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Papst Franziskus beim Besuch der fast komplett zerstörten Stadt Amatrice 2016 Papst Franziskus beim Besuch der fast komplett zerstörten Stadt Amatrice 2016 

Italien: Bischof beklagt stockenden Wiederaufbau nach Erdbeben

Genau drei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien mit fast 300 Toten stockt der Wiederaufbau. Die katholische Kirche verlangt, dass den Überlebenden die Hoffnung wiedergegeben werde.

„Wer diese Tragödie erlebt hat, vergisst nichts“, sagt der Bischof von Ascoli Piceno, Giovanni D’Ercole, im Gespräch mit Vatican News. Die allgemeine Entmutigung der Menschen in den Erdbebengebieten werde noch verstärkt „von der Tatsache, dass es mit Blick auf den Wiederaufbau einen enormen Stillstand gibt“.

Am 24. August 2016 erschütterte ein schweres Erdbeben die italienischen Regionen Umbrien, Marken, Abruzzen und Latium. Rund 300 Menschen starben, die meisten in dem Ort Amatrice. Insgesamt waren 138 Gemeinden von der Katastrophe betroffen. Rund ein Drittel des Schutts seien heute noch an Ort und Stelle, so der Bischof.

[ Der Schmerz hat auch viele Familien und junge Menschen dazu gebracht, diese Orte zu verlassen ]

„Der Wiederaufbau war schon bei privaten Häusern ziemlich langsam. Aber in Orten und Dörfern herrscht wirklich Stillstand", beklagt D'Ercole. Nach wie vor seien rund 73.000 Gebäude unzugänglich, nur etwa 100 neue Quartiere seien gebaut worden. Ein Großteil der Menschen lebe immer noch in Notunterkünften. „Der Schmerz hat auch viele Familien und junge Menschen dazu gebracht, diese Orte zu verlassen“, so der Bischof.

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Von den zerstörten Kirchen sind laut D'Ercole etwa 15 wieder zugänglich, „aber zum heutigen Tag herrscht Stillstand“, so der Bischof. „Die Menschen wollen gerne wieder kirchliche Feste feiern und wir versuchen, dem entgegenzukommen, indem wir Statuen zu den Trümmern tragen, weil das ein Zeichen des Neubeginns ist.“

„Wir brauchen noch etwas Anderes: Wir brauchen eine Vision“

Auch der Bischof von Rieti, zu dessen Diözese die zerstörte Stadt Amatrice gehört, äußerte sich kritisch über den schleppenden Wiederaufbau nach der Naturkatastrophe. Allerdings reiche es nicht aus, über die Verzögerung, die Abwanderung und die Bürokratie zu klagen. „Wir brauchen noch etwas Anderes: Wir brauchen eine Vision“, sagte Bischof Domenico Pompili am Samstagmorgen bei einer Heiligen Messe in einer Sporthalle in Amatrice. Allerdings hätten sich in diesen drei Jahren anstelle einer Vision verschiedene „Standpunkte" durchgesetzt, „auch wegen des Wechsels von Regierungen, persönlicher Verantwortung, verschiedener Menschen“. Die Tendenz sei jedes Mal gewesen, von vorne anzufangen und genau anders zu denken als jene, die vorher das Sagen hatten.

Der Bischof sprach von einer „Pattsituation". „Ohne ein Projekt, das heißt ohne langen Atem, kommt man nicht weiter. Und wie wir gerade in diesen Tagen sehen können, geht Italien die Luft aus.“

Italien steckt derzeit in einer politischen Krise. Auf der Suche nach einer Regierung halten sich die Parteien in diesen Tagen alle Optionen offen. Die Sozialdemokraten von der PD haben Verhandlungen mit der Fünf-Sterne-Bewegung aufgenommen. Deren Regierung zusammen mit der rechten Lega war zuvor gescheitert.

(vatican news – gs)

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24. August 2019, 11:12