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Erzbischof Víctor Manuel Fernández Erzbischof Víctor Manuel Fernández 

Neuer Glaubenspräfekt: Deutschen Reformprozess erst kennenlernen

Der künftige oberste Glaubenshüter im Vatikan hält sich noch zurück mit einem Urteil über den Synodalen Weg in Deutschland. Er sei interessiert daran, die Forderungen des Reformprozesses kennenzulernen, sagte der argentinische Erzbischof Victor Fernández im Interview des Online-Portals katholisch.de am Freitag.

Eine Bewertung wolle er im Moment aber nicht abgeben: „Schließlich habe ich 12.000 Kilometer entfernt gelebt und noch nicht mit den Verantwortlichen gesprochen.“ In einem am Mittwoch verbreiteten Interview mit dem spanischen Portal „Infovaticana“ hatte sich der 60-jährige Erzbischof von La Plata ähnlich zurückhaltend zum Synodalen Weg in Deutschland geäußert. Bisher habe er sich auch wenig mit kircheninternen Streitfragen befasst. Auf den ersten Blick könne er sich aber bei aller Kritik nicht vorstellen, dass es an der deutschen Debatte nicht auch etwas Gutes gebe.

Zugleich hatte sich der Erzbischof in dem Interview prinzipiell offen gezeigt für die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die sich auch viele katholische Gläubige in Deutschland wünschen. Wenn eine solche Segnung so gestaltet sei, dass sie keine Verwirrung bezüglich des wesentlichen Unterschieds zu einer Ehe von Mann und Frau stifte, dann müsse man sie prüfen und bestätigen, so Fernández.

Der 60-jährige Argentinier und bisherige Erzbischof von La Plata wird im September die Nachfolge des spanischen Jesuiten-Kardinals Luis Ladaria (79) als Leiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre antreten. Die Vatikanbehörde entscheidet über Lehrfragen der katholischen Kirche und ist eine der wichtigsten der römischen Kurie.

Fehler im Umgang mit Missbrauch

Der künftige oberste Glaubenshüter im Vatikan räumte eigene Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester ein. Als er 2018 mit dem Fall erstmals konfrontiert worden sei, habe er sich an das damals geltende Kirchenrecht gehalten, sagte er im Interview des Online-Portals katholisch.de. „Wenn Sie mich fragen, ob ich heute wieder genauso handeln würde: Ich glaube nicht“, sagte Fernández: „Aber damals gab es andere kirchliche Vorgaben, heutzutage sind die vorgesehenen Prozesse Gott sei Dank wesentlich besser.“

Kurz nachdem er im Juni 2018 sein Amt als Erzbischof von La Plata in Argentinien antrat, sei der Fall strafrechtlich neu aufgerollt worden. „Ich bat den Priester, dass er jeden Kontakt mit Minderjährigen vermeidet, und einige Monate später, dass er sein Priesteramt nicht mehr öffentlich ausübt“, berichtete der 60-Jährige: „Er wurde von uns sogar zu einer Einrichtung der Caritas geschickt, wo ihn ein Arzt untersuchte.“

2019 soll sich der beschuldigte Priester durch Suizid einer Verhaftung durch die Polizei entzogen haben. „Das war das härteste Jahr meines Lebens“, erklärte der Erzbischof. Heute würde er „viel drastischere Maßnahmen früher treffen“, auch wenn er so der Justiz vorgreife. Er habe den Priester allerdings nicht verteidigt: „Wenn die Opfer mich gefragt haben, ob ich ihnen glaube, habe ich immer Ja gesagt.“

An der Glaubensbehörde sind in einer eigenen Kommission auch kirchliche Strafverfahren wegen sexualisierter Gewalt durch Geistliche angesiedelt. Diesen Teilbereich wird Fernández jedoch nicht persönlich leiten. „Das erscheint mir sehr vernünftig, wenn man bedenkt, dass ich kein spezialisierter Kirchenrechtler, sondern ein Theologe bin“, sagte er katholisch.de. Die Aufgabe der Missbrauchsaufarbeitung habe jedoch weiterhin hohe Priorität, und seine neue Behörde werde sie mit großem Einsatz und viel Arbeit angehen.

(katholisch.de/kna - mg)

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07. Juli 2023, 10:37