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Migranten am Mittwoch bei der Ankunft in Lampedusa Migranten am Mittwoch bei der Ankunft in Lampedusa  (ANSA)

Parolin: Grundsatz der Seenotrettung nicht in Frage stellen

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat bekräftigt, dass die Rettung von Bootsflüchtlingen aus lebensbedrohlicher Seenot politisch nicht in Frage gestellt werden darf.

Beim „komplexen Phänomen“ der Migration gebe es viele schwierige Herausforderungen und Fragestellungen, sagte die ‚Nummer Zwei‘ des Vatikan in einem Gespräch mit österreichischen Medien am Mittwoch in Rom. Ein Grundsatz sei aber klar: „Wenn Menschenleben in Gefahr sind, dann müssen sie gerettet werden“. Dies gelte auch und gerade für jene Menschen, die die Flucht über das Mittelmeer wählen, so Parolin. Die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr könne nicht Teil politischer Erwägungen sein.

Dass die Länder der Europäischen Union nicht in der Lage sind, eine Übereinkunft zur Verteilung von Migranten zu finden, bezeichnete Parolin als „Ursünde“ und wohl grundsätzlichstes Problem in dem Bereich. Hinzukomme, „dass das Thema Migration negativ besetzt ist und dadurch defensiv behandelt wird“, sagte der Chefdiplomat des Papstes. Insgesamt übersehe man dadurch auch durchaus positive Aspekte von Migration. Auf diese Weise „wird die Fragestellung zum Problem“.

Kardinal Parolin am 19. Juni mit dem früheren US-Außenminister John Kerry im Vatikan
Kardinal Parolin am 19. Juni mit dem früheren US-Außenminister John Kerry im Vatikan

Parolin verwies auf die von Papst Franziskus vorgegebene Maxime zum Umgang mit Migranten. Diese sei in vier Worten zusammengefasst: Aufnehmen, Schützen, Fördern und Integrieren. Die Kirche sehe es als ihre Aufgabe, der Politik diese Perspektive zu eröffnen. Diese wiederum habe freilich stets das Recht, ihre eigenen politischen Regelungen zu treffen, fügte der Kardinalstaatssekretär hinzu.

„Es muss Regelungen geben, aber...“

Parolin nannte etwa die Inselrepublik Malta, wo die Staatsspitze darauf verweise, dass eine Aufnahme aller ankommenden Migranten die kleine Insel überfordere. „Es muss Regelungen geben. Aber die beste Lösung wäre, wenn es gelänge, diese Ströme grundsätzlich zu regulieren“, fasste der Kardinal zusammen.

Parolin forderte zudem mehr Investitionen wohlhabenderer Länder in die Herkunftsländer der Migranten. Solange es dort Kriege und Konflikte gebe und auch andere Probleme nicht gelöst sind, sei es völlig verständlich, dass insbesondere junge Leute sich auf den Weg machen und eine andere Zukunft suchen, erklärte Parolin. Dieses Phänomen der „erzwungenen Migration“ führe durch den Wegzug der Jungen gleichzeitig zu einer weiteren Verarmung in den Herkunftsländern.

Das Idealziel müsse also sein, dass es nur freiwillige Migration gibt, so Parolin: „Die kann man auch regeln. Aber das Problem ist, wenn Migration erzwungen wird durch Konflikte und Kriege der Ursprungsländer“.

(kap – sk)
 

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29. Juni 2023, 11:51