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Bei einer der Gerichtssitzungen (Archivbild) Bei einer der Gerichtssitzungen (Archivbild) 

Vatikan: Weitere Anhörung im Strafprozess

Neue Runde im Strafprozess um den vatikanischen Finanzskandal: Am Mittwoch wurde die Befragung des angeklagten Kardinals Giovanni Angelo Becciu fortgesetzt. Auch am Donnerstag gab es eine Anhörung.

Strafverfolger Alessandro Diddi konfrontierte Kardinal Becciu im Multifunktionssaal der Vatikanischen Museen mit einer Reihe von Dokumenten und Protokollen, die zum Teil Beccius Unterschrift tragen. Im Rahmen der insgesamt achtstündigen Anhörung antwortete der Angeklagte in vielen Fällen, er könne sich an die Dokumente, Vorgänge oder Personen nicht erinnern. Das meiste habe er an sein Büro delegiert.

Als ehemaliger zweiter Mann der vatikanischen Zentralbehörde, des Staatssekretariats, hatte Becciu lange Jahre eine entscheidende Position inne. Unter ihm wurde der umstrittene, verlustreiche Deal mit einer Londoner Luxusimmobilie eingeleitet, der Hauptgegenstand des Strafprozesses ist.

Kardinal Becciu
Kardinal Becciu

An viele Dokumente kann sich Becciu nicht erinnern

Im Staatssekretariat habe Verwaltungsleiter Alberto Perlasca großen Einfluss gehabt. Ihm habe er - Becciu - sehr vertraut, auch was die Einschätzung von Risiken anging. So habe er Perlasca mehrfach nach der Rendite des Londoner Deals gefragt, dieser habe ihn jedoch vertröstet. 

Becciu verteidigte die autonomen Fonds, über die das Staatssekretariat bisher verfügte; dazu zählten auch Mittel aus dem sogenannten Peterspfennig. Als übergeordnete Behörde sei man anderen Einrichtungen des Vatikans nicht rechenschaftspflichtig gewesen. Der Kardinal bezog sich dabei auf Bemühungen des 2014 neu errichteten Wirtschaftssekretariats. Dieses hatte unter seinem damaligen Leiter, Kardinal George Pell, versucht, Überblick und Kontrolle über die Finanzen der Vatikanbehörden zu bekommen.

Disput über den Generalrevisor

Ein weiterer Punkt, der bei der Befragung am Mittwoch genannt wurde, betraf die Entlassung des früheren vatikanischen Generalrevisors Libero Milone. Diese geschah laut Aussage von Kardinal Becciu im Juni 2017 auf Anweisung des Papstes. Franziskus habe Becciu angewiesen, dem Rechnungsprüfer mitzuteilen, dass er „nicht mehr das Vertrauen des Heiligen Vaters genießt“ und „zurücktreten muss“. Die Gründe dafür seien im Kommuniqué des vatikanischen Presseamtes (24. September 2017) enthalten: Milone habe offenbar entgegen Absprachen eine externe Firma beauftragt, Informationen über Vatikanangestellte zu sammeln.

Das Amt eines Generalrevisors hatte Franziskus 2015 im Zuge seiner Kurienreform geschaffen. Im Juni 2017 teilte der Vatikan mit, Milone sei fristlos entlassen worden. Vorgeworfen wurde dem Generalrevisor, er habe Kompetenzen überschritten und im Privatleben von Bischöfen und Kardinälen geschnüffelt. Der Vatikan sprach damals von einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses „in gegenseitigem Einvernehmen“.

Emotional aufgeladen

Die 15. Vernehmung des Finanzprozesses am Mittwoch war mehrfach von heftigen, auch emotionalen Vorwürfen und Reaktionen geprägt. Wiederholt ermahnte der Vorsitzende Richter, Giuseppe Pignatone, die Parteien zur Sachlichkeit und unterbrach die Anhörung für einige Minuten, um Ruhe zu schaffen.

Zu Beginn der Verhandlungen hatte Pignatone dem Antrag, den Hauptzeugen Perlasca als zivilen Nebenkläger zuzulassen, nur teilweise stattgegeben. Dies gelte für die Anklage gegen Becciu als früheren Vorgesetzten, nicht aber mit Blick auf andere Angeklagte und mögliche Schadensersatzforderungen.

(kna/vatican news -pr)
 

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19. Mai 2022, 11:29