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Helena Jeppesen-Spuhler Helena Jeppesen-Spuhler 

Weltsynode: Mehr Diversität, mehr Stärke und Entscheidungsmöglichkeit

Helena Jeppesen-Spuhler arbeitet bei Fastenaktion, einem katholischen Hilfswerk in der Schweiz, und ist verantwortlich für die Projekte in den Philippinen. Sie stellte an diesem Dienstag im Vatikan das Arbeitspapier („Instrumentum Laboris“) aus Sicht der daran beteiligten Laien vor. Vor der Pressekonferenz sprachen wir mit ihr.

Sie sind hier in Rom, um bei der Vorstellung des Instrumentum Laboris der nächsten Weltsynode vorzustellen. Sie haben auch bei der Vorbereitung, bei den Gesprächen auf kontinentaler Ebene teilgenommen, sind also sozusagen in diesem Prozess der Weltsynode selber engagiert und involviert. Was bedeutet jetzt dieses Arbeitspapier aus Ihrer Sicht? Was erhoffen Sie sich auch für die Kirche in der Schweiz und für die Kirche an sich? Was kann man mit dem Instrumentum Laboris anfangen?

Jeppesen-Spuhler: Ja, ich hoffe, ich erwarte mir vom Arbeitsdokument für die Synode eigentlich, dass wir weitere synodale Schritte tun können in den lokalen Kirchen, auch in der Schweiz, wo wir schon teilweise synodale Strukturen haben. Und ja, ich denke, es soll ein gutes Grundlagendokument sein für die Vorbereitung der Synode.

Hier das Interview mit Helena Jeppesen-Spuhler zum Nachhören

Stärkung der lokalen Kirchen und der Frauen

Was sind denn eigentlich die Hoffnungen, die Sie aus der Schweiz mitbringen?

Jeppesen-Spuhler: Ich denke, dass das Arbeitsdokument für die Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz keine besondere Bedeutung hat, aber es hat eine Bedeutung für unsere Delegierten, die damit in der Synode arbeiten werden. Wir erhoffen uns als Kirche in der Schweiz – das haben wir auch in Prag in unserem Statement gesagt – eine Stärkung der lokalen Kirchen und eine Stärkung der Rolle der Frau in der katholischen Kirche.

Was sind denn die Herausforderungen, die man Ihrer Meinung nach bei der Weltsynode ansprechen sollte, die im Instrumentum Laboris vorkommen oder auch nicht, aber die man in einer Weltsynode unbedingt thematisieren sollte?

Jeppesen-Spuhler: Ich denke, es ist wichtig, die Spannungen zu thematisieren und diese auszudiskutieren. Es geht um die Verantwortung und das Teilen der Macht. Das finde ich einen der wichtigsten Punkte. Und es geht um die Unterstützung der lokalen Kirchen in ihrem Reichtum und mit ihren spezifischen Charakteristika.

Die Weltsynode beginnt ja nicht bei null. Es hat ja schon auf lokaler und kontinentaler Ebene Schritte gegeben und mit dem Instrumentum Laboris ist nun ein nächster Schritt getan. Was ist die bisherige Erfahrung?

Jeppesen-Spuhler: Aus dem bisherigen Prozess aus den verschiedenen Ebenen nehme ich vor allem habe mit, dass überall angesprochen wurde, wie wir in einer Glaubwürdigkeitskrise stecken wegen der Missbrauchskrise - und das müssen wir direkt angehen, auch im synodalen Prozess. Das Schöne ist, dass dies aus allen kontinentalen Berichten neben dem Thema der Gleichberechtigung der Frau durchkommt, so dass wir diese Themen aufnehmen können in der Weltkirche.

Ähnliche Themen überall

Wie war denn der Austausch mit anderen Ortskirchen? Hatten Sie auch eine Möglichkeit, sich mit Vertreterinnen und Vertreter anderer Kontinente, also mit der Kirche außerhalb Europas, auszutauschen?

Jeppesen-Spuhler: Vieles habe ich aus den Berichten zu den kontinentalen Versammlungen entnommen, dass es wirklich ähnliche Themen gibt, überall. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, an anderen kontinentalen Versammlungen teilzunehmen. Aber in Prag war ich dabei und ich habe jetzt gesehen, dass auf anderen Kontinenten ähnliche Fragestellungen herauskamen.

Vom Instrumentum Laboris gibt es jetzt die deutschsprachige Ausgabe. Wenn man jetzt alles ausdruckt, kommt man auf über 70 Seiten mit Anhängen. Was nehmen Sie davon mit in die Schweiz?

Jeppesen-Spuhler: In der Schweiz haben wir uns uns überlegt, dass wir eine Art Konsultation, eine kleine Beratung machen möchten zu diesem Dokument, damit wir dem Delegierten für die Synode im Oktober eine Art Schweizer Kompass mitgeben können. Es werden verschiedene Diskussionen stattfinden, mit verschiedenen Gruppierungen, mit der Jugend, mit den Frauenverbänden, auch mit den synodalen Gruppen. Und ihre Überlegungen werden zusammengefasst. Das wird dann publiziert und es wird dem Delegierten mitgegeben.

Sie sind jetzt an diesem Dienstag hier im Vatikan bei der Vorstellung des Instrumentum Laboris. Wie werden Sie dann auch bei der Weltsynode engagiert sein? Wird es eine Möglichkeit geben, auch von Ihrer Seite Ihre Seite bei der Synode dabei zu sein, oder wie werden Sie das verfolgen?

Jeppesen-Spuhler: Ich habe keine Rolle bei dieser Synode. Ich bin aber vernetzt mit vielen verschiedenen katholischen Gruppierungen und Akteuren auf der ganzen Welt, und wir werden uns sicher in der Vorbereitung auf die Synode noch einmal austauschen und helfen vorzubereiten.

Zum Schluss noch Ihre Hoffnung. Was erhoffen Sie sich, wenn im Oktober 2024 dann die Weltsynode zu Ende geht?

Jeppesen-Spuhler: Ich hoffe, dass die katholische Kirche dann ein diverses Gesicht haben darf, dass wir es schaffen, diese Fragen anzugehen: die Rolle der Frau und auch die des Einbezugs der queeren Menschen in der katholischen Kirche. Ich hoffe auf mehr Diversität, mehr Stärke und Entscheidungsmöglichkeit auf der lokalen Ebene.

Das Gespräch führte Mario Galgano.

(vatican news)

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20. Juni 2023, 14:30