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Am 26. Januar 2022 fand in der römisch-katholischen Kirche St. Alexander in Kiew, Ukraine, ein Gottesdienst mit dem Titel "Gebet für den Frieden" statt. Am 26. Januar 2022 fand in der römisch-katholischen Kirche St. Alexander in Kiew, Ukraine, ein Gottesdienst mit dem Titel "Gebet für den Frieden" statt. 

Vatikan/Ukraine: Krieg wäre eine Niederlage für alle

Auf Einladung des Papstes hat der vatikanische „Außenminister“ Erzbischof Richard P. Gallagher am Mittwochabend in der römischen Basilika Santa Maria in Trastevere ein besonderes Gebet für den Frieden in Osteuropa gehalten. Der Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten richtete einen eindringlichen Appell an die Staats- und Regierungschefs: „Warten wir nicht darauf, dass Vereinbarungen getroffen werden, sondern verpflichten wir uns, unsere Herzen zu erneuern.“

Mario Galgano und Gabriella Ceraso - Vatikanstadt

„Versammelt im Gebet bitten wir um Frieden für die Ukraine“, so der für außenpolitische Fragen zuständige Kurienmann. Die Gläubigen in der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom folgten der Einladung von Papst Franziskus, der während der Generalaudienz am Mittwoch unter anderem für die Ukraine gebetet hatte und die Christenheit aufforderte, dasselbe zu tun, damit die Geschwisterlichkeit über Hass und Bedrohung im Herzen Europas siege.

Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, stand der Feier vor. „Wir stehen in Gemeinschaft mit dem Papst, damit jede Initiative in den Dienst der menschlichen Geschwisterlichkeit gestellt werden kann“, betonte er. Gallagher hob vor allem die Dramatik der Konflikte und die Ungleichheit zwischen denen, die sie entscheiden, und denen, die sie erleiden, zwischen denen, die sie systematisch austragen, und denen, die darunter leiden, hervor.

Es ist ein Skandal, so viele hilflose Opfer leiden zu sehen

Jeder wisse, so Gallagher, wie dramatisch ein Krieg sei und wie schwerwiegend seine Folgen seien: „Es sind schmerzhafte Situationen, die so viele Menschen der grundlegendsten Rechte berauben.“ Aber noch skandalöser sei es, „zu sehen, dass diejenigen, die am meisten unter Konflikten leiden, nicht diejenigen sind, die entscheiden, ob sie sie auslösen oder nicht, sondern vor allem diejenigen, die ihnen hilflos ausgeliefert sind“.

So viele sorgfältig kalkulierte Konflikte

Wie viel Traurigkeit - so der Kurienerzbischof weiter – sei in der „Zerfleischung“ ganzer Bevölkerungen zu sehen, die durch „die Hand des Menschen“, durch „sorgfältig berechnete und systematisch durchgeführte Handlungen“ und nicht einfach durch „einen Ausbruch von Wut“ oder „durch Naturkatastrophen oder Ereignisse, die sich der menschlichen Kontrolle entziehen“, verursacht werde.

Geschwister der Leidenden

Dies seien Szenarien, die heute so weit verbreitet seien, stellte der Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten fest, dass wir nicht umhin kämen zu erkennen, dass wir alle in unserer Menschlichkeit „besiegt“ würden und dass wir alle „gemeinsam für die Förderung des Friedens verantwortlich sind“. Aber Gott habe uns zu Brüdern und Schwestern gemacht, und deshalb trügen wir alle gleichermaßen Verantwortung für den Frieden. Jeder Mensch habe das Bewusstsein eines Szenarios des „Konflikts, der die Welt zerreißt“. Das sei in jedem Herzen verankert, „als Brüder und Schwestern sowohl derer, die sie verursachen, als auch derer, die ihre Folgen erleiden“. Und in Jesus Christus würden die Gläubigen „dem Vater sowohl die schwere Verantwortung der Ersten als auch den Schmerz der Letzten“ entgegenbringen. „Bitten wir den Herrn für alle um die Gabe des Friedens“, so der vatikanische „Außenminister“.

Nicht auf Abkommen warten

Deshalb rufe er zum Frieden auf, aber - so unterstrich Erzbischof Gallagher – „ohne uns darauf zu beschränken, dass wir darauf warten, dass Vereinbarungen und Waffenstillstände getroffen und eingehalten werden, sondern wir bitten und engagieren uns, damit in uns und in allen Herzen der neue Mensch wiedergeboren wird“. Auf diese Weise seien wir alle vereint in Christus, „der im Frieden lebt und an die Kraft des Friedens glaubt“. Der Frieden sei ansteckend, wiederholte Erzbischof Gallagher, indem er die Worte des Papstes an das Diplomatische Korps zitierte. Daher die abschließende Anrufung: „Möge der Heilige Geist alle Menschen, insbesondere die Verantwortlichen der Nationen, zu Friedensstiftern machen.“

Russische Panzer an der ukrainischen Grenze
Russische Panzer an der ukrainischen Grenze

Die Lage vor Ort

Während die Welt mit angehaltenem Atem die Eskalation der Spannungen in dem osteuropäischen Land beobachtet, berichtet Pater Andriy Zelinskyy, Militärseelsorger der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, von seinem Einsatz als Seelsorger unter den Soldaten, die eine Ausweitung des Konflikts befürchten: „Selbst im Krieg kann das Wort Gottes Hoffnung schenken“, sagt uns der Militärseelsorger.

Das Holzkreuz über seiner kugelsicheren Weste, der Schlamm der Schützengräben unter seinen Stiefeln, das Evangelium in einer Tasche seines Tarnanzugs: das sei Alltag. Es sei nicht einfach, als Militärseelsorger in der Ukraine zu arbeiten, vor allem wäre es noch schlimmer, wenn der Krieg so heftig toben würde. „Unsere Aufgabe ist es, den Soldaten beizustehen und ihnen ein Stück Himmel zu bringen, damit ihre Fähigkeit, das Gute zu wählen, die Wahrheit zu suchen, die Gerechtigkeit zu schützen und sogar das Schöne zu betrachten, nicht beeinträchtigt wird“, erklärt er.

Trauer über internationale Entwicklungen

Zelinskyy, ein Jesuitenpriester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, empfindet tiefe Trauer über den Sturm, der sich in den Herzen dieser mit Gewehren bewaffneten jungen Männer zusammenbraut. Jeder fürchte sich vor den eskalierenden Spannungen an der Ostgrenze des Landes. Seit Beginn der ersten bewaffneten Auseinandersetzungen im Jahr 2014 habe er versucht, den am stärksten betroffenen Gebieten wie Pisky, Scerokino, Avdiyivka und Vodiane Trost und Liebe zu bringen. „In acht Jahren haben wir 14.000 Menschen verloren. Das kann man als einen hybriden Krieg bezeichnen, einen Krieg, der in der Tat bereits im Gange ist, den viele aber ignorieren wollen“, erklärt Pater Zelinskyy mit verbittertem Unterton.

(vatican news)

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27. Januar 2022, 10:30