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Die Trappistenmönche von Tibhirine Die Trappistenmönche von Tibhirine 

Mönche von Tibhirine werden als Märtyrer anerkannt

Erst waren sie einfache Mönche, eine katholische Gemeinschaft mitten unter Muslimen in Algerien. Dann wurden sie (unter immer noch nicht ganz geklärten Umständen) aus ihrem Kloster entführt und getötet.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

2010 machte ein Spielfilm auf die Mönche von Tibhirine aufmerksam, Titel: „Von Menschen und Göttern“. Heute hat nun Papst Franziskus sie als Märtyrer anerkannt – und damit den Weg zu ihrer Seligsprechung freigemacht.

Der Vatikan veröffentlichte Dekrete, die den gewaltsamen Tod von insgesamt 19 Katholiken zwischen 1993 und 1996 während des algerischen Bürgerkriegs als Martyrium anerkennen. Unter diesen 19 Katholiken sind die sieben Trappistenmönche aus dem Kloster von Tibhirine und auch der Altbischof von Oran, Pierre Claverie. Einen Termin für ihre Seligsprechung gibt es noch nicht.

„Jeder von ihnen starb, weil er beschlossen hatte, trotz des Krieges bei seinen Nächsten auszuharren“, schreiben die Bischöfe Algeriens in einem Statement von heute. Und weiter: „Ihr Tod belegt, dass auch schon ihr Leben ganz im Dienst der anderen gestanden hatte – im Dienst an den Armen, den Frauen in Schwierigkeiten, den Behinderten, den jungen Leuten, den Muslimen. Sie wurden Opfer einer mörderischen Ideologie, einer Verzerrung des Islam, die keine Menschen anderer Nationalität und anderen Glaubens duldete.“

„Freude – und ein bisschen Unbehagen“

Sowohl die sieben Mönche von Tibhirine als auch Bischof Claverie wurden im Jahr 1996 umgebracht. Die weiteren, ebenfalls als Märtyrer anerkannten Personen sind ein Maristenbruder, vier Weiße Väter und sechs Ordensfrauen aus verschiedenen Gemeinschaften. Mit Ausnahme von Bischof Claverie gehörten sie alle zum Erzbistum Algier. Dessen früherer Erzbischof Henri Teissier war die treibende Kraft im Verfahren zu ihrer Seligsprechung.

Sowohl Benedikt XVI. als auch Franziskus haben sich immer wieder für die Seligsprechung der Märtyrer von Algerien eingesetzt. Die Causa begann 2007 mit ihrer diözesanen Phase; 2013 gingen die Akten – die Rede ist von etwa 7.000 Seiten – nach Rom.

Unter den Katholiken in Algerien ist die Freude über eine bevorstehende Seligsprechung ihrer Glaubenszeugen groß – einerseits. Andererseits regt sich bei einigen aber auch Unbehagen, wie die französische katholische Tageszeitung La Croix meldet: Ob es denn gut sei, nur die Ermordeten herauszustellen, wo doch sehr viel mehr Katholiken – in der Regel Ordensleute mit französischem Pass – bewusst trotz des Bürgerkriegs in Algerien ausgeharrt haben? Nach Angaben der Zeitung haben die algerischen Bischöfe über dieses Unbehagen im letzten Herbst auch mit dem Papst gesprochen. Dabei hätten sie formuliert, die Wunden seien „noch nicht verheilt“.

„Das tägliche Wunder der Freundschaft“

„Die Frage lautet so: Wie kann man eine diskrete Präsenz (von Kirchenleuten) würdigen, ohne dieser Diskretion ein Ende zu machen?“ Das sagte Bischof Jean-Paul Vesco vor ein paar Tagen im Gespräch mit einer algerischen Zeitung. Und weiter: „Es wäre eine sehr schlechte Nachricht, wenn diese Seligsprechung so herüberkäme, als wollten sich da Katholiken auf Kosten der Algerier, der Muslime, in Szene setzen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir wollen.“

Die algerischen Bischöfe wiederholen immer wieder, das sei „keine Geschichte von Muslimen, die Christen töteten, sondern von einem ganzen Volk, das von Terroristen in Geiselhaft genommen worden“ sei. Man könne und dürfe nicht darüber hinwegsehen, dass 200.000 Algerier – Imame, Schriftsteller, Journalisten, Lehrer, Ärzte – während des Bürgerkriegs „ebenfalls ihr Leben für ihren Glauben und in Treue zu ihrem Gewissen hingegeben haben“. Fast hundert Imame seien von Terroristen getötet worden, weil sie sich geweigert hätten, Gewalt zu rechtfertigen.

Die künftigen Seligen sind, so betonen die algerischen Bischöfe, „keine Helden“, sondern einfach „Mitglieder einer kleinen katholischen Gemeinschaft, die Algerien im Augenblick einer schweren Prüfung nicht verlassen wollte“. Hier gehe es um das „tägliche Wunder der Freundschaft und der Geschwisterlichkeit“.

Märtyer aus Algerien

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27. Januar 2018, 11:33