Suche

Beim zweitägigen Treffen der Kardinäle im Vatikan Beim zweitägigen Treffen der Kardinäle im Vatikan 

Große Kardinalsversammlung in Rom

Fast 200 Kardinäle der Weltkirche beraten an diesem Montag und Dienstag mit Papst Franziskus im Vatikan über die Kurienreform. Das Kardinalstreffen, das erste dieser Art im laufenden Pontifikat, gibt den Kardinälen auch die Gelegenheit, einander besser kennen zu lernen.

Die Klausurtagung der Kardinäle findet in der Neuen Synodenaula statt, in der sonst Bischofssynoden tagen. Auch die Struktur erinnert an eine Bischofssynode. Vorgesehen sind drei Arbeitssitzungen, teils in Vollversammlung, teils in Sprachzirkeln. Die Teilnehmer hatten, wie einige berichteten, in den vergangenen Wochen eine Tagesordnung erhalten, um Themen und Fragen zu verschiedenen Aspekten der neuen Kurienordnung „Praedicate Evangelium“ zu vertiefen. Auch die Patriarchen der Ostkirchen und die Führung des Staatssekretariats nehmen an der Versammlung teil.

Die Kardinäle waren bereits in den vergangenen Tagen aus ihren Ländern nach Rom gekommen, um am Konsistorium teilzunehmen, bei dem Franziskus 20 Geistliche ins Kardinalskollegium aufnahm, das nunmehr 226 Kardinäle zählt. Zum Abschluss der Kardinalsversammlung findet am Dienstag, den 30. August, um 17.30 Uhr im Petersdom die traditionelle Papstmesse mit den neuen Kardinälen statt, die Franziskus am Sonntag wegen seines Besuches in L'Aquila nicht feiern konnte. Auch die übrigen in Rom versammelten Kardinäle und Patiarchen nehmen daran teil. 

Kollegengespräch zur Kardinalsversammlung mit Gudrun Sailer

Intensive Beratungen 

Die erste Sitzung der Kardinäle mit dem Papst habe in einer sehr brüderlichen Atmosphäre stattgefunden, berichtete anschließend Kardinal Enrico Feroci, Pfarrer von Santa Maria del Divino Amore in Castel di Leva bei Rom, gegenüber Vatican News.

Nach dem Eröffnungsgebet habe Franziskus das Treffen mit der Einladung an alle Anwesenden eröffnet, ihren Beitrag zu diesen zwei Tagen der Überlegungen über Praedicate Evangelium zu leisten. Anschließend teilten sich die Kardinäle wie angekündigt je nach ihrer Sprache in verschiedene Sprachgruppen auf. Im Plenum hätten sie anschließend ihre Überlegungen ausgetauscht, so Kardinal Feroci. Dabei seien zwei Hauptthemen angesprochen worden: die Gemeinschaft, also das Zeugnis der gegenseitigen Liebe unter den Christen, aber auch die Schwierigkeiten der heutigen Gesellschaft, sich für die Botschaft des Evangeliums zu öffnen. Es seien auch Überlegungen dazu ausgetauscht worden, wie diese Schwierigkeiten überwunden werden könnten.

Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, hob im anschließenden Gespräch mit Vatican News wiederum die große Beteiligung der Kardinäle bei der Begegnung hervor, bei der ein offener und intensiver Dialog gepflegt werde. Insbesondere seien dabei die missionarische Perspektive, die der neuen Apostolische Konstitution zugrunde liegt, sowie die Notwendigkeit, sich bei der Verkündigung auf das Gebot der Nächstenliebe zu konzentrieren, im Vordergrund gestanden. 

Positive Rückmeldungen

Auch andere Teilnehmer äußerten sich überwiegend positiv über den ersten Teil der Kardinalsberatungen zum Umbau der weltkirchlichen Zentralverwaltung, berichtet Kathpress. So habe der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich am Montag auf Nachfrage erklärt, dass man in kleinen Gruppen über die Kurienreform „Praedicate Evangelium“ diskutiert habe. „Das war sehr schön“, so Hollerich. Die Reaktionen in seiner Gruppe seien sehr positiv gewesen. Auch Kardinal Walter Kasper nannte die Beratungen „schön“. Positiv äußerte sich ebenfalls Kardinal Mario Grech, Leiter des Synodensekretariats. Der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga sprach von einer „harmonischen und friedlichen“ Atmosphäre.

Viele Kardinäle aus entlegenen Regionen

Papst Franziskus hat in den knapp zehn Jahren seines Pontifikats Kardinäle auch aus Regionen berufen, die nie zuvor einen Kardinal gestellt haben, etwa aus Bangladesch, Lesotho, Mali, Myanmar, Brunei oder Tonga. Das Kardinalskollegium wurde damit weitaus heterogener als bisher. Kardinäle sind als Mitglieder den einzelnen Kuriendikasterien zugeordnet und kommen deshalb in regelmäßigen Abständen nach Rom. Allerdings fehlte seit längerer Zeit ein Austausch auf größerer Ebene, den die Versammlung Ende August 2022 bietet. 

Die Apostolische Konstitution „Praedicate Evangelium“ zur Kurienreform entstand in neunjähriger Arbeit und trat zu Pfingsten 2022 in Kraft. Sie enthält einige Neuerungen, die über Formalitäten wie die Umbenennung aller Kurienbehörden in „Dikasterien“ hinausgehen. Franziskus verleiht der Kurie mit dieser Reform eine stärkere missionarische Struktur, sodass sie mehr als zuvor in den Dienst der einzelnen Teilkirchen und der Evangelisierung treten kann. Der Papst ließ in „Praedicate Evangelium“ herausarbeiten, dass die Kurie nicht nur dem Papst zugeordnet ist, sondern allen Bischöfen und allen Gläubigen.

Ähnliche Großversammlungen wie die derzeit laufende der Kardinäle gab es 2014, als der Papst die Doppelsynode über die Familie (2014-15) einberief und rund 180 Bischöfe und Kardinäle einlud, sowie 2019 beim Kinderschutzgipfel. Damals kamen unter anderem die Vorsitzenden sämtlicher katholischer Bischofskonferenzen nach Rom, darunter viele Kardinäle.

(vatican news/kap – gs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

29. August 2022, 15:08