Suche

Altes Mosaikporträt des Apostels Andreas in einem Museum von Nikosia Altes Mosaikporträt des Apostels Andreas in einem Museum von Nikosia 

Patriarchen berieten auf Zypern über innerorthodoxe Konflikte

In der zypriotischen Hauptstadt Nikosia haben sich auf Einladung des orthodoxen Erzbischofs Chrysostomos II. die orthodoxen Patriarchen von Alexandrien (Theodoros II.), Antiochien (Youhanna X.) und Jerusalem (Theophilos III.) getroffen.

Zentrales Gesprächsthema bei den Beratungen der Oberhäupter der vier in frühchristliche Zeit zurückreichenden autokephalen Kirchen war die kirchliche Situation in der Ukraine und wie damit umgegangen werden soll. Außerdem ging es um eine Lösung des Streits um die kirchliche Zuständigkeit für das Fürstentum Katar, wie der Informationsdienst der Stiftung „Pro Oriente“ berichtet.

Die vier Kirchen hatten auf die rund um den Jahreswechsel erfolgte Gründung der neuen, vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel mit der Eigenständigkeit ausgestatteten „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ zurückhaltend bis ablehnend reagiert. Aus dem Abschlusskommuniqué des Treffens in Nikosia geht hervor, dass Erzbischof Chrysostomos II. eine Vermittlungsmission zur Wiederherstellung der orthodoxen Einheit unternimmt.

Chrysostomos versucht zu vermitteln

Wörtlich heißt es im Kommuniqué: „Chrysostomos berichtete über die Vermittlungsmission, die er persönlich unternommen hat. Die drei Patriarchen unterstützen ihn, sodass er diese Mission zu Gunsten der Einheit der orthodoxen Kirche fortsetzen kann.“ Die Leiter der vier Kirchen hätten an alle Beteiligten appelliert, die eucharistische Einheit wiederherzustellen, die das Herz der Kirche Jesu Christi sei.

Hintergrund der Spaltung ist die Anerkennung einer selbstständigen orthodoxen Kirche in der Ukraine durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltkirche. Das russische-orthodoxe Moskauer Patriarchat mit Patriarch Kyrill I. an der Spitze betrachtet dagegen weiterhin die Ukraine als eine unter seiner kirchlichen Oberhoheit stehende Region und hat im Zuge des Konflikts u.a. die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel beendet.

„Gläubige vor Gewalt schützen“

Weiter heißt es im Nikosia-Kommuniqué, die Oberhäupter der vier Kirchen hätten den Schutz der Gläubigen, Kirchen und Klöster vor Attacken und Gewaltakten gefordert, „von welcher Seite auch immer sie kommen und was immer die Begründungen und Motive dafür sein mögen“.

Diese Formulierungen bedeuten laut „Pro Oriente“ eine erste hochrangige Reaktion aus der orthodoxen Welt auf Hilferufe aus der von Metropolit Onufrij (Berezowskij) geleiteten ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Sie sieht sich von den Vertretern der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ bedrängt und wirft auch den staatlichen Autoritäten in Kiew vor, den Transfer von Kircheneigentum und Pfarren mit maximalen Druck zu unterstützen. Auch gab es Berichte über gewalttätiges Vorgehen gegen Kleriker und Laien, die in diesem Zusammenhang ihre Gotteshäuser verteidigen wollten.

„Sondertreffen“ zu Katar-Streit

In Nikosia kam es auch zu einem „Sondertreffen“ zwischen dem antiochenischen Patriarch Youhanna X. und dem Jerusalemer Patriarch Theophilos III., wie aus der offiziellen Erklärung nach dem Gipfel hervorgeht. Dabei ging es um eine Beilegung des Streits um die kirchliche Zuständigkeit für das Fürstentum Katar. Es sei die Absicht bekundet worden, die bestehenden Schwierigkeiten rasch zu überwinden, um die ersehnte Wiederherstellung der eucharistischen Gemeinschaft zwischen den beiden benachbarten Patriarchaten zu ermöglichen.

Die kirchliche Gemeinschaft zwischen den beiden orthodoxen Patriarchaten ist wegen des Konflikts um Katar seit sechs Jahren gebrochen. Das orthodoxe Patriarchat von Antiochien ist der Auffassung, dass die ganze arabische Halbinsel traditionell zu seinem „kanonischen Territorium“ gehört. Das Patriarchat von Jerusalem wiederum stellt sich auf den Standpunkt, dass die meisten Christen in Katar aus Palästina kommen und errichtete vor diesem Hintergrund 2013 in Doha einen eigenen erzbischöflichen Sitz.

Die Katar-Frage hat auch einen hohen gesamtorthodoxen Stellenwert, weil sie letztlich der auslösende Faktor für die Nichtbeteiligung von vier autokephalen Kirchen am Orthodoxen Konzil von Kreta im Jahr 2016 war.

(pro oriente – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

23. April 2019, 11:17