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Kardinal Zuppi auf einem Archivbild Kardinal Zuppi auf einem Archivbild 

Friedensmission von Kardinal Zuppi: Vorsichtiger Optimismus

Im Rahmen seiner Friedensmission hat sich Kardinal Zuppi Anfang der Woche drei Tage lang in Washington aufgehalten. Nach dem Besuch des Friedensgesandten sprachen Timothy Broglio, der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz (USCCB), sowie der Apostolische Nuntius in den USA, Christopher Pierre, mit Vatican News über die Mission des Kardinals. Beide Erzbischöfe zeigten sich hoffnungsvoll, dass die Friedensinitiative des Papstes Dialogkanäle öffnen könne.

Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio, hat diplomatische Erfahrungen im Dienst des Heiligen Stuhls gesammelt und ist für das US-amerikanische Militärordinariat zuständig. Er hob im Gespräch mit Taddeus Jones die Bedeutung des ausführlichen Treffens von Kardinal Zuppi mit Präsident Biden hervor, äußerte sich zugleich aber besorgt über die Entscheidung der USA, Streubomben an die Ukraine zu liefern.

„Ich bin sicherlich sehr besorgt darüber, und natürlich ist jede Eskalation gefährlich“, so Broglio gegenüber Radio Vatikan. Jüngst habe Bischof Malloy als Vorsitzender des Ausschusses für Internationale Gerechtigkeit und Frieden eine Erklärung veröffentlicht, in der er den Einsatz von Streubomben verurteilt. Mit dieser schließe er sich klar der Position des Heiligen Stuhls mit Blick auf Waffen an, die ihre Opfer wahllos fordern. Streubomben stellen eine besondere Gefahr für die Zivilbevölkerung dar, auch weil nicht explodierte Sprengkörper jederzeit unversehens hochgehen können. „Im Krieg besteht also immer die Gefahr, dass Unschuldige verletzt oder geschädigt werden oder sogar am Rande einer Militäraktion ihr Leben verlieren, und das sollte auf jeden Fall immer vermieden werden“, so der Militärbischof.

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Keine Mediation, sondern Gespräch über Frieden

In dem Gespräch mit Präsident Biden habe der vom Papst gesandte Kardinal Zuppi seine Bemühungen aber vor allem auf humanitäre Fragen konzentriert und nicht darauf, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. Es sei darum gegangen zu bewerten, was der Heilige Stuhl tun könnte, um ein mögliches Ende der Feindseligkeiten in der Ukraine zu unterstützen:

„Die Kirche konzentriert sich auf das, was sie am besten kann, nämlich humanitäre Hilfe, und das war auch das Hauptthema der Intervention des Kardinals. Ich halte es für wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Präsident ein langes Gespräch mit dem Kardinal und dem Nuntius geführt hat. Das Treffen dauerte mehr als eine Stunde, was meiner Meinung nach zeigt, welche Bedeutung der Präsident der Vereinigten Staaten der Geste von Papst Franziskus, den Kardinal zu schicken, beimisst. Sie sprachen über humanitäre Antworten und über die Hoffnung auf ein Ende der Feindseligkeiten, auch wenn dies im Moment eher unrealistisch erscheint.“

Timothy Broglio auf einem Archivbild
Timothy Broglio auf einem Archivbild

Langes Gespräch mit dem Präsidenten

Auch die Besuche in Moskau und in Kyiv seien - wie der aktuelle Besuch in Washington - Beispiele dafür, wie sich der Heilige Stuhl für Frieden einsetze, so Broglio:

„Ich denke, das ist eines der Beispiele, und ich denke, es trotzdem ist sehr wichtig, hervorzuheben, dass zu keinem Zeitpunkt ein Konzept der Mediation geplant war. Es ging eher darum, dass wir zumindest über Frieden sprechen und versuchen, die Feindseligkeiten zu beenden. Ich denke, das ist es, was der Heilige Stuhl versucht hat, und ich würde sagen, ich denke, das ist es, was Papst Franziskus versucht hat.“

Der Erzbischof lobte in dem Gespräch auch die Reaktion der US-amerikanischen Katholiken, die für den Frieden in der Ukraine beten und den leidenden Menschen großzügige humanitäre Hilfe zukommen lassen.

„Ich denke, wir haben gesehen, wie sehr unsere Glaubensbrüder und -schwestern von den Zerstörungen in der Ukraine betroffen sind. Ich habe an mindestens zwei Gebetsmomenten für den Frieden mit ukrainischen Katholiken in den Vereinigten Staaten hier in der Basilika des Nationalheiligtums der Unbefleckten Empfängnis teilgenommen“, sagte er.

Erzbischof Broglio schloss das Interview mit einem Dank an Papst Franziskus für seine Friedensbemühungen:

„Ich möchte nur meine Dankbarkeit für die Entscheidung des Heiligen Vaters zum Ausdruck bringen, alles zu tun, was er kann, um die Botschaft des Friedens zu verkünden, die wirklich die Botschaft unseres Erlösers ist.“

Vorsichtig optimistisch

Auch der Nuntius in den Vereinigten Staaten, Erzbischof Christophe Pierre, zeigte sich im Nachgang des Besuches vorsichtig optimistisch. In einem Interview mit Vatican News verlieh der Apostolische Nuntius in Washington seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Mission des italienischen Kardinals zu humanitären Fortschritten führen werde, insbesondere in Bezug auf „die Kinder, die von der Ukraine nach Russland gebracht wurden“. Der designierte Kardinal war bei den hochrangigen Gesprächen des päpstlichen Gesandten dabei: „Der Präsident hat sehr gut zugehört und seine Genugtuung über die Initiative des Papstes zum Ausdruck gebracht, und wir hatten einen langen Austausch über die Sicht des Präsidenten und die Sicht des Heiligen Vaters zu diesem Thema“, so der französische Diplomat.

Nuntius Christopher Pierre auf einem Archivbild
Nuntius Christopher Pierre auf einem Archivbild

„Der Kardinal betonte seinerseits, dass wir einen Beitrag leisten wollen, auch wenn wir nicht die Möglichkeit haben, alle Probleme sofort zu lösen. Wir kennen ihre Komplexität“, so Erzbischof Pierre. Auch wenn es im Moment keine greifbaren Ergebnisse gebe, sei es wichtig, alle Anstrengungen für die Leidenden zu unternehmen. „Ich denke, die verschiedenen Begegnungen, die der Kardinal heute hatte, haben gezeigt, dass die Menschen sehr sensibel für diese Dimension und bereit sind, zu helfen.“

Die Rolle des Heiligen Stuhls

Auf diplomatischer Ebene sei der Beitrag der Kirche im Leben der Welt von entscheidender Bedeutung, zeigte sich der künftige Kardinal, der auf einem der anspruchsvollsten Nuntiaturposten weltweit sitzt, überzeugt: „Der Heilige Stuhl ist Teil der Welt, und die Folgen des Krieges sind für die Menschen schrecklich. Ich spreche von den Flüchtlingen, den Toten, dem Trauma, vor allem aber von den Kindern.“

Als Diplomaten, so schloss er, „müssen wir Schritt für Schritt arbeiten. Wir machen den ersten Schritt, wenn es möglich ist, und einer dieser Schritte ist genau das, was der Kardinal tut, ohne zu behaupten, alles lösen zu können - und wir haben viel Hoffnung für die Zukunft.“

(vatican news - cs)

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20. Juli 2023, 13:08