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Erzbischof Giampietro Dal Toso Erzbischof Giampietro Dal Toso 

„Mission wird immer mehr eine Sache der Laien“

Der Monat Oktober ist auch der Monat der Weltmission; die Kollekte am Weltmissionssonntag, der in den deutschsprachigen Ländern am kommenden Sonntag begangen wird, gilt als die größte Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit.

Aber ist Mission überhaupt noch zeitgemäß? Oder gehört sie, wie vieles aus der Kolonialzeit, in die Mottenkiste der Geschichte? Das fragten wir Kurienerzbischof Giampietro Dal Toso, den Welt-Präsidenten der Päpstlichen Missionswerke

„Mission hat heute natürlich die Bedeutung, die sie in der Geschichte immer gehabt hat. Das heißt, wir antworten durch die Mission auf den Auftrag Jesu, der seine Jünger in die ganze Welt gesandt hat, um das Evangelium zu verkünden.“

Ein Auftrag Christi - und noch mehr

In diesem Sinne bleibe die Mission „ein Auftrag Christi“, so der gebürtige Südtiroler Dal Toso. „Und das bleibt durch die Geschichte hindurch auch heute der Auftrag, den der Herr uns hinterlassen hat - dem fühlen wir uns natürlich verpflichtet.“

Missionarinnen der Nächstenliebe - eine Gründung von Mutter Teresa
Missionarinnen der Nächstenliebe - eine Gründung von Mutter Teresa

Aber da ist noch mehr: Die ganze Kirche – das sagt der Erzbischof mit einem Zitat von Papst Franziskus – ist von ihrem Wesen her missionarisch. Sie kann also gar nicht anders, als zu missionieren. Schon klar, dass manche Formen der Mission in der Vergangenheit problematisch waren.

„Diese Formen sind natürlich heute anders“

„Diese Formen sind natürlich heute anders – auch aufgrund der anderen, der neuen kulturellen Situation. Anders – das meine ich in drei Aspekten. Der erste Aspekt ist, dass die Mission nicht mehr nur von Norden nach Süden verläuft, sondern dass sie sich in der ganzen Welt abspielt, auch in unseren Ländern, die eine lange christliche Tradition hinter sich haben.“

Kurien-Erzbischof Dal Toso über Mission heute - ein Interview von Radio Vatikan

Zweiter Aspekt nach Darstellung von Dal Toso: An der Mission nehmen heute immer mehr Laien teil, auch Familien. „Also nicht mehr das Modell, wo nur Ordensleute oder Priester in die Mission gingen.“ Und drittens fühlten sich auch die Ortskirchen in früheren ‚Missionsländern‘ immer stärker in der Verantwortung.

Wenn der neue Pfarrer aus Nigeria kommt

„So haben wir viele schöne Beispiele in Afrika oder in Lateinamerika, wo diese Ortskirchen selber missionarisch werden, in ihrem Territorium oder auch in vielen weiteren Ländern. Das sehen wir auch ganz klar auch in Europa: auch an der Anzahl der Priester, die aus den neuen Kirchen kommen und bei uns ihre Pastoral ausüben.“

Papst Franziskus bei einem Treffen mit Katecheten aus aller Welt
Papst Franziskus bei einem Treffen mit Katecheten aus aller Welt

Das Missionsministerium gehört zu den ältesten Einrichtungen der römischen Kurie, die heute noch bestehen: 1622 wurde es gegründet, als Kongregation „propaganda fide“, also zur Verbreitung des Glaubens. Seit Pfingsten, als die Kurienreform von Papst Franziskus in Kraft trat, heißt der offizielle Name Dikasterium für die Evangelisierung. Es koordiniert die missionarische Tätigkeit in der Kirche.

„Im ganzen Volk Gottes das Anliegen der Mission aufrechterhalten“

„Unsere Aufgabe als Päpstliche Missionswerke ist einerseits, im ganzen Volk Gottes dieses Anliegen der Mission aufrechtzuerhalten und auf der anderen Seite auch konkret dem Aufbau der Ortskirche zu dienen – z.B. dadurch, dass wir die Ausbildung von Katechisten garantieren.“

Dal Toso bei einem Besuch in Lateinamerika
Dal Toso bei einem Besuch in Lateinamerika

Den Ukraine-Krieg verfolgen natürlich auch die Vatikan-Verantwortlichen für das Thema Mission mit großer Sorge. Eine eigene Aktion für die Ukraine haben die Missionswerke nicht in die Wege geleitet, weil die Ukraine, wie Dal Toso erklärt, nicht in ihre Zuständigkeit fällt.

„Aber wir haben verschiedene Direktionen, namentlich die österreichische und die der Vereinigten Staaten: Die haben sich vor allem in der ersten Phase für die vielen Flüchtlinge eingesetzt, die aus der Ukraine geflohen sind, und in dieser ersten Zeit Nothilfe geleistet.“

(vatican news – sk)
 

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19. Oktober 2022, 12:23