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Warnung vor Menschenhandel am Berliner Hauptbahnhof Warnung vor Menschenhandel am Berliner Hauptbahnhof 

Vatikan: Aktionsplan gegen Menschenhandel vorgestellt

„Von der Absicht, Menschenhandel zu bekämpfen, zum Handeln kommen“: Unter diesem Motto tagte von Dienstag bis Donnerstag die Santa Marta Group im Vatikan. Am Donnerstag stellte die Arbeitsgruppe dem Papst und der Öffentlichkeit Ergebnisse der Beratungen vor.

Im Rahmen der Beratungen der Gruppe wurde auch der Aktionsplan erörtert, der im Februar bei der durch die Deutsche Bischofskonferenz ausgerichteten ersten europäischen Konferenz der Santa Marta Group erarbeitet worden war. Dieser enthält neun wesentliche Punkte zur Bekämpfung der Verbrechen, die je nach nationaler und individueller Ausgangslage zur eigenen Weiterarbeit angepasst und übernommen werden können, geht aus einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz vom Donnerstag hervor. Einzelheiten aus dem Plan wurden nicht genannt.

Weihbischof Ansgar Puff aus Köln vertrat bei der Konferenz der Santa Marta Group die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz und stellte dabei den Aktionsplan vor: „Der Aktionsplan ist ein Appell an Handelnde in der Kirche, aber auch an andere Akteure, es nicht bei Erklärungen zu belassen, sondern tatsächlich aktiv zu werden im Kampf gegen den Menschenhandel“, betonte Puff laut Pressemitteilung in seiner Einführung. Die katholische Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel habe bereits in Deutschland gezeigt, „wie wichtig Netzwerke sind.“

Der Papst empfing die Santa Marta Group am Donnerstag im Vatikan
Der Papst empfing die Santa Marta Group am Donnerstag im Vatikan

„Ein Netzwerk gegen Kriminelle“

Anhand von zahlreichen Berichten aus verschiedenen Kontinenten sei bei der Konferenz deutlich geworden, dass die sehr unterschiedlichen lokalen Strategien zur Prävention und Bekämpfung des Menschenhandels von Kooperation und Austausch erheblich profitieren, geht aus der Mitteilung weiter hervor. „Unsere Netzwerke helfen gegen kriminelle Netzwerke“, so Weihbischof Puff. „Als katholische Kirche haben wir ein riesiges, weltweites Netzwerk an Organisationen, Institutionen, Gemeinden und Schulen. Wenn wir dort über Menschenhandel aufklären und unsere Einrichtungen bewusster handeln, macht dies einen großen Unterschied für viele Menschen.“

„Unsere Netzwerke helfen gegen kriminelle Netzwerke“

Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten während der Konferenz die Notwendigkeit grenzüberschreitender und multidisziplinärer Vernetzung, um die organisierte Kriminalität rund um den Menschenhandel und die damit verbundenen Finanzströme aufzudecken. Bei dem Treffen in Rom wurde deshalb angeregt, dass der Finanzsektor als Partner gewonnen werden sollte, um Gewinne aus Ausbeutung und Menschenhandel zu identifizieren und zu konfiszieren. Ebenso wurde die Bedeutung der Überprüfung des eigenen kirchlichen Einkaufs- und Auftragsverhaltens für die Bekämpfung des Menschenhandels hervorgehoben. „Papst Franziskus würdigt immer wieder den Anteil der Migranten an der wirtschaftlichen Entwicklung, dieser muss aber auf menschenwürdiger und gerecht bezahlter Arbeit beruhen, nicht auf Formen von Sklaverei und Ausbeutung“, unterstrich Weihbischof Puff in diesem Zusammenhang.

In zahlreichen Fällen konnten mittlerweile die Geschäfte von Menschenhändlern durchkreuzt werden, weil die betroffenen Frauen über ihre Netzwerke über die lauernden den Gefahren unterrichtet worden waren, wurde auch bei der öffentlichen Pressekonferenz im Anschluss an die Tagung betont.

Die Konferenz

Verantwortliche aus Kirche, Strafverfolgungsbehörden und Zivilgesellschaft hatten sich in den vergangenen Tagen über Erfahrungen und Strategien im Kampf gegen Menschenhandel und „moderne Sklaverei“ ausgetauscht. Im Fokus der Tagung, die zum Neustart nach der pandemiebedingten Unterbrechung noch mit einem reduzierten Teilnehmerkreis stattfinden musste, standen die Wege und Methoden, um konkrete Wege zum Kampf gegen das Phänomen Menschenhandel aufzuzeigen.

An der Konferenz nahmen aus Deutschland unter anderen Weihbischof Ansgar Puff (Köln), der die Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz vertrat, und Helga Gayer, Leiterin des Menschenhandelsreferats im Bundeskriminalamt und zugleich Präsidentin der Expertengruppe gegen Menschenhandel des Europarates (GRETA), teil. Vorsitzender der Santa Marta Gruppe ist Kardinal Vincent Nichols (Westminster), der als Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales auch zu den Gründern der Gruppe gehört.

Hintergrund

Die Santa Marta Gruppe ist eine Kooperation von hochrangigen kirchlichen Vertretern und Organisationen, Polizeibeamten aus über 30 Ländern sowie weiteren staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen, die sich seit 2014 auf Einladung von Papst Franziskus und auf Initiative der Bischofskonferenz von England und Wales zweijährlich im Vatikan getroffen haben. Ziel der Gruppe ist es, „gemeinsame und effektive Strategien“ von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren gegen den Handel mit und die Ausbeutung von Menschen zu entwickeln. Generell hat Papst Franziskus die Bekämpfung der Sklaverei und des Menschenhandels zu einem Schwerpunkt seines Pontifikats gemacht. So sind 2019 die Pastoralen Orientierungen zum Menschenhandel des vatikanischen Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen erschienen, die wertvolle Hilfen für die internationale Arbeit in diesem Bereich liefern.

Katholische Organisationen, die sich in Deutschland im Kampf gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich im Jahr 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind in der Arbeitsgruppe der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Kommission Justitia et Pax, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, die Frauenrechtsorganisation Solwodi, das Fraueninformationszentrum Stuttgart und der Jesuiten-Flüchtlingsdienst vertreten.

(pm dbk - cs)

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19. Mai 2022, 14:29