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Papst Franziskus hat sich von der Mongolei verabschiedet Papst Franziskus hat sich von der Mongolei verabschiedet  (Vatican Media)

Franziskus in der Mongolei: Was bleibt?

Vier Tage lang war das katholische Kirchenoberhaupt in der Mongolei - und hat dabei ein Schlaglicht auf die kleine katholische Gemeinschaft und ihren Einsatz für das Gemeinwohl geworfen. Was bleibt vom Papstbesuch, und wie wurde er im Land aufgenommen? Ein Blick in den Rückspiegel.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Was wird vom Papstbesuch in der Mongolei bleiben?

Vor allem einmal eine überglückliche katholische Gemeinschaft in dem Land. Der Papst hat wenigstens für kurze Zeit eine Ortskirche in den Blickpunkt gerückt, die mit 1.500 Mitgliedern auch innerhalb der mongolischen Gesellschaft manchmal gar nicht richtig wahrgenommen wird; das hat sich jetzt, in diesen vier Tagen, schlagartig geändert. In zahlreichen Artikeln und Berichten in mongolischen Medien wurde auf den Papstbesuch Bezug genommen, so dass auch die öffentliche Wahrnehmung sich geändert hat.

Hier hören Sie das Kollegengespräch

Und wenn wir auf die Mongolei als Ganze schauen?

Natürlich hat auch die Mongolei als Ganze davon in gewisser Weise profitiert. Denn auch das Land mit drei Millionen Einwohnern, das zwischen den beiden Großmächten China und Russland liegt, ist vielen Menschen nicht wirklich ein Begriff. Der Besuch des Papstes hat Journalisten aus aller Welt in das Land geführt, die ihrerseits mit ihren Berichten die Mongolei einem weltweiten Publikum nähergebracht haben. Das war auch eine der Hoffnungen, die die Menschen in dem Land mit dem Besuch aus Rom verbunden haben.

Mauern niederreißen und Bekanntheitsgrad steigern

Was gibt es für Stimmen aus dem Land, wenn wir mal einige herausgreifen wollen?

Unsere Korrespondenten vor Ort haben mit vielen Teilnehmern an den Treffen mit dem Papst gesprochen: Da gab es einige, die aus ganz anderen Ländern eingereist sind, so waren Gläubige aus Indien da, aus Vietnam, aus den USA – die haben die Reise auf sich genommen, weil sie in irgendeiner Weise Verbindungen in die Mongolei haben. Aber ein Ehepaar aus Indien - um nur mal ein Beispiel zu nennen - ist gekommen, weil die Hoffnung bestand, den Papst bei dieser kleinen katholischen Gemeinschaft einmal ganz aus der Nähe zu erleben. Auch Gläubige aus Russland und sogar aus China waren da, was angesichts der erschwerten Reisebedingungen schon beachtlich ist... Andere haben stundenlange Busfahrten aus allen Teilen der Mongolei auf sich genommen, um dem Papst zu begegnen.

Gab es denn auch konkrete auf die Mongolei bezogene Erwartungen?

Wir haben zum Beispiel auch mit der Caritas-Direktorin in der Mongolei gesprochen: Die hat sich vom Papstbesuch genau dieses schon angesprochene Schlaglicht auf ihr Land erhofft. Dass die Menschen auf der Welt die mongolische Kultur ein bisschen näher kennenlernen und vielleicht auch Lust bekommen, selbst mal dorthin zu reisen. Sie sprach auch ausdrücklich von einem Vermächtnis, das der Papstbesuch hinterlassen werde, nämlich mit dem Einsatz für die Bedürftigen weiter zu machen.

Eine andere Caritas-Mitarbeiterin hatte erwartet, dass Franziskus auf die reichen Naturschätze des Landes eingeht und das Bewusstsein dafür schärft, dass diese erhalten werden müssen – auch zugunsten der Nachbarn, die ja ebenfalls von einer intakten Natur profitieren. Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht, der Papst hat sowohl auf die reiche Kultur als auch auf die wunderbare Umwelt im Land hingewiesen und die Mongolei auch für ihren Einsatz für Friedenssicherung, Religionsfreiheit – und die Abschaffung der Todesstrafe im eigenen Land – gewürdigt. Diese öffentliche Anerkennung ist im Land natürlich mit großer Genugtuung aufgenommen worden.

Gläubige im siebten Himmel

Wie hat die Kirche, die kleine katholische Gemeinschaft, auf den Papstbesuch reagiert?

Um es mit den Worten des Pro-Präfekten in Ulaanbaatar, Pater Ernesto Viscardi, zu sagen, die Gläubigen „schweben im siebten Himmel“. Sie fühlen sich in ihrem Glauben bestärkt, wissen, dass sie einen Platz im Herzen des Papstes haben, und auch, dass es nicht auf Zahlen ankommt, sondern darauf, in welcher Qualität der Glaube gelebt wird. Ein großer Ansporn für die junge Kirche, auch in Zukunft voller Hoffnung und Enthusiasmus weiterzuwachsen.

