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Gabriele Caccia als ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN Gabriele Caccia als ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN 

Vatikan/UNO: Technologie als „Möglichkeit für lebenslanges Lernen“

„Frauen und Mädchen wollen Chancen wahrnehmen, aber wir müssen ihnen die Mittel dazu geben.“ Das sagte Erzbischof Gabriele Caccia, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, am Donnerstag.

In seinem Statement auf der 67. UN-Kommission für den Status von Frauen äußert er sich dazu, wie Digitalisierung die Gleichstellung der Geschlechter voranbringen kann. Der Heilige Stuhl begrüße die Gelegenheit „sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen von Technologie und Innovation für Mädchen und Frauen“ zu untersuchen.

Frauen gälten „auch heute noch in vielen Ländern als Bürgerinnen zweiter Klasse“, zitiert Caccia Papst Franziskus. Um das zu ändern, könnten Eltern „gesunde, respektvolle Beziehungen zwischen den Geschlechtern und positive Sozialisationsmodelle vorleben.“ Dazu gehöre auch die Vermittlung von Kenntnissen über digitale Sicherheit. Da Kinder, insbesondere Mädchen, im Internet geschützt werden müssen, bräuchten die Eltern „digitales Wissen und Werkzeuge für die Online-Sicherheit.“

Online-Lernen gut mit Familie und Beruf vereinbar

Besonders für Frauen und Mädchen könnten Informations- und Kommunikationstechnologien „Möglichkeiten für lebenslanges Lernen schaffen“, erklärt Caccia. Einen persönlichen Schulbesuch ersetze das nicht, doch es könne Mädchen in „Notsituationen“ dabei helfen, ihre Ausbildung fortzusetzen: Online-Lernen ließe sich gut mit „berufliche[n] und familieäre[n] Verpflichtungen“ kombinieren. Das gelte auch für ältere Frauen. Caccias Statement zufolge stünden sie allen anderen im Hinblick auf digitale Kompetenzen besonders nach.

Zusätzlich sei es wichtig, Frauen und Mädchen für die Bereiche Mathematik, Ingenieurwesen , Naturwissenschaften und Technologie (MINT) zu interessieren.

Frauen und Mädchen seien bereit, die Chancen wahrzunehmen, die ihnen Technologie und Innovation böten, „doch sie müssen auch die entsprechenden Mittel erhalten.“ Um Gleichstellung zu erreichen, sei es wichtig, Armut zu überwinden, denn Frauen und Mädchen seien noch wahrscheinlicher betroffen als Männer. An dieser Stelle verweist der Erzbischof auf Sozialschutzprogramme, die den Zugang zu Technologien erleichtern. Damit Frauen und Mädchen gleichermaßen in der digitalen Welt ankommen, sei ein „starkes internationales Engagement“ notwendig.

Technologie: Auch Gefahren für Frauen und Mädchen

Werde Innovation nicht zum Wohle aller Menschen eingesetzt, bestünde die Gefahr, „dass sie denjenigen schadet, denen sie zugutekommen sollte.“ Mädchen und Frauen seien dabei die häufigsten Opfer. Sexhandel und Prostitution stützten sich zunehmen auf Informations- und Kommunikationstechnologien. Sie hätten außerdem den Konsum von Pornographie gesteigert, „wobei Algorithmen eine perverse Lust an der Gewalt gegen Frauen wecken.“ Zwar verurteilt Caccia sämtliche Pornographie als „unmoralisch und schädlich“, doch Inhalte, für die Kinder – meist Mädchen – missbraucht werden, seien „besonders abscheulich.“ „Sie zu akzeptieren ist unvereinbar mit der Achtung von Frauen und Mädchen.“


Außerdem müsse die Frau „in ihrer Gesamtheit akzeptiert“ werden, „einschließlich ihrer einzigartigen Fähigkeit, Kinder zu gebären“, betont der Erzbischof. Viele Arbeitgeber täten das nicht: Anstatt Frauen in ihrer Familienplanung zu unterstützen, erwarteten sie, dass sich die Frauen an den Arbeitgeber anpassen. Einige Unternehmen böten ihren Mitarbeiterinnern sogar an, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um sie bei – oft unerfolgreichen – Fruchtbarkeitsbehandlungen, wieder einzusetzen. Auch das sei eher eine Belastung für die Frau als für den Arbeitgeber. Wird eine Frau schwanger, sei sie oft „finanziellem und sozialem Druck“ ausgesetzt. Neben den Erwartungen in der Arbeitswelt komme hinzu, dass Söhne in vielen Fällen nach wie vor Töchtern vorgezogen werden und dass Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung herrschen. Das führe in manchen Fällen so weit, dass Frauen deshalb überlegen, ihr Kind abzutreiben. Weiter kritisiert Caccias Statement Leihmutterschaft: Sie würde Frauen „auf ihre reproduktiven Fähigkeiten reduzier[en] und sowohl sie als auch die Kinder, die sie gebären, zur Ware [machen]. All diese Praktiken untergraben den Wert von Frauen und den Respekt, den sie verdienen.“

Heiliger Stuhl ermutigt Fortschritt

Der Heilige Stuhl ermutige „den Fortschritt von Wissenschaft und Technik im Dienste der Würde der Person und für eine 'integrale und integrierende' menschliche Entwicklung“. So zitiert Caccia Papst Franziskus abschließend. Man solle die „Gaben und Fähigkeiten von Frauen und Mädchen“ würdigen und fördern – auch in den Bereichen Innovation und Technologie. Die katholische Kirche und der Heilige Stuhl würden weiterhin dazu beitragen, Frauen und Mädchen in technologische Entwicklungen mit einzubeziehen. Sie sollten davon profitieren, während gleichzeitig ihre Würde geachtet wird.

(pm – fg)

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10. März 2023, 12:49