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Lösung von Konflikten? Religionen müssen Teil der Lösung sein, denkt man im Vatikan Lösung von Konflikten? Religionen müssen Teil der Lösung sein, denkt man im Vatikan 

Vatikan: Religionen müssen für Frieden zusammenarbeiten

Der Leiter des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot, sieht die Religionen in der Pflicht, zu Frieden und einer besseren Welt beizutragen. Ausgehend vom Papstschreiben „Fratelli tutti" betonte er, interreligiöser Dialog sei zweifellos eine „nötige Voraussetzung für den Weltfrieden." Ayuso sprach am Montagabend bei einer Konferenz in Rom.

In seiner Enzyklika „Fratelli tutti - über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft" (2020) habe der Papst im Grund nichts Neues geschrieben, erklärte Ayuso. Stattdessen habe Franziskus wichtige Erkenntnisse wieder in Erinnerung gerufen, die mindestens seit dem Zweiten Vatikanum und eigentlich schon aus dem Evangelium heraus allen Christgläubigen klar sein sollten. 

Zweifellos hat der interreligiöse Dialog, der so zentral in der Enzyklika ist, eine wesentliche Funktion beim Aufbau einer Kultur der Begegnung, einer inklusiven Gesellschaft. Und er ist eine nötige Voraussetzung für den Weltfrieden. Die Sozialenzyklika von Papst Franziskus lädt Katholiken, alle Gläubigen anderer Religionen und alle Menschen guten Willens ein, gemäß einer persönlichen Haltung der Offenheit, des Mitleids und im konkreten Dienst der Nächstenliebe zu handeln - zum Wohl aller", fasste der Kardinal zusammen. 

Hier im Audio: Vatikan: Religionen müssen für Frieden zusammenarbeiten

„Wesentliche Funktion beim Aufbau einer Kultur der Begegnung, einer inklusiven Gesellschaft“

Der zweitägige Kongress zu Interreligiosität, zu dessen Auftakt der Präsident des Päpstlichen Rats für Interreligiösen Dialog am Montagabend in Rom sprach, steht unter dem Motto Kultur der Begegnung: Die Zukunft des interkulturellen und interreligiösen Dialogs." Mit Blick auf die Zukunft machte Kardinal Ayuso drei zentrale Punkte aus: Erstens die bedingungslose Liebe allen Menschen gegenüber, zweitens dringend nötiges Handeln, um die Wunden der Menschheit zu heilen, und drittens gemeinsamer Einsatz für Frieden.

Die religiösen Führer müssen zeigen, dass die Religion nicht das Problem, sondern Teil der Lösung ist, um durch interreligiöse Zusammenarbeit Harmonie und Frieden in die Gesellschaft zu bringen. Harmonie muss gepflegt werden und der Friede muss als Geschenk Gottes angenommen und von den Menschen unter allen Umständen angestrebt werden", nutzte der Präsident des Päpstlichen Rats für Interreligiösen Dialog seine Rede für einen Aufruf zu Zusammenarbeit und Frieden. Zugleich verurteilte er erneut scharf einen Missbrauch des Namens Gottes und eine grassierende Gottvergessenheit. Interreligiöser Dialog sei daher nötiger denn je:

Brüder und Schwestern statt Geschäftspartner sein

Natürlich schließt eine bedingungslose Liebe unsere Brüder und Schwestern anderer Religionen ein, und zwar nicht nur in dem Sinn, dass ihnen diese Liebe auch gilt. Vielmehr sind sie unsere Weggefährten, wenn wir die ersten Schritte machen, um Mauern einzureißen, die aus Angst und Ignoranz errichtet wurden, und gemeinsam stattdessen Brücken der Freundschaft bauen, die für das Wohl der ganzen Menschheit so bedeutend sind. Die Geschwisterlichkeit, die ja von ,oben' kommt, vom einzigen Gott, ist universell und sie macht Brüder und Schwestern aus uns, nicht Geschäftspartner. Von daher löst sie natürliche und historische Grenzen auf, die Menschen und Völker trennen", betonte Kardinal Ayuso. 

Angesichts einer Welt, der oftmals die Menschlichkeit abhanden gekommen sei und in der eine Kultur der Gleichgültigkeit" herrsche, forderte er - ganz im Sinn von Papst Franziskus - neue Formen der Solidarität und mehr Dialog: 

„Mut finden, Räume für neue Formen der Hilfe und der Solidarität zu schaffen“

Mit allen anderen religiösen Traditionen und Menschen guten Willens müsen wir uns solidarisch zeigen mit der Menschheit, die so schwer getroffen und verletzt wurde. Wir müssen also den Mut finden, Räume für neue Formen der Hilfe und der Solidarität zu schaffen. Auch wenn die Wunden der Welt heute nicht nur durch die Covid-19 Pandemie verursacