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Eine der Ikonen aus Lviv Eine der Ikonen aus Lviv 

Kriegs-Ikonen aus der Ukraine im Vatikan

„Arma Christi“: So heißt eine Ausstellung von 18 Ikonen aus der Ukraine, die während der Karwoche in der päpstlichen Kapelle Santa Marta im Vatikan zu sehen sind. Das Besondere an ihnen: Es sind Schrapnellsplitter von russischen Bomben eingearbeitet.

Krzysztof Bronk und Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

Die Idee zu diesen anrührenden Kunstwerken entstand an der Akademie der Schönen Künste im westukrainischen Lviv (Lemberg). „Arma Christi - diese Ikonen wurden von unseren Studierenden und den Lehrkräften gemalt“, erklärt uns Vasyl Kosiv, der Rektor der Akademie. „Sie haben metaphorisch die Leidenswerkzeuge Christi nachgebildet, und diese Leidenswerkzeuge sind Teile von russischen Bomben. Jede Ikone enthält ein Fragment einer solchen Bombe – was uns jetzt tötet und verletzt, ist also in die heiligen Ikonen eingebaut worden.“

Eine der Darstellungen zeigt, auf ein Stück Holz aufgetragen, den leidenden Christus mit Dornenkrone, den Wundmalen der Kreuzigung und einem roten Umhang. Wundmale und Lanzenstich bestehen aus Bombensplittern.

Werkzeuge des Todes - und Symbole des Siegs

„Das ist eine sehr starke Metapher und ein starkes Symbol. Sie sind die Werkzeuge des Todes, aber wie das Kreuz sind sie auch ein Symbol des Sieges. Wir wissen, dass wir gewinnen werden, dass der Sieg und die Wahrheit auf unserer Seite sind. Deshalb wollten wir diese Botschaft auf den neuesten Stand bringen – dass es nicht nur etwas ist, was vor 2.000 Jahren geschah, sondern dass es jetzt wahr ist! Sie töten uns, sie verletzen uns, aber wir werden siegen.“

Ukraine Ikonen mit russischen Bombensplittern im Vatikan - ein Bericht von Radio Vatikan

Einzigartig in Europa: Lehrstuhl für sakrale Kunst

Die Akademie der Schönen Künste in Lviv ist die einzige Universität ihrer Art in Europa, die einen Lehrstuhl für sakrale Kunst hat. Neben den künstlerischen Fähigkeiten erhalten die Studierenden dort eine gründliche theologische Vorbereitung. Die Ikonen, die sie angefertigt haben, sind ein Zeugnis dafür. Sie wurden dem Papst bei der letzten Generalaudienz überreicht, wie Kosiv erläutert.

„Der Heilige Vater hat diese Ikonen gesegnet. Er hat sogar eine signiert. Er war sichtlich gerührt“

Papst wollte Bombensplitter berühren

„Der Heilige Vater hat diese Ikonen gesegnet. Er hat sogar eine signiert. Er war sichtlich gerührt. Das war spürbar. Er hielt an und berührte Teile dieser Bomben für eine lange Zeit. Er wollte sie einfach mit seiner Hand fühlen. Er war sichtlich gerührt. Und er hat gesegnet, er hat bereitwillig unterschrieben. Das war auch für uns ergreifend.“

Die russische Aggression war auch für die künstlerische Gemeinschaft in der Ukraine ein großer Schock. Die Akademie der Schönen Künste in Lviv nahm Studierende und Lehrkräfte aus Charkiw und den besetzten Gebieten auf.

Ein Krieg, in dem es um Kultur geht

„Anfangs konnten viele Kollegen einfach nicht arbeiten, sie konnten nichts tun. Das hat sich inzwischen geändert: Jetzt sehen sie es als ihre Aufgabe an. Denn sie ist auch ein Werkzeug und eine Waffe, ihre Kunst. Es ist eine mächtige Form der Kommunikation, und sie wollen sie nutzen. Bei diesem ganzen Krieg und bei den Argumenten Putins geht es in erster Linie um die Kultur, nämlich um die Frage, ob es eine eigene ukrainische Kultur, Sprache oder ukrainische Identität im Allgemeinen gibt. Hier geht es also vorwiegend um Kultur! Wir sind uns bewusst, dass dies eine sehr wichtige Front ist, und wir müssen überleben, wir müssen schaffen. Es ist diese Kraft und diese Mission, die jetzt nicht nur als eine Art Psychotherapie hilft, diese Zeiten zu überleben, sondern die auch in einer längeren historischen Perspektive sehr wichtig ist."

Ikonen auf Wanderausstellung

Die 18 Ikonen von „Arma Christi“ machen außer im Vatikan auch in verschiedenen italienischen Städten Station; danach zieht die Ausstellung weiter in andere Länder, darunter nach Argentinien. Die Wanderschaft der Ikonen hat auch einen karitativen Zweck. Die Akademie der Schönen Künste sammelt Gelder für ihren weiteren Betrieb und für den Unterhalt von Studierenden, die aus anderen kriegsbedrohten Regionen vertrieben wurden.

(vatican news)
 

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04. April 2023, 09:57