Suche

Titus Brandsma Titus Brandsma 

Titus Brandsma: Ein Heiliger gegen Fake-News

Der niederländische Karmelit, Gelehrte und Journalist Titus Brandsma wird am Sonntag in Rom heilig gesprochen. Warum der Nazi-Märtyrer Brandsma ein Heiliger gegen Fake-News ist, darüber sprachen wir mit der niederländischen Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Caroline Weijers.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Radio Vatikan: Frau Botschafterin, welchen Stellenwert hat Brandsma heute in der säkularisierten niederländischen Gesellschaft?

Caroline Weijers: Titus Brandsma ist ein Mann mit vielen Talenten. Als Priester war er inspiriert von Teresa von Avila, Karmelitin und Heilige, und hatte eine äußerst positive Lebenseinstellung. Als Denker, Philosoph und Mystiker hat er einen intellektuellen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte geleistet. Als Professor und Rektor der 1923 gegründeten Katholischen Universität in Nimwegen trug er zur katholischen Emanzipation in den Niederlanden bei. Als Journalist war er mit Wort und sicherlich mit Tat aktiv gegen die nationalsozialistische Ideologie und die Nürnberger Rassengesetze. Er verteidigte die Pressefreiheit und besuchte katholische Zeitungen, um sie zur Unterlassung von Propaganda aufzufordern. All diese Aspekte machten ihn rückblickend sicherlich zu einem besonderen Helden des Widerstands. Sein Mut und seine Ausdauer inspirieren viele weltweit und sicherlich auch in den Niederlanden. Denn Glaube, Hoffnung und Liebe - Eigenschaften, die Titus verkörperte - sind nicht nur für Katholiken, Christen oder Gläubige wichtig, sondern für alle Menschen guten Willens.

Hier zum Hören:

Radio Vatikan: Heilige werden oft als „Heldenfiguren“ gelesen. Das ist auch bei Titus Brandsma der Fall. Dabei...

Caroline Weijers: Das Interessante an Titus Brandsma ist: Er war mutig. Er hat Widerstand geleistet. Er hat sehr konkrete Sachen gemacht, aber gewaltfrei. Eine starke Persönlichkeit, die im Widerstand eine Rolle gehabt hat - aber ohne Gewalt.

Caroline Weijers, Botschafterin der Niederlande beim Heiligen Stuhl
Caroline Weijers, Botschafterin der Niederlande beim Heiligen Stuhl

Radio Vatikan: Die niederländische Botschaft beim Heiligen Stuhl organisiert vor der Heiligsprechung eine Tagung über Brandsma und die Pressefreiheit. Brandsma gehörte zu den frühesten und kompromisslosesten Gegnern der Nazis, er wurde vor allem wegen seiner journalistischen Tätigkeit 1942 in Dachau ermordet. Was sagt uns der neue Heilige heute über Pressefreiheit? 

Caroline Weijers: Zu den Prioritäten in der Arbeit der Botschaft der Niederlande beim Heiligen Stuhl gehören Frieden und Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit, Klima und Umwelt sowie Menschenrechte, zu denen Redefreiheit und deshalb Pressefreiheit gehören. Bei dem Symposion geht es um die Zeit, als Titus lebte und arbeite, sich einem rücksichtslosen Besatzer widersetzte und ermordet wurde, um seine Leistung als Journalist und um seinen Widerstand gegen das Dritte Reich unter besonderer Bezugnahme auf Edith Stein. Dies ist aber auch eine Gelegenheit, die aktuelle gesellschaftliche Relevanz dessen zu untersuchen, wofür Titus Brandsma stand. Deshalb endet das Symposium mit einer Diskussionsrunde mit mehreren Mitgliedern der Vatikanischen Journalisten-Vereinigung über die Herausforderungen des Journalismus und die Suche nach Wahrheit im Zeitalter von Fake News und Social Media.

Dachau - hier wurde der niederländische Journalist 1942 von den Nazis ermordet
Dachau - hier wurde der niederländische Journalist 1942 von den Nazis ermordet

Radio Vatikan: Der Unterschied zwischen Seligen und Heiligen ist, dass Selige für ihre jeweilige Ortskirche oder ihre Ordensgemeinschaft verehrungswürdig sind. Heilige gelten für die ganze Weltkirche. Inwiefern ist der Niederländer Titus Brandsma in diesem Sinn ein Modell für die ganze katholische Welt?

Caroline Weijers: Die von Titus Brandsma propagierten und verkörperten Werte sind soziales Engagement, Inklusion, die Liebe gegen Ungerechtigkeit, Feindschaft und Ungleichheit und Mut im Angesicht des Bösen. Diese Werte transzendieren Geografie und Religion. Ich würde daher noch weiter gehen, als Ihre Frage impliziert. Brandsma ist nicht nur ein Beispiel und eine Inspiration für Katholiken weltweit, sondern für Menschen unabhängig von ihrem religiösen oder nicht religiösen Hintergrund. Und in der heutigen Zeit umso mehr.

(vatican news - gs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

10. Mai 2022, 08:25