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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin 

Ukraine-Krieg: Vatikan weiterhin offen für Vermittlung

Auch zehn Monate nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine gibt es keine Anzeichen für Entspannung. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat nun abermals die Bereitschaft des Heiligen Stuhles betont, als Vermittler für Verhandlungen aufzutreten.

Alessandro Di Bussolo und Gudrun Sailer - Vatikanstadt

„Der Vatikan ist immer bereit, den Parteien einen Tisch für den Frieden zu bieten", sagte Parolin an diesem Montag am Rand einer Veranstaltung im Senat, einer der beiden Kammern des italienischen Parlaments. „Wir glauben, dass der Vatikan ein geeigneter Ort sein kann.“ Die Diplomatie des Heiligen Stuhles habe versucht, „allen eine Möglichkeit zur Begegnung zu bieten und gleichzeitig ein Gleichgewicht zu wahren.“ Es sei „schwer zu sagen“, ob das gelungen sei, räumte Parolin ein. Aber: „Der Wille ist, einen Raum anzubieten, in dem sich die Parteien treffen und einen Dialog ohne Vorbedingungen beginnen können. Es ist ihre Aufgabe, die Arbeitsmethode festzulegen und Inhalte zu vermitteln, wir stehen jedenfalls zur Verfügung."

„Wir müssen weitermachen, gegen alle Hoffnung“

Derzeit seien „nicht viele Voraussetzungen für einen Dialog gegeben“, fuhr der Kardinalstaatssekretär fort. „Aber wir müssen weitermachen, gegen alle Hoffnung, denn der Krieg muss aus sehr vielen Gründen beendet werden, vor allem wegen des Leids, das er in der Ukraine unter der Zivilbevölkerung verursacht.“

Hier zum Hören:

Die öffentlichen Tränen, die Papst Franziskus kürzlich beim Gedanken an die Ukraine vergoss, nannte Parolin „stark". Dem Kirchenoberhaupt war beim Mariengebet am Fuß der Statue der Unbefleckten Empfängnis in Rom am 8. Dezember die Stimme gebrochen, als er an das Leid der Menschen in der Ukraine und an ihre Sehnsucht nach Frieden erinnerte. „Viele Menschen sagten, sie seien von der Betroffenheit des Heiligen Vaters sehr, sehr berührt gewesen“, erklärte Parolin. Er hoffe darauf, dass dies weitere Kreise ziehe, denn „manchmal können Tränen auch die härtesten Herzen zum Schmelzen bringen. Aber bisher sehen wir keine nennenswerten Entwicklungen".

Diplomatische Bemühungen finden „diskret“ statt

Die Sprecherin des russischen Außenministers Sergej Lawrow reagierte am selben Tag abweisend auf Parolins neuerliches Vermittlungsangebot. „Meine Brüder aus Tschetschenien und Burjatien würden das nicht schätzen“, erklärte Marija Sacharowa auf dem Kanal Telegram. Papst Franziskus hatte jüngst in einem Interview mit der US-amerikanischen Jesuitenzeitschrift „America“ auf die Härte des militärischen Vorgehens der russischen Truppen in der Ukraine verwiesen und dabei gesagt, „die grausamsten“ Soldaten Russlands seien Tschetschenen und Burjaten. Der Heilige Stuhl suche im Ukraine-Krieg „nach Frieden und nach einer Verständigung“ und sei „selbstverständlich immer zu einer Vermittlung bereit“, so der Papst in dem Interview.

„Wir versuchen, Initiativen zu ergreifen, die zum Frieden führen können“

Die diplomatischen Bemühungen, die darauf zielen, die Voraussetzungen für Friedensverhandlungen zu schaffen, finden „diskret“ statt, betonte Parolin. „Auch wir versuchen, Initiativen zu ergreifen, die zum Frieden führen können, aber sie sind immer auf den Willen der Parteien angewiesen. Ohne sie wird es nicht möglich sein, etwa aufzubauen, trotz aller Bemühungen und Versuche". 

Staaten müssen ein neues Projekt des Friedens entwickeln

Am Dienstag setzte Parolin bei einer Veranstaltung an der italienischen Botschaft beim Heiligen Stuhl nach. Es sei „beängstigend, dass von Atomwaffen und einem Atomkrieg als möglichen Eventualitäten gesprochen wird“, dass Aufrüstung immer schneller erfolge und „riesige Summen für den Krieg ausgegeben werden, anstatt den Hunger zu bekämpfen, Arbeitsplätze zu schaffen und eine angemessene medizinische Versorgung für Menschen zu gewährleisten, die noch nie eine hatten".

„Wir brauchen Mut, auf den Frieden zu setzen und nicht auf die Unausweichlichkeit des Krieges“

Der Kardinalstaatssekretär rief zu einer politischen Gewissenserforschung auf: „Wir müssen uns fragen, ob wir alles tun, um dieser Tragödie ein Ende zu setzen." Er regte die Staaten dazu an, „ein neues Projekt des Friedens und der internationalen Solidarität“ zu erarbeiten und dabei zu „bedenken, dass sehr viele Länder darum bitten, gehört und beteiligt zu werden. Wir brauchen neue Regeln für internationale Verträge und den Mut, auf den Frieden zu setzen und nicht auf die Unausweichlichkeit des Krieges. Wir brauchen eine verbale militärische 'Deeskalation', um das Gesicht des anderen wiederzuentdecken.“ Denn jeder Krieg, so der Kardinal mit einem Zitat des italienischen Bischofs Tonino Bello, habe „seine Wurzel im Verblassen der Gesichter".

(vatican news – gs)

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13. Dezember 2022, 12:27