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Papst Benedikt XVI. Papst Benedikt XVI.  (ANSA)

Zum 1. Todestag von Papst Benedikt: „Wie ein guter Vater für mich“

Erzbischof Alfred Xuereb war sechs Jahre lang der zweite Sekretär von Papst Benedikt, den er bis zu seinem Amtsverzicht 2013 begleitete. „Er war wie ein guter Vater für mich“, sagte uns der aus Malta stammende Prälat. Wir sprachen mit ihm zum ersten Jahrestag des Todes von Papst Benedikt am Silvestertag 2022.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

So wie auch Erzbischof Georg Gänswein, Benedikts erster Sekretär, hat Xuereb ein Buch über seine Zeit an der Seite von Benedikt XVI. vorgelegt. Es bündelt Beobachtungen aus dem Alltag und Umkreis des Papstes und bietet mit vielen privaten Fotos Einblick in dessen Welt. „I miei giorni con Benedetto XVI.“, „meine Tage mit Benedikt“, heißt es und es liegt in mehreren Sprachen vor, aber noch nicht auf Deutsch.

Schwamm drüber

„Immer aufmerksam und freundlich – so war er“

„Das erste, was mir in den Sinn kommt, ist, dass er wie ein guter Vater für mich war“, sagt uns Erzbischof Xuereb. „Immer aufmerksam und freundlich – so war er. Zum Beispiel hat er uns nie Vorhaltungen gemacht, wenn mal was schiefging. Eines Tages war mir ein Fehler unterlaufen, und ich habe mich gleich bei ihm entschuldigt, und dann am Abend nochmal. Er sagte: Nein, Don Alfred, Sie haben sich bereits entschuldigt, und ich habe Ihre Entschuldigung angenommen, Sie brauchen sich nicht noch einmal zu entschuldigen. Da ist mir aufgegangen, dass, wenn jemand umgekehrt mir gegenüber etwas falsch macht, ich ihm das nicht nachzutragen brauche. Er muss sich nur einmal entschuldigen, und Schwamm drüber.“

Papst Benedikt bei einer Liturgie
Papst Benedikt bei einer Liturgie

Viel gelernt

„Natürlich habe ich auch von seinem tiefen Glauben gelernt, wie man Gott nahe sein kann“

Überhaupt: Sehr viele Dinge hat Don Alfred in den sechs Jahren an der Seite Benedikts gelernt. „Vor allem die freundliche Art und Weise, in der man sich anderen gegenüber verhalten soll, auch denen, die uns sozusagen bedienen. Sich niemals wie ein Herr gegenüber anderen fühlen. Natürlich habe ich auch von seinem tiefen Glauben gelernt, wie man Gott nahe sein kann. Denn Benedikt hat in ständigem Kontakt mit dem Herrn gelebt, und selbst in schwierigen Momenten hat er immer gesagt, der Herr wird uns helfen, ich vertraue mich ihm an. Diese Art, sich dem Herrn im Glauben ganz auszuliefern, ist sehr wichtig. Sie hilft mir sehr, meinen Dienst besser zu erfüllen.“

Hier zum Hören:

Amtsverzicht aus nächster Nähe miterlebt

Erzbischof Xuereb – „Xuereb wie ,schwierig’“, sagt er auf Deutsch mit einem Lächeln, denn der Prälat hat ein Jahr in Münster studiert und spricht gut Deutsch – ist 65 Jahre alt und tritt bald seinen nächsten Posten als Apostolischer Nuntius in Marokko an. Nach dem Amtsverzicht Benedikts berief dessen Nachfolger Franziskus ihn ebenfalls zu seinem zweiten Sekretär, wie es im Vatikan vernünftiger Gepflogenheit entspricht, um den Übergang von einem Papst zum anderen glatt zu gestalten. Den Amtsverzicht Benedikts selbst hat Don Alfred aus nächster Nähe erlebt.

„Benedikt rief mich 14 Tage vor seiner Ankündigung zu sich und teilte mir seinen Entschluss mit“

„Ich war erschüttert, nie hätte ich mir eine solche Entscheidung erwartet. Aber ich habe das natürlich akzeptiert. Benedikt rief mich 14 Tage vor seiner Ankündigung zu sich und teilte mir seinen Entschluss mit. Ich hatte den Impuls, ihm zu sagen: Heiliger Vater, warum denken Sie nicht noch ein wenig darüber nach? Aber ich habe es nicht getan. Wer weiß, wie lange der Papst das schon mit sich herumträgt, dachte ich, und in dem Moment fielen mir seine langen Gebete in letzter Zeit ein. Bei uns wurde vor der Morgenmesse gebetet, beim Schlag der Glocke im Damasushof standen wir auf und gingen zur Messe. Aber dann kamen Tage, da läutete die Glocke und er betete weiter. Das tat er sonst nie, er war immer pünktlich. Und ich habe mir gesagt: Er muss für etwas sehr Wichtiges beten.“

Papst Benedikt bei einer Generalaudienz
Papst Benedikt bei einer Generalaudienz

Don Alfred war dabei, als Benedikt XVI. vor den versammelten Kardinälen am 11. Februar 2013 seinen Amtsverzicht erklärte. Die Gelassenheit des Papstes ist ihm in bleibender Erinnerung.

„Ich habe geweint. Beim Mittagessen dann habe ich ihm gesagt, Heiliger Vater, aber Sie waren ganz gelassen. Ja, hat er geantwortet. Und das blieb er auch nachher, als wir nach Castelgandolfo gingen und auf die Wahl des neuen Papstes warteten.“

Dort, in der Sommerresidenz der Päpste, die Benedikt sich als Übergangsquartier ausgewählt hatte, erhielt übrigens nicht nur der emeritierte Papst einen Anruf seines Nachfolgers – Franziskus telefonierte mit Benedikt, noch bevor er gleich nach seiner Wahl auf den Balkon des Petersdoms trat und sich der Welt mit seinem berühmten „Buona sera“ vorstellte. Auch Don Alfred Xuereb erhielt einen Anruf aus dem Vatikan, einen Hilferuf: Der Papst öffnet alle seine Briefe allein, bitte helfen Sie ihm. Und so schloss der maltesische Priester fast nahtlos an seinen Dienst beim alten Papst an und diente dann ein Jahr lang dem neuen, Franziskus.

Erzbischof Alfred Xuereb
Erzbischof Alfred Xuereb

Das Bild korrigieren

Wie soll Papst Benedikt XVI. der Welt in Erinnerung bleiben?, wollen wir noch von Erzbischof Xuereb wissen. „So, wie er war“, sagt er uns. Deshalb das Buch. Es soll, wünscht sich Don Alfred, das öffentliche Bild korrigieren, das die Medien und die Welt im Allgemeinen von Papst Benedikt hatten.

„Und ich würde mir auch wünschen, dass man ihn nachahmt“

„Aus einer privilegierten Perspektive, wie ich sie hatte, weil ich mit ihm zusammenlebte, wollte ich sagen: Das ist der Mann, den ich kannte, er ist anders als das, was auf ihn projiziert wurde. Und ich würde mir auch wünschen, dass man ihn nachahmt. Denn Papst Benedikt hat uns nicht nur seine Lehren hinterlassen, sondern auch ein wunderschönes Beispiel, ein Leben, das ein Vorbild der Heiligkeit und Einfachheit ist.“

(vatican news – gs)

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29. Dezember 2023, 07:34