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Kardinal Ercole Consalvi Kardinal Ercole Consalvi 

Consalvi, ein „Modell der Realpolitik des Heiligen Stuhls“

Zum zweihundertsten Todestag von Kardinal-Staatssekretär Ercole Consalvi hat eine Konferenz am Montag und Dienstag in den Vatikanischen Museen den Werdegang des Diplomaten nachgezeichnet und die Besonderheit des so genannten „Consalvismus“ hervorgehoben.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die Konferenz „Kardinal Ercole Consalvi. Ein Diplomat in stürmischen Zeiten 1757-1824“ wurde vom vatikanischen Staatssekretariat in Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Komitee für historische Wissenschaften und den Vatikanischen Museen anlässlich des zweihundertsten Todestages des Kardinals organisiert. Der am 24. Januar 1824 verstorbene Kardinal Ercole Consalvi ging als Staatssekretär von Papst Pius VII. in die Geschichte ein, mit dem er - wie der heutige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Erinnerung rief - „ein wechselseitiges politisches und menschliches Verständnis aufbauen konnte“.

Zweimal Staatssekretär

Parolin skizzierte einige bedeutsame Passagen in der Biographie des römischen Kardinals, der zweimal als Staatssekretär tätig war, von 1800 bis 1806 und von 1814 bis 1823. „Die Unterbrechung“, so Parolin, „war auf eine Laune Kaiser Napoleons zurückzuführen, der aufgrund der unangemessenen Informationen seines Botschafters in Rom, Kardinal Joseph Fesch, Consalvi als den wahren Verantwortlichen für die Entfremdung zwischen Paris und Rom ansah.“

Eine Büste, die Ercole Consalvi darstellt
Eine Büste, die Ercole Consalvi darstellt

Napoleon meinte, Consalvi sei schuld daran, dass der Papst nur wenig Willen zeigte, sich der französischen Außenpolitik anzupassen. Wie Parolin hervorhob, sei die Figur seines Vorgängers im Amt des Kardinal-Staatssekretärs schon in den ersten Momenten seiner diplomatischen Karriere bedeutend gewesen. Er erläuterte, dass in der „Academica Ecclesiastica“ auf der Piazza della Minerva, wo päpstliche Diplomaten für ihre künftige Arbeit ausgebildet wurden und wo Consalvi selbst studierte, eines der wenigen Porträts des Kardinals erhalten ist. Parolin bedankte sich in seiner Eröffnungsrede bei Erzbischof Paul Richard Gallagher, dem Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten und internationalen Organisationen, für das, was er tun konnte, um den Jahrestag Consalvis angemessen zu feiern.

Kardinal Ercole Consalvi
Kardinal Ercole Consalvi

In der internationalen Dynamik neu positioniert

Der Name Consalvi, so der Kardinal weiter, sei ein Synonym für eine bestimmte Art der Diplomatie. In der Tat war es ihm gelungen, „mit dem Ersten Konsul, Napoleon Bonaparte, zu verhandeln, um die religiöse Befriedung Frankreichs durch das Konkordat von 1801 zu gewährleisten“. Er widersetzte sich Kaiser Napoleon, als dieser 1806 die Autonomie der päpstlichen Außenpolitik einschränken wollte; er setzte sich 1810 für die päpstlichen Vorrechte in Bezug auf die Nichtigkeit kaiserlicher Eheschließungen ein, was soweit ging, dass er die äußeren Attribute des Kardinalsamtes (die rote Farbe) verlor und auf einen ´schwarzen Kardinal´ reduziert wurde.

Consalvi weigerte sich, der Hochzeit zwischen Napoleon und Maria Luisa von Österreich beizuwohnen, was den Zorn des Kaisers hervorrief. Er ordnete an, dass Consalvis Vermögen und das von 12 weiteren Kardinälen konfisziert, sie ihren Rang verloren und sich wie normale Priester kleiden mussten: daher der Spitzname „schwarze Kardinäle“. Consalvi hat dann den Heiligen Stuhl dank seiner Arbeit auf dem Wiener Kongress (1814-1815) in der internationalen Dynamik neu positioniert, bis hin zu dem Punkt, dass er das Papsttum als aktiven Teilnehmer in der Ära der multilateralen Diplomatie der internationalen Kongresse der Restauration von Verona bis Ljubljana sah, und er hat - daran erinnerte Parolin ebenfalls - mit Entschlossenheit und Kreativität die Zeit der Konkordate wiederbelebt, „indem er so weit ging, dass er zum ersten Mal Texte auch mit nicht-katholischen Mächten unterzeichnete“.

„Konsalvismus“ und die Schule der Realpolitik

Kardinal Parolin ging auf die Vorzüge dessen ein, was die Geschichtswissenschaft als „diplomatische Haltung“ bezeichnet, die den Vorrang der Realität vor den ideellen Erwartungen vorsieht. Auf historischer Ebene ging es für Consalvi um die Fähigkeit, „die Welt, die aus der Französischen Revolution hervorgegangen war, als das zu akzeptieren, was sie ist, und nicht um eine leere und antihistorische Anstrengung, die darauf abzielt, diese Welt auf jede erdenkliche Weise verschwinden zu lassen“. Es ginge um die Fähigkeit, sich anzupassen, präzisierte Parolin, „wobei jedoch die Grenzen der eigenen Arbeit klar sind, die beim Kardinalstaatssekretär durch wesentliche doktrinäre Erfordernisse diktiert wurden“.

Kardinal Consalvi, der als „Vorbild für die Realpolitik des Heiligen Stuhls“ ein Bezugspunkt und eine Inspiration war, wird nun mit einer Neuveröffentlichung seiner Memoiren in italienischer und französischer Sprache, der Herausgabe einer Gedenkbriefmarke des Staates Vatikanstadt und einem Dokumentarfilm gewürdigt, kündigte Parolin an. Der Film „Le sens de l'Histoire“, den Olivier Besse für den französischen Sender KTO gedreht hat, wurde am Ende der Vormittagssitzung der Konferenz gezeigt. Eingeleitet wurde die Konferenz durch die Gruß- und Dankesworte von Pater Marek Inglot, Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften.

(vatican news)

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23. Januar 2024, 12:17