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Kardinal Daniel DiNardo Kardinal Daniel DiNardo 

USA: Bischöfe fordern rasche Aufklärung von Vorwürfen

Die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten ruft zu einer umfassenden Aufklärung der jüngsten Enthüllungen um Missbrauchsfällen.

Die jüngsten Vertuschungsvorwürfe des früheren Apostolischen Nuntius in Washington, Carlo Maria Viganò, gegen hochrangige Kirchenvertreter bis hin zu Papst Franziskus verlangten schlüssige Antworten, die auf Beweisen beruhen, erklärte der USCCB-Vorsitzende, Kardinal Daniel DiNardo, am Montag (Ortszeit) in Washington. „Ohne diese Antworten werden schuldlose Männer von den Anklagen beschmutzt, und die schuldigen können die Sünden der Vergangenheit wiederholen.“

Er hoffe auf eine baldige Audienz bei Papst Franziskus und dessen Zustimmung zu Plänen der US-Bischofskonferenz für ein schärferes Vorgehen gegen Bischöfe, die Machtmissbrauch begangen oder vertuscht haben, so DiNardo. „Ich bin zuversichtlich, dass Papst Franziskus unseren Wunsch nach größerer Effizienz und Transparenz hinsichtlich der Disziplinierung von Bischöfen teilt.“ Die US-Bischöfe stünden in diesen schwierigen Tagen in brüderlicher Liebe an der Seite des Heiligen Vaters, bekräftigte der Erzbischof von Galveston-Houston. Die Verfehlungen von Menschen könnten das Licht des Evangeliums nicht verdunkeln.

Zum Nachhören - Die Reaktion der US-Bischöfe

Reformen gegen Missbrauch

 

Die katholische US-Bischofskonferenz hatte bereits vor der Veröffentlichung des Viganò-Schreibens angesichts des jüngsten Missbrauchsskandals im Bundesstaat Pennsylvania tiefgreifende Reformen angekündigt. Kardinal DiNardo hatte für November, zur nächsten Vollversammlung der US-Bischöfe, einen umfassenden Reformplan in Aussicht gestellt. Zudem bat der Vorsitzende der Bischofskonferenz den Vatikan, das Geschehene im Rahmen einer sogenannten Visitation zu untersuchen.

Laut DiNardo sollten etwa „neue und vertrauliche Kanäle“ geschaffen werden, um Beschwerden gegen Bischöfen vorzubringen, die Missbrauch selbst begangen oder vertuscht haben. Opfern müsse es leichter gemacht werden, Fehlverhalten von Kirchenoberen anzuzeigen. Den Vorwürfen müsse künftig auch schneller, effizienter und transparenter nachgegangen werden, so der Kardinal.

Belastete Bischöfe dürften nicht mehr die Möglichkeit haben, die kircheninternen Ermittlungen gegen sie zu behindern, sondern müssten den „höchsten Standards an Transparenz und Verantwortlichkeit“ gerecht werden. Im Kampf gegen Missbrauch will die Bischofskonferenz außerdem stärker auf die Expertise von Laien setzen. Diese sollten an führender Stelle in die Reformen eingebunden werden.

In der Erklärung von vor gut einer Woche kündigte DiNardo auch eine umfassende Untersuchung der Affäre um den früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick (88) an. Ihm wird der Missbrauch von Seminaristen und mindestens zwei Minderjährigen vorgeworfen.

Zum Nachhören - Die Meinungen im US-Episkopat

Strafmaßnahmen gegen Kardinal McCarrick

 

Papst Franziskus wollte die Behauptung seines ehemaligen Botschafters in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, schon seit Jahren über den Missbrauchsverdacht gegen Kardinal McCarrick gewusst zu haben, bisher nicht weiter kommentieren. Das Dokument von Viganò spreche für sich, sagte Franziskus am Sonntagabend auf dem Rückflug von einem zweitägigen Irland-Besuch nach Rom. Er werde dazu nichts sagen und vertraue auf die journalistische Kompetenz, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Wörtlich sagte er auf die entsprechende Frage eines Journalisten zu dem Dossier: „Lesen Sie es selbst aufmerksam und bilden Sie sich ein eigenes Urteil.“

In dem zuvor veröffentlichten Memorandum hatte Viganò schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus erhoben: Der des Missbrauchs von Seminaristen und jungen Priestern beschuldigte frühere Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick sei bereits 2009 oder 2010 von Papst Benedikt XVI. mit einer Strafe belegt worden, die Franziskus später de facto zurückgenommen habe. Eine Maßregelung McCarricks durch Benedikt XVI. wurde bisher allerdings nie öffentlich bekannt. Wenn es sie tatsächlich gab, dann hat sich McCarrick nicht an solche Auflagen gehalten.

In seinem elfseitigen Brandbrief zielt Erzbischof Viganò weniger auf den Missbrauch Minderjähriger als auf homosexuelle Beziehungen und Seilschaften im Klerus. Er entfaltet weitgespannte Behauptungen über homosexuelle Netzwerke und Korruption in der Kirchenleitung. In dem Schreiben mit Datum vom 22. August fordert der Erzbischof den Papst zum Rücktritt auf. Damit würde Franziskus, schreibt Viganò, allen Kardinälen und Bischöfen, die McCarrick gedeckt hätten, „ein gutes Beispiel“ geben. 

Ähnliche Strafmaßnahmen wie die erwähnten gegen den früheren Erzbischof von Washington (2000-2006) sowie zusätzlich die Rücknahme von dessen Kardinalstitel verfügte Franziskus vor einigen Wochen. Zu diesem Zeitpunkt wurden öffentlich Vorwürfe bekannt, McCarrick habe in früheren Jahren zu jungen Seminaristen sexuelle Beziehungen gehabt. Zudem soll der Geistliche in mindestens zwei Fällen Minderjährige missbraucht haben.

(kna – mg)

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28. August 2018, 11:34