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Tragödie im Mittelmeer Tragödie im Mittelmeer 

Libyen: Erneute Bootstragödie auf dem Mittelmeer - über 100 Menschen vermisst

Eine angekündigte Tragödie: Mehr als 100 Migranten könnten an diesem Donnerstag auf dem Mittelmeer ums Leben gekommen sein. Eine Schaluppe mit etwa 250 Menschen an Bord war vor der Küste Libyens gekentert. Einige Fischerboote retteten einen Teil der Schiffbrüchigen, doch nach wie vor sind rund 100 Menschen vermisst. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlingsangelegenheiten, Filippo Grandi, sprach auf Twitter von der „schlimmsten Tragödie dieses Jahres“.

Immer mehr Stimmen werden laut, die eine Wiederaufnahme der internationalen Rettungsmissionen auf dem Mittelmeer und die Schaffung sicherer Korridore für Flüchtlinge fordern.

Ein Team von Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Libyen hat rund 135 Überlebenden am libyschen Hafen von al-Choms erste Hilfe geleistet, andere gerettete Migranten warten derzeit noch auf ihre Einfahrt in einen sicheren italienischen Hafen. „Die schlimme Nachricht von diesem tragischen, erneuten Schiffbrauch, zeigt zum wiederholten Mal den hohen Preis, den die aktuelle Situation in Libyen und die mangelnde Seenotrettung an Menschenleben fordern“, so eine Erklärung des MSF-Missionsleiters Julien Raickman angesichts der erneuten Tragödie auf dem Mittelmeer. Den Berichten von Überlebenden nach gebe es über 100 Vermisste, die großteils ertrunken sein könnten, so der Einsatzleiter weiter. Die von MSF behandelten Patienten stünden unter Schock und zeigten Symptome, wie sie kurz vor dem Ertrinken aufträten, wie Unterkühlung und Sauerstoffmangel.

Erst am Vortag wurden einige durch die libysche Küstenwache geortete Migranten wieder in das Aufnahmezentrum von Tajoura gebracht, das vor drei Wochen das Ziel von Bombenangriffen war, die 60 Todesopfer forderten. Aus diesem Grund sei man in großer Sorge um die nun geretteten Schiffbrüchigen. „Sie können nicht erneut in Zentren eingeschlossen werden, wo sie ihr Leben riskieren, so der Nothelfer. Auch die UN-Organisation für Migration, das Kinderhilfswerk und europäische Politiker hätten sich in den vergangenen Tagen dafür ausgesprochen, die berüchtigten libyschen Auffanglager zu evakuieren.

Keine Internierung in libyschen Auffanglagern mehr

Darunter auch UN-Flüchtlingskommissar Grandi: Er verlangte eine erneute Seenotrettung und ein Ende der Internierung von Flüchtlingen und Migranten in Libyen. Sichere Wege aus Libyen seien jetzt nötig; sonst sei es „für noch viel mehr verzweifelte Menschen zu spät“, schrieb Grandi auf Twitter.

Auch Kirchenvertreter in Italien reagierten mit Bestürzung. Die Toten seien „der Preis des Kriegs gegen die Nichtregierungsorganisationen“ und des Wegduckens der europäischen Länder und Institutionen, die sich der Erstaufnahme von Migranten entledigen wollten, erklärte der Präsident der Föderation Evangelischer Kirche in Italien, Luca Negri.

Der katholische Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Rom forderte die sofortige Wiederaufnahme von Such- und Rettungsoperationen sowie einen Evakuierungsplan für Migranten in Libyen; dort sei ihr Leben durch tägliche Gewalt und Übergriffe in Gefahr. Ferner müssten legale Einreisewege nach Europa und humanitäre Korridore für Menschen auf der Flucht vor Kriegen, Verfolgung und extremer Armut geschaffen werden.

(vatican news/kap - cs)

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26. Juli 2019, 14:36