund des Papstes

Als 2013 Bergoglio zum Papst gewählt wurde, bat er Pater Scannone (den er freundschaftlich „Cacho“ nannte), auf Kongressen und in Interviews den theologischen Hintergrund von Franziskus zu erklären. Das tat der Jesuit trotz seines hohen Alters unermüdlich, wie hier im Gespräch mit der Pressestelle des Bistums Eichstätt im Jahr 2014.

„Als Papst Franziskus in Rio de Janeiro gegen den Klerikalismus sprach, brachte er gleichzeitig die Volksfrömmigkeit ins Gespräch: Das haben die Laien selbst entwickelt, natürlich im Lichte des Evangeliums, aber ohne die Beihilfe des Klerus!“

Zum Nachhören

Ein paar Hausaufgaben für Franziskus

Von Papst Franziskus, dessen Wahl er für ein „Werk der göttlichen Vorsehung“ hielt, erwartete Scannone, wie er offen sagte, die Reform der Kurie. „Und dann eine größere Kollegialität – und dass die Lokalkirchen eine größere Bedeutung bekommen. Und eine größere Bedeutung für die Synode.“

Der frühere Griechischlehrer des Papstes ist tot, aber man sieht: Er hat seinem Schüler noch ein paar Hausaufgaben hinterlassen.

(vatican news/bistum eichstätt youtube)
 

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28. November 2019, 12:55