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Faszination Sekhmet-Projekt: Größtes Skulpturensemble Ägyptens

Beim internationalen und multidisziplinären „Sekhmet-Projekt“ treffen Feldarchäologie in Ägypten und technologische Innovation aufeinander. Alles dreht sich dabei um die löwengestaltige ägyptische Göttin Sekhmet und die bisher größte bekannte Serienproduktion von Skulpturen zu einem Thema. Radio Vatikan hat mit Projektleiterin Alessia Amenta, Kuratorin der Abteilung Altertümer Ägypten und Naher Osten der Vatikanischen Museen, gesprochen.

Paolo Ondarza und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Los ging alles 2017 mit Restaurierungs-Arbeiten der Sekhmet-Granodiorit-Statuen im „Museo Gregoriano Egizio" - dem Ägyptischen Museum innerhalb der Vatikanischen Museen - , erinnert sich Alessia Amenta:

„Das Projekt entstand als wir elf Statuen der Göttin Sekhmet, die in den Vatikanischen Museen sind, unter der Leitung unserer Stein- und Skulpturspezialisten restaurierten. Die Restaurierung ist immer auch eine Gelegenheit, sich vertieft mit den Kunstwerken auseinanderzusetzen. Ein Moment, die verwendeten Materialien und Techniken besser kennenzulernen. Für uns war es die einzigartige Gelegenheit, vor Ort die verwendete Gestaltungstechnik nachzuvollziehen", berichtet die Kuratorin der Abteilung Altertümer Ägypten und Naher Osten der Vatikanischen Museen.

Sekhmet-Projekt untersucht größtes Skulpturensemble Ägyptens - Projektleiterin Alessia Amenta, Kuratorin der Abteilung Altertümer Ägypten und Naher Osten der Vatikanischen Museen (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

So konnten bereits wichtige wissenschaftliche Ergebnisse erzielt werden, die dann gemeinsam mit dem Museo Egizio Turin - dem Ägyptischen Museum Turin - weiterentwickelt wurden. In Turin haben sie 23 Sekhmet-Statuen; doch weitere sind in Ägypten sowie in zahlreichen Museen der Welt zu bestaunen: Hunderte Darstellungen der furchterregenden ägyptischen Gottheit mit dem Kopf einer Löwin und dem Körper einer Frau wurden bisher gefunden. Ursprünglich waren sie alle wahrscheinlich im Totentempel des Amenophis III. in Theben-West  - der heutigen Ausgrabungsstätte Kom el-Hettan:

Ausgrabungsstelle Kom el-Hettan
Ausgrabungsstelle Kom el-Hettan

„Größte Skultpturensammlung der Menschheit zu einem einzigen Thema“

„Es ist unbestreitbar, dass die Zusammenarbeit mit Hourig Sourouzian, die die riesigen Ausgrabungen beim Amenophesis-Totentempel leitet, uns ermöglicht hat, weitere rund 300 Skulpturen in unser Projekt aufzunehmen.  So ist es uns möglich, einige Aspekte dieser riesigen Skulpturensammlung leichter nachzuvollzieren, bei der es sich um die größte Skulpturensammlung der Menschheit zu einem einzigen Thema handelt. Noch fehlt eine komplette archäologische Kontext-Dokumentation, die uns ermöglicht, die verwendete Technologie zu verstehen, die Organisation im Steinbruch und vor Ort. Unser Ziel ist vor allem mit der Ausgrabungsstätte zusammenzuarbeiten, um herauszufinden, wo im Tempel die Statuen ursprünglich platziert waren."

„Noch fehlt eine komplette archäologische Kontext-Dokumentation“

Der Totentempel von Amenophis III. war zwischen 1390 und 1353 v. Chr. errichtet  worden und wurde später durch ein schreckliches Erdbeben zerstört. Die Vatikanischen Museen und die weiteren Beteiligten des Sekhmet- Projekts wollen nun gemeinsam mehr über den Tempel und vor allem die Geschichte der Sekhmet-Skulpturen dort herausfinden. 

Auch künstliche Intelligenz im Einsatz

Sekhmet - der Name bedeutet übrigens „die Mächtige“. Und mächtig groß ist auch der nötige Forschungsaufwand: Am „Sekhmet-Projekt“ wirken zahlreiche Fachleute und Institutionen mit: Neben den bereits genannten sind unter anderen auch die Abteilung für Erd- und Meereswissenschaften der Universität Palermo dabei, die Universität Molise sowie das Kabinett für wissenschaftliche Forschungen zu Kulturgütern der Vatikanischen Museen. Bei der Verarbeitung der großen Datenmengen, die für jede einzelne Statue gesammelt wurden, wird außerdem auch künstliche Intelligenz genutzt:

„Wir können nur froh sein, dass wir das Material mit allen auf das kulturelle Erbe angewandten wissenschaftlichen Untersuchungen untersuchen können“

 „Wir sprechen hier von mehr als 300 Statuen, da wurde schnell klar, dass es nicht möglich ist, die ganzen Daten alleine zu verarbeiten. Als wir nur die Skulpturen vermessen haben, standen wir schon vor überwältigenden Zahlen: Mehr als 20.000 Maße. Die Skulpturen sind auch in unterschiedlichem Erhaltungszustand und mit bloßem Auge auf Fotos schwer zu vergleichen. (...) Heute geht Archäometrie mit Archäologie Hand in Hand. Wir können nur froh sein, dass wir das Material mit allen auf das kulturelle Erbe angewandten wissenschaftlichen Methoden untersuchen können", erläutert Alessia Amenta von den Vatikanischen Museen.

(vatican news)

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08. Mai 2023, 11:40