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EU-Flaggen auf dem Schuman-Platz in Brüssel EU-Flaggen auf dem Schuman-Platz in Brüssel 

Vatikan/EU: Katholische Sozialtage und das christliche Europa

Der Präsident der EU-Bischofskommission Comece, Kardinal Jean-Claude Hollerich, hat im vatikanischen Pressebüro die dritte Auflage der Katholischen Sozialtage vorgestellt. Diese finden vom 17. bis 20. März 2022 in Bratislava statt. Bei der Pressekonferenz ging Hollerich auch auf die Frage ein, was wäre, wenn man Bezüge und Verwendung auf Weihnachten in Europa verbieten würde: „Weihnachten nicht zu nennen, bedeutet eine praktische Diskriminierung von Christen“, so der Luxemburger Kardinal.

Mario Galgano und Salvatore Cernuzio - Vatikanstadt

Bei der Vorstellung des Programms erklärt Kardinal Peter Turkson vom Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, dass das Ziel der nächsten Katholischen Sozialtage darin bestehen würde, „die ganzheitliche menschliche Entwicklung zu fördern, von der alle Päpste gesprochen haben, und eine Spiritualität der Geschwisterlichkeit zu verwirklichen“.

„Ich denke, diese Tage sind wichtig, weil sie zeigen, dass die katholischen Christen lebendig sind und dass wir uns für die Solidarität und das Wohlergehen aller Bürger Europas einsetzen können, insbesondere für die Zukunft der jungen Menschen“, so Turkson.

Mit einem Blick auf die Gegenwart und vor allem auf die Zukunft des alten Kontinents nach der Pandemie fasst Kardinal Jean-Claude Hollerich, Präsident der Comece, das Ziel der dritten Ausgabe der Europäischen Katholischen Sozialtage zusammen, die vom 17. bis 20. März 2022 in Bratislava (Slowakei) stattfinden werden: „Ziel ist es, über den Weg zu einem gerechten Aufschwung in Europa nachzudenken und zu diskutieren und durch diese Reflexion einen Beitrag zum Wiederaufbauprozess aus christlicher Sicht zu leisten“, sagte der Kardinal und erläuterte das Programm der Veranstaltung, die dem Thema „Europa nach der Pandemie: ein neuer Anfang“ gewidmet sei wird und an der mehr als 300 Delegierte der europäischen Bischofskonferenzen, darunter junge Menschen, Akademiker, europäische und nationale Politiker und Kirchenvertreter, teilnehmen werden, sowie Workshops, runde Tische und Arbeitsgruppen geben werden.

Zurückgezogenes internes EU-Dokument

In Bezug auf die jüngsten Nachrichten beantwortete der Kardinal auch die Fragen eines Journalisten zum Thema eines internen EU-Dokuments, das später zurückgezogen wurde und in dem von einer ausschließlichen Verwendung von Verweisen auf Weihnachten abgeraten wurde; stattdessen könne man zum Beispiel allgemein von „Feiertagen“ sprechen, lautete die Empfehlung.

Dazu Hollerich: „Weihnachten nicht zu erwähnen, bedeutet eine praktische Diskriminierung der Christen, die wir nicht akzeptieren können“, sagte der Erzbischof von Luxemburg. „Auch politisch halte ich es für keinen guten Schritt, weil es die Katholiken in Formen des Populismus drängt“, fügte er an. Der Kardinal erinnerte an die Worte von Papst Franziskus auf dem Rückflug aus Griechenland, insbesondere an seine Definition des „anachronistischen“ Bildungswesens der Europäischen Union, zu dem sich auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über die vatikanischen Medien geäußert hatte. Im vatikanischen Pressesaal, wo er am Rednerpult von Kardinal Peter Appiah Turkson, dem Präfekten des Dikasteriums für ganzheitliche menschliche Entwicklung, begleitet wurde, sagte Hollerich: „Die Europäische Union wollte mit dem Dokument sicher keinen Schaden anrichten, aber es gibt dort Menschen, die keine Ahnung hatten, welche Gefühle sie bei den Katholiken damit wecken würden.“ „Es stimmt“, fügte er hinzu, „dass Europa heute ein multikulturelles und sogar multireligiöses Gebilde ist, und die Antwort auf die vielen Religionen in Europa besteht nicht darin, die Religionen in den privaten Bereich zu verlagern, sondern allen Religionen Zugang zu gewähren.“

Eine vom christlichen Glauben motivierte Politik

Hollerich, der im Namen der EU-Bischöfe sprach, wollte auch „die Politiker ermutigen, sich nicht zu scheuen, eine vom christlichen Glauben motivierte Politik zu machen“. „Wenn die Katholiken in Europa diese Politiker sehen, dann werden sie nicht in die Falle populistischer Politiker tappen, die den Namen des Christentums für ihre eigenen Zwecke benutzen, die nicht von einer wahrhaft christlichen Haltung getragen werden“, so der Kardinal weiter. Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik sei genau eines der Themen, über die auf den drei Europäischen Katholischen Sozialtagen nachgedacht werden soll, die - wie bereits erwähnt - nach Danzig und Madrid bereits zum dritten Mal stattfinden. Alle Teilnehmer wollen über die Bedeutung von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit „in einem Kontinent im Umbruch und inmitten einer Welt nachdenken und zum Nachdenken anregen, die in einer globalen Gesundheitskrise steckt, in der die Covid-Pandemie weiterhin verheerende Auswirkungen hat“, erläuterte Kardinal Hollerich.

