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Ökumene im Pilgerzentrum Rom: Pfarrer Werner Demmel, Leiter des deutschen Pilgerzentrums in Rom (links) , und Vikar Christian Schwaiger (rechts) Ökumene im Pilgerzentrum Rom: Pfarrer Werner Demmel, Leiter des deutschen Pilgerzentrums in Rom (links) , und Vikar Christian Schwaiger (rechts) 

Hier stehe ich, ich kann nicht anders: Ein Vikar im Vatikan (8)

Ein evangelischer Vikar aus Deutschland – und trotzdem Praktikant bei Vatican News. Entdeckungen, Fragen und Neuigkeiten aus ökumenischer Perspektive. Diesmal geht es um das Thema: Botschaften und Predigten aus der Sicht eines (angehenden) Pfarrers.

Predigten, die Verkündigung des Evangeliums, sind so eine Sache. Im evangelischen Gottesdienst ist es der Mittelpunkt jedes Gottesdienstes, der „Höhepunkt“ sozusagen. Nun regelmäßig über die Ansprachen Papst Franziskus` zu berichten, das ist für mich als Theologe, der selbständig Predigten schreibt, eine spannende Sache. So lese und höre ich gerne Predigten und Auslegungen und bin gespannt auf neue Nachrichten.

Für mich muss eine gute Predigt mich ansprechen, indem sie Bilder beinhaltet die ich spannend finde, die mich zum Nachdenken anregen oder eine ganz neue Perspektive eröffnen.

Papst Franziskus ist für mich jemand, der sehr bildliche, sehr lebensnahe Predigten hält: Er spricht gerne und viel in Bildern, vereinfacht Texte und gibt Gedanken mit, die ich auch oft gut finde, manche sogar schon verändert übernommen habe. Oft sind seine Worte klar auf seine Zuhörer ausgerichtet. So kommen in einer Predigt in Kanada viele Bilder über Vorfahren oder über die Natur vor. Außerdem sind die meisten Predigten sehr allgemein christlich gehalten. In seinen Predigten, etwa beim Angelus, geht der Papst immer auf konkrete Aspekte ein. Oft richtet er sich an eine bestimmte Gruppe und spricht klar in Bildern für diese Zuhörerinnen und Zuhörer.

„Denk daran, dass in deiner Predigt in den ersten fünf Minuten der Heilige Geist spricht, in den nächsten fünf Minuten zeigst du, dass du studiert hast und alles darüber hinaus ist nur noch für dein eigenes Ego“

Was dabei immer wieder auffällt: Franziskus ist jemand, der gerne kurz predigt. Da reichen auch mal fünf Minuten. So ermahnt er immer wieder Prediger, sich auf die wichtigen Dinge zu beschränken. Er hat wohl mal gesagt: „Denken Sie daran, dass nach acht Minuten die Aufmerksamkeit nachlässt und die Menschen nach Inhalten verlangen.“

Kurz und knapp oder länger?

Aus der evangelischen Tradition heraus ist es ja eher üblich, um einiges länger zu predigen. Dort kann eine Predigt auch mal 15-20 Minuten oder noch länger dauern.
Für mich hat sich eine Begegnung eingeprägt, die ich vor meiner ersten Predigt hatte. Bei einem Praktikum in Venedig in der evangelischen Gemeinde, sprach ich mit einem Franziskaner über meine Predigt und er fragte mich, wie lange sie sei. Als ich antwortete, 12 Minuten, war er zufrieden und gab mir einen Satz mit auf den Weg: „Denk daran, dass in deiner Predigt in den ersten fünf Minuten der Heilige Geist spricht, in den nächsten fünf Minuten zeigst du, dass du studiert hast und alles darüber hinaus ist nur noch für dein eigenes Ego.“ An diese doch etwas humorvoll gemeinte Aufforderung, kurz zu predigen, muss ich immer wieder denken.

Was macht für Sie eine gute Predigt aus? Wie lang darf eine Predigt dauern? Gibt es etwas, dass sie sich wünschen würden von jungen oder auch alten Predigern?

(vatican news)

 

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23. August 2022, 11:54