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Kardinal O´Malley über Kinderschutz: „Wir brauchen die Hilfe der Laien“

Der US-amerikanische Kardinal Sean Patrick O´Malley, Leiter der päpstlichen Kinderschutzkommission, hat zu sofortigen Maßnahmen gegen Missbrauch in der Kirche aufgerufen. „Wir brauchen die Hilfe der Laien“, sagte O´Malley in einer Videobotschaft.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

„Die Uhr tickt für uns alle in der Kirchenleitung“, so der Kardinal in der Videobotschaft, die er offenbar noch vor Bekanntwerden des neuen Papstbriefes zum Thema Missbrauch aufzeichnete. „Die Katholiken haben die Geduld mit uns verloren, die Zivilgesellschaft hat das Vertrauen in uns verloren. Aber ich bin nicht ohne Hoffnung, und ich ergebe mich nicht der verzweifelten Annahme, dass unsere Fehler nicht korrigiert werden können.“ Es gebe „zu viel Gutes in der Kirche und in unserem Glauben, um die Hoffnung zu verlieren". Oft seien es gerade Missbrauchsüberlebende, „die uns mutig lehren, dass wir die Hoffnung nicht verlieren dürfen", sagte O´Malley aus jahrelanger Erfahrung im Umgang mit Opfern.

Viele Täter müssten noch für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurden, stellte der Kardinal klar. Gleichzeitig sei die katholische Kirche immer noch im Hintertreffen, Regelungen zu finden, wie die Hierarchie mit Missbrauch umzugehen habe. Sie müsse erst noch „klare und transparente Systeme der Rechenschaftspflicht und der Konsequenzen für die Kirchenleitung schaffen, deren Misserfolge diese Verbrechen ermöglicht haben“.

Der Kampf gegen Missbrauch sei eine „lebenslange, kontinuierliche Arbeit, die ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit“ erfordere, stellte O´Malley klar. Eine Absage erteilte der Kardinal der Vorstellung, dass weiterhin ausschließlich Kleriker, darunter Bischöfe, die von Klerikern verübten Verbrechen aufarbeiten könnten. Bekehrung, Transparenz und die nötige Rechenschaftspflicht seien überhaupt nur möglich mit Hilfe der Laien, die ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Fähigkeiten in die Aufgabe einbringen können. „Wir brauchen die Hilfe der Laien und ihr Engagement, um diese Geißel gegen unser Volk und unsere Kirche anzugehen“, so der Kardinal wörtlich.

Nur wenn die Kirche „mit tiefer Anerkennung dieser Realitäten voranschreitet“, könne sie in Zukunft das Vertrauen und die Unterstützung der Gemeinschaft der Katholiken in der Gesellschaft zurückzugewinnen. „Wir müssen schnell und zielgerichtet vorgehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren“, schloss O´Malley.

 

„Wir müssen schnell und zielgerichtet vorgehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren“

 

Anlass für die Videobotschaft des Kardinals war der verheerende Bericht über Missbrauch im US-Bundesstaat Pennsylvania, dem zufolge rund 300 Priester in den vergangenen 70 Jahren sich an mindestens 1.000 Kindern vergangen haben. Der Report löste einen tiefen Schock nicht nur in den Vereinigten Staaten aus. Papst Franziskus veröffentlichte am Montag einen langen Brief an die Gläubigen der katholischen Kirche. Darin identifzierte er Klerikalismus und das damit verbundene Zweiklassendenken in der Kirche als Hauptgrund für den moralischen Verfall, der den massenhaften Missbrauch von Minderjährigen und Schutzbefohlenen durch Priester ermöglichte.

(vatican news)

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21. August 2018, 10:09