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Irak: Bischof feiert erstmals wieder Kar- und Ostertage in Mosul

Zum ersten Mal seit fünf Jahren feiert in der irakischen Stadt Mosul wieder ein Bischof die Gottesdienste der Heiligen Tage der Karwoche und von Ostern. Der neue chaldäisch-katholische Erzbischof Michael Najeeb Moussa appellierte am Gründonnerstag und Karfreitag an die „kleine Herde“ der in die Stadt zurückgekehrten Christen, „Brücken der Geschwisterlichkeit zu bauen, Mauern niederzureißen und Hoffnung zu säen“.

Der Erzbischof zelebrierte in der Paulskirche, an jenem Altar, wo die sterbliche Hülle seines von Islamisten getöteten Vorvorgängers Paulos Faraj Rahho (1942-2008) ruht. Der Mord an diesem Bischof im Jahr 2008 – fünf Jahre nach dem Einmarsch der US-Amerikaner und ihrer Alliierten im Irak – galt bereits als Vorzeichen für das Schicksal der christlichen Gemeinschaft in Mosul, die auf apostolische Zeit, auf das 1. Jahrhundert, zurückgeht.

In seiner Predigt sagte Erzbischof Najeeb Moussa, wie die italienische katholische Nachrichtenagentur SIR berichtet: „Habt keine Angst, habt den Mut, Christen zu sein. Unsere Aufgabe ist es, Zeugnis für Christus abzulegen. Das ist die Botschaft, die wir unseren Brüdern und Schwestern vermitteln wollen, die anderen Glaubensgemeinschaften angehören – und der ganzen irakischen Bevölkerung“. Der Erzbischof fügte aber auch eine politische Botschaft an: „Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Zukunft für die Christen im Irak“. Gerechtigkeit bedeute, die Rechte aller Bürger zu garantieren, unabhängig von Religionsbekenntnis oder ethnischer Zugehörigkeit, appellierte Najeeb Moussa an die Regierenden in Bagdad: „Wir Christen sind vollberechtigte Bürger, wie alle anderen“.

2014 hatten die IS-Terroristen Mosul erobert

Im Juni 2014 hatten die IS-Terroristen Mosul erobert – ohne einen Schuss abzugeben. Die Christen wurden vertrieben. Am 29. Juni 2014 proklamierte der selbsternannte „Führer“ der Terroristen, Abubakr al-Baghdadi, in der Al-Nur-Moschee von Mosul sein herbeiphantasiertes „Kalifat“. Es folgte die Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene, unter ihnen auch der Dominikanerpater Michael Najeeb Moussa, dem die Rettung von1.300 kostbaren frühchristlichen Manuskripten und die Gründung des „Oriental Manuskript Digital Center“ zu verdanken ist.

Die von den IS-Terroristen geschändeten Kirchen in Mosul kehren langsam wieder zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurück. Derzeit ist die Paulskirche der einzige Ort, wo die chaldäisch-katholische Messfeier stattfinden kann. „Hier feiern wir Ostern, als Beweis dafür, dass das Licht in unserer Alltagsrealität die Finsternis überwindet“, sagte Erzbischof Najeeb Moussa im Gespräch mit SIR.

„Zeichen der Auferstehung und der Wiedergeburt“

Er hoffe, dass das Osterfest in der Paulskirche in Mosul ein „Zeichen der Auferstehung und der Wiedergeburt“ wird, so der Erzbischof. Aber die Situation bleibe schwierig. Viele vertriebene oder geflohene Christen seien noch nicht in ihre Heimstätten zurückgekehrt, auch in der Ninive-Ebene erst an die 50 Prozent. In Mosul sei die Situation noch heikler, auch weil es noch IS-Zellen gebe. Viele christliche Familien hätten aber den Wunsch zur Rückkehr, „mein Osterwunsch ist mit ihnen“.

Auch wenn jetzt nur eine „kleine Herde“ in der Paulskirche versammelt sei, „ist das ein Zeichen der Wiedergeburt“, so der Erzbischof: „Es geht nicht um Zahlen, sondern um die Stärke des Glaubens“. Entscheidend sei es, den christlichen Glauben mit Entschiedenheit zu leben, „diesen Glauben, den wir nie aufgegeben haben, trotz aller Gewalt, Verfolgung und Unrecht der IS-Terroristen“. Die Auferstehung Jesu sei eine Einladung zum Mut des Zeugnisses für das Evangelium. Erzbischof Najeeb Moussa: „Wir müssen unseren irakischen Brüdern und Schwestern zeigen, dass wir Menschen der Freude, der Hoffnung, der Nächstenliebe sind“.

(pm - gs)

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20. April 2019, 13:33