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Kardinal Pietro Parolin und der südsudanesische Präsident Salva Kiir Mayardit Kardinal Pietro Parolin und der südsudanesische Präsident Salva Kiir Mayardit 

Parolin an Südsudans Präsidenten: „Nur der Frieden zählt“

Der einzige Kampf, der geführt werden muss, ist der für den Frieden. Diese Botschaft richtete der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstagnachmittag an den südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir.

Mario Galgano und Salvatore Cernuzio (Korrespondent in Juba) - Vatikanstadt

Unmittelbar nach seiner Begegnung mit Kiir traf Kardinal Parolin mit dem Ersten Vizepräsidenten Riek Machar zusammen und bekräftigte dabei den Willen, bei der Umsetzung des Friedensprozesses im Lande mitzuhelfen. Kiir und Machar bekämpften sich lange Zeit gegenseitig, bevor sie sich durch Verhandlungen auf die jeweiligen Ämter einigen konnten. Parolin sprach vor diesem Hintergrund Klartext: „Der einzige Kampf, der geführt werden muss, ist der für Frieden und Entwicklung. Es ist ein Kampf, der gemeinsam zu führen ist. Frieden und Entwicklung sind zwei Dinge, die miteinander verbunden sind: Ohne Frieden gibt es keine Entwicklung. Und die Abwesenheit von Frieden ist eine Quelle von Instabilität und Unzufriedenheit“, so Parolin.

Zum Nachhören - was Kardinal Parolin sagte

Das Treffen 2019 im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, bei dem der Papst den südsudanesischen Führern mit einer historischen Geste die Füße küsste, war bei dem halbstündigen Gespräch zwischen Kardinal Pietro Parolin und dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit am Dienstag in lebendiger Erinnerung.

Die aktuelle Begegnung fand unter großen Sicherheitsvorkehrungen im Präsidentenpalast statt. Es handelte sich um den ersten offiziellen Termin auf der Reise des vatikanischen  Außenministers nach Juba. An diesem Mittwochmorgen begab er sich auch in das Vertriebenenlager in Bentiu im Norden des Landes. Das Treffen mit dem Präsidenten, der mit dem charakteristischen schwarzen Filzhut und einem Gehstock im Sitzungssaal erschien, verlief trotz der strengen Kontrollen in einer freundlichen Atmosphäre. Salva Kiir hieß Parolin und seine Delegation mehrfach „willkommen in Juba“ und wünschte ihnen friedliche Tage.

Salva Kiir ist zuversichtlich für künftigen Papstbesuch

Die ersten Gedanken galten natürlich dem Papst, seiner Gesundheit und der verpassten Reise nach Afrika. Wie schon in den vergangenen Tagen in der Demokratischen Republik Kongo bekräftigte Kardinal Parolin den Wunsch von Franziskus, dorthin zu reisen, sobald die Bedingungen, insbesondere die gesundheitlichen, dies zuließen. „Ich bin zuversichtlich, was den Besuch des Papstes angeht“, betonte denn auch Salva Kiir und versicherte, dass das Land für diesen wichtigen Besuch bereit sei - und dass alle Christen der verschiedenen Konfessionen sich zusammengeschlossen hätten, um für eine rasche Genesung des Papstes zu beten.

Anschließend überbrachte Kardinal Parolin eine Botschaft des Papstes an den südsudanesischen Präsidenten, die vor allem zwei Leitlinien folgte: Versöhnung und Frieden. Dies seien nicht zwei Ideen, sondern zwei konkrete Ziele, die erreicht werden müssten. In den vier Jahren seit der Begegnung im Vatikan hätten sich Entwicklungen in diesem Sinne vollzogen, würdigte Parolin.

Er bekräftigte, dass die von der Regierung unternommenen Schritte auch vom Papst anerkannt und geschätzt würden. In seiner Rede wies der Gast aus Rom jedoch vor allem darauf hin, was noch getan werden müsse, um die Stabilität des Landes zu gewährleisten. Das derzeitige Friedensabkommen läuft im Februar 2023 aus und wurde größtenteils noch gar nicht umgesetzt. Parolin nannte deshalb die nächsten Schritte, die es zu unternehmen gelte - auch im Hinblick auf die Parlamentswahlen im nächsten Jahr. Der Südsudan brauche eine Förderung der nationalen Einheit, eine Stabilisierung des Landes sowie eine Verfassungsreform, aber auch eine Förderung der Einheitsbewegung, „die für die Entwicklung des Südsudan notwendig ist“.

Der südsudanesische Präsident, der seit seiner Kindheit in Kampfhandlungen verwickelt war und wiederholt seinen Glauben an Gott bekräftigt hatte, sagte dem Kardinal: „Seit wir aus Rom zurückgekomen sind, haben wir nicht mehr gekämpft. Wir erlauben niemandem, einen neuen Krieg zu beginnen. Ich will nicht mehr kämpfen, wir wollen jetzt Frieden im Land.“ Daher das Versprechen, dass alles getan werde, um Verstöße zu verhindern und die Menschen zu schützen. „Man soll alles mit Gottes Hilfe tun“, antwortete ihm Parolin.

Politische Kräfte in den Diensten des Fortschritts

Im Laufe des Gesprächs, bei dem auch zwei Minister das Wort ergriffen, wurden die Herausforderungen genannt, vor denen der Südsudan sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene stehe. Auch die Vorbereitungen für die bevorstehenden Wahlen kamen nicht zu kurz. „Ein wirklich wichtiger Schritt ist die Konsolidierung des Friedens und der Versöhnung“, betonte Kardinal Parolin und verabschiedete sich mit der Empfehlung, dass „alle politischen Kräfte sich in den Dienst des Fortschritts und der Entwicklung des Landes stellen müssen.“

Das Treffen mit Riek Machar

Auf das Treffen mit Salva Kiir folgte das Treffen mit dem Ersten Vizepräsidenten Riek Machar in dessen Büro. Fast dreißig Minuten lang dauerte auch dieses Gespräch. Auch Machar erinnerte sich an sein Treffen mit Franziskus im Jahr 2019. Die Ankunft des Papstes im Südsudan werde den verschiedenen laufenden Prozessen neuen Schwung verleihen, fügte er hinzu. Dies geschah bereits in den Monaten vor der Papstreise, fügte er an: „Wir bereiteten uns darauf vor, konkrete Ergebnisse vorzuweisen“, so Machar. Er hoffe, dass der Prozess der Umsetzung des Friedensabkommens noch vor Ablauf der Frist in Gang gesetzt werden könne. Ein Ziel, das sicherlich nicht leicht zu erreichen sei. Riek Machar verlieh in diesem Zusammenhang auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass es dem Südsudan nicht an der Hilfe des Heiligen Stuhls mangeln würde.

(vatican news)

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06. Juli 2022, 10:29