Papst will „Caritas Internationalis“ neu aufstellen

Sie soll bis zur nächsten Generalversammlung, die regulär im Mai 2023 stattfinden sollte, amtieren und die Regeln und Statuten überarbeiten. Das teilte das Vatikan-Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen an diesem Dienstagmittag mit. Die bisherige Führungsspitze - Präsident und Vize, Generalsekretär, Schatzmeister, kirchlicher Assistent sowie die Mitglieder  des Vertretungs- und des Exekutivrates - ist mit sofortiger Wirkung abberufen.

Verbesserungsbedarf

Der Maßnahme vorausgegangen war eine externe Prüfung von „Caritas Internationalis“ durch eine unabhängige Kommission. Nach Vatikanangaben ergab diese Prüfung, dass die Finanzverwaltung zwar „solide“ sei und die Spendenziele erreicht würden, dass aber bei den Verwaltungsregeln und -verfahren Verbesserungsbedarf bestehe.

„Echte Schwächen im Management und in den Abläufen wirkten sich außerdem negativ auf den Teamgeist und die Arbeitsmoral der Mitarbeiter aus.“ Der Reformprozess soll dazu führen, dass CI „den Mitgliedsorganisationen des Verbandes in aller Welt besser dienen“ kann.

Die zeitweise Leitung von „Caritas Internationalis“ als außerordentlicher Kommissar übernimmt mit sofortiger Wirkung der italienische Berater und Manager Pier Francesco Pinelli, der auch der Prüfungskommission angehört hatte. Ihm zur Seite stehen nach Vatikanangaben Maria Amparo Alonso Escobar, eine langjährige Kampagnen-Managerin von CI, und der Jesuit Manuel Morujão „für die persönliche und geistliche Begleitung der Mitarbeiter“.

Kardinal Tagle

Kardinal Tagle soll kommissarische Führung unterstützen

Wörtlich heißt es im Statement aus dem Vatikan: „Während der Dauer des Kommissariats sind alle laufenden Ernennungen von Führungskräften innerhalb von CI ausgesetzt.“ Die Ernennung eines Sonderkommissars für CI solle sich nicht auf die Funktionsweise und Arbeit der Mitgliedsorganisationen auswirken, „sondern sie im Gegenteil stärken“. Der Präfekt der Evangelisierungskongregation, Kardinal Luis Antonio Tagle, soll die kommissarische Führung unterstützen und sich vor allem um die Beziehungen zu den Ortskirchen und Mitgliedsorganisationen in aller Welt kümmern.

Der von den Philippinen stammende Kardinal Tagle war bisher CI-Präsident; er las das päpstliche Dekret an diesem Dienstagmittag auf der CI-Vollversammlung in Rom vor und stellte den Anwesenden auch den außerordentlichen Kommissar Pinelli vor, wozu es freundlichen Beifall gab. Tagle deutete das Vorgehen von Papst Franziskus als einen „Prozess geistlicher Unterscheidung“, den es „demütig anzunehmen“ gelte.

Das neue „Grundgesetz“ der Kurie, das seit Juni dieses Jahres gilt, hat dem Vatikan-Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen die Zuständigkeit für „internationale wohltätige Vereinigungen“ zugesprochen. Das Dikasterium wird von Kardinal Michael Czerny geleitet. Der kanadische Jesuit erklärte an diesem Dienstag, in den letzten Jahren habe die Arbeit der Caritas an Relevanz gewonnen. Darum sei es „unerlässlich, dass ‚Caritas Internationalis‘ gut vorbereitet ist, um den Herausforderungen zu begegnen.“

Sonderkommissar Pinelli

Der Vatikan veröffentlichte auch eine Biografie von Sonderkommissar Francesco Pinelli. Der frühere CEO und Präsident großer Energieunternehmen sei auch „in ignatianischer Spiritualität ausgebildet“ und habe sich „schon in jungen Jahren ehrenamtlich in der Drogenrehabilitation, der Entwicklungszusammenarbeit, der Unterstützung von Missionswerken und der Katechese engagiert“. Seit zehn Jahren arbeite er als Berater bzw. „Manager auf Zeit“, vor allem für kulturelle und religiöse Einrichtungen, darunter für das vatikanische Entwicklungs-Dikasterium und für Ordensgemeinschaften.

(vatican news – sk)