Andererseits fühlen sich die Katholiken aber auch in ihrer karitativen Arbeit bestärkt, die oft gar nicht so einfach ist, an immer wieder zu verlängernde Visa gebunden ist, und die doch an so vielen Fronten gebraucht wird. Oft schlägt ihnen dabei ja auch Misstrauen entgegen, Unverständnis; viele Menschen in der Mongolei haben vielleicht noch nicht einmal von Jesus Christus gehört, wie uns ein Missionar sagte, der schon lange in einer Pfarrei in Ulaanbaatar arbeitet. Da hat der Papstbesuch schon geholfen, Barrieren einzureißen, wie uns zum Beispiel eine südkoreanische Schwester bestätigt hat, die als Missionarin in der Mongolei ist. Hoffnung setzen die Katholiken in diesem Zusammenhang auch auf das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Mongolei, das in Arbeit ist und das der Papst bei seiner ersten Ansprache vor den Autoritäten des Landes auch ausdrücklich genannt hat. 

Stieß der Papstbesuch bei den Menschen im Land denn insgesamt auf Interesse?

Welch großes Interesse die Katholiken dem Papstbesuch entgegengebracht haben, zeigt sich doch auch an den Zahlen: Immer über 2.000 Teilnehmer bei den Events, was heruntergerechnet auf die Anzahl der Katholiken ja eine stattliche Zahl ist. Besagter Pater Viscardi sagte auch, dank des Papstbesuchs hätten sich die Menschen in der Mongolei ein bisschen wie der Mittelpunkt der Welt gefühlt... Alles in allem also eine überwältigende Erfahrung, die sicher noch lange in den Herzen der Menschen nachhallen wird.

Ausgestreckte Hand Richtung China

Nun wurde ja auch mit Spannung erwartet, welche politischen Botschaften der Papst im Nachbarland Chinas und Russlands absetzen würde…

Nun, eindeutige politische Botschaften hat der Papst - wie an sich ja üblich - nicht gesendet. Natürlich hat er aber bei verschiedenen Gelegenheiten (auch das ist ,business as usual‘) eindringlich zum Frieden aufgerufen, das Thema Geschwisterlichkeit immer wieder zur Sprache gebracht und auch auf die Rolle von interreligiöser Verständigung für den Weltfrieden hingewiesen. Auffällig war aber die deutlich ausgestreckte Hand in Richtung China. Nicht nur hat der Papst das standardmäßige, wenn auch sehr freundlich formulierte, Telegramm an die Regierung des Landes geschickt, als er beim Hinflug den Luftraum Chinas durchquert hat, sondern er hat bei der Messe am Sonntag auch die Anwesenheit zweier Bischöfe aus Hongkong genutzt, um einen besonderen Gruß an das „edle chinesische Volk“ zu richten und ihm das Beste zu wünschen.

Das hat er in einem Tweet vom offiziellen Account @pontifex auch nochmal auf chinesisch wiederholt: eine sehr ungewöhnliche Geste, wird doch dort normalerweise auf Englisch getwittert. Schon auf das Hinflugtelegramm hatte das Außenministerium mit ebenfalls ziemlich warmen Worten reagiert. Man wolle die Beziehungen mit dem Vatikan ständig weiter verbessern, hieß es da. Nun werden wir sehen, ob auch der spontane Gruß des Papstes, der weltweit natürlich große Beachtung gefunden hat, eine Antwort herausfordern wird.

Voller Terminkalender

Wie geht es weiter für Franziskus?

Ausruhen wird er sich nicht, nur morgen sind (wie immer an Dienstagen) keine offiziellen Termine geplant, aber am Mittwoch geht es gleich weiter mit der Generalaudienz, wo er uns sicher auch selbst etwas über seine Eindrücke von der Reise berichten wird. Und dann geht es wie üblich weiter mit den Audienzen für Gruppen und Einzelpersonen, mit den Mittagsgebeten am Sonntag und anderen Terminen, bevor er am 22. und 23. September zum Mittelmeertreffen nach Marseille reist, um dort an der Schlusssitzung eines ökumenischen interreligiösen „Festivals der Mittelmeer-Anrainerstaaten“ teilzunehmen. Und am 30. September ist dann ja auch noch ein Konsistorium angesetzt, in dem er 21 neue Kardinäle schaffen wird - darunter übrigens auch Stephen Chow von Hongkong, der mit seinem Amtsvorgänger und dem Papst bei der Messe gemeinsam auf der Bühne stand, als Franziskus die Chinesen gegrüßt hat. Außerdem wird dann Anfang Oktober die große Synode zur Synodalität im Vatikan starten - und ein Folge-Schreiben zu seiner Enzyklika Laudato si' publiziert. Und das ist jetzt nur ein Ausblick auf die kommenden Wochen. Es bleibt also weiter spannend...

(vatican news)

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04. September 2023, 13:29