Religion kann man nicht aus dem öffentlichen Diskurs verdrängen

Drei Bereiche würden die in den Workshops, Arbeitsgruppen und Rundtischgesprächen, die das Programm der Sozialtage prägen werden, untersucht werden: der demografische Übergang und das Familienleben, der technologische und digitale Übergang, der ökologische Übergang. In erster Linie die Familie, weil sie - wie Hollerich betonte – „die Zukunft Europas ist und durch eine angemessene Sozialpolitik unterstützt werden muss, um dem echten demografischen Winter zu begegnen“. Dann der ökologische Übergang, eine der wichtigsten Säulen des EU-Konjunkturprogramms: Mindestens 20 Prozent der Geldmittel aus dem EU-Haushalt für die Konjunkturbelebung und Resilienz – wie das offiziell genannt wird – würden dafür verwendet, erinnert der Luxemburger Erzbischof. Die Investitionen in neue technologische und wissenschaftliche Erkenntnisse dürften jedoch nicht vergessen werden, dass „sie in den Dienst der Grundbedürfnisse der Menschheit gestellt werden müssen, um das gemeinsame Erbe der Menschheit schrittweise zu vergrößern“, so der Präsident der Comece. Er erklärte, dass die Delegierten der Europäischen Tage aufgerufen seien, den digitalen und technologischen Wandel zu analysieren, seine „ethischen und anthropologischen“ Implikationen zu beurteilen und zu erörtern, wie „die Digitalisierung jedem bei seiner Suche nach einem würdigen Leben helfen kann“. Schließlich gehe es auch um die Umweltfrage, die ebenfalls im Mittelpunkt des Engagements und der Sorge des Papstes stünde. Im Anschluss an die COP26 werde die dritte Ausgabe der Sozialtage „eine Gelegenheit sein, über die dringende Notwendigkeit eines ökologischen Umbaus und die Herausforderung zu diskutieren, diesen Übergang zum Wohle aller, als eine menschliche Familie, zu gestalten“.

Laudato si' und Fratelli Tutti

Es sei „der Traum von Papst Franziskus“, der sich in Laudato si' herauskristallisiert habe, das jene Förderung einer „ganzheitlichen menschlichen Entwicklung“, die seit Johannes XXIII. ein zentrales Thema im Lehramt der Päpste sei, sagte Kardinal Turkson: „Eine Entwicklung, die sich nicht auf wirtschaftliche Faktoren reduziert, sondern auf das Wachstum des ganzen Menschen und der menschlichen Gemeinschaft in der Welt“, so der afrikanische Kurienkardinal. Laudato si' werde zusammen mit Fratelli Tutti die Überlegungen und Vorschläge der Tage leiten, von denen Turkson hofft, dass sie zu einer „Spiritualität der Geschwisterlichkeit“ in Europa und in den verschiedenen Bereichen führen werden.

Die gewählten Themen, die vom Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grušas, Präsident der europäischen Bischofskonferenzen CCEE, aufgegriffen wurden, würden „die Notwendigkeit“ betonen, „sich um die jungen Generationen zu kümmern, die die Protagonisten und nicht nur die Zuschauer dieser Erneuerung sind; sich um die schwächsten sozialen Realitäten, die Armen und die Migranten zu kümmern, damit allen ein würdiges Leben geboten werden kann; sich um die Umwelt zu kümmern, die uns umgibt, beginnend mit einer tiefgreifenden ökologischen Umstellung“.

Das dem Heiligen Martin von Tours gewidmete Logo

Erzbischof Stanislav Zvolenský von Bratislava und Vorsitzender der slowakischen Bischofskonferenz erklärte bei der Pressekonferenz im Vatikan, dass das Logo der Sozialtage auf dem Bild des heiligen Martin von Tours und seiner Bekehrung zum Christentum basiere. Es sei jene Szene, nachdem der heilige Martin am Rande der Stadt Amiens in Frankreich einen halbnackten Bettler getroffen hatte. Was das Programm betreffe, so beginnen die Tage am 17. März mit der Eröffnungsfeier in der Kathedrale. Am 18. und 19. März würden die Teilnehmer dann aufgefordert, die Herausforderungen im heutigen Europa zu analysieren. Die Ergebnisse der Arbeit werden am 20. März im Plenum vorgestellt und diskutiert, so der slowakische Gastgeber abschließend.

(vatican news)

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11. Dezember 2021, 10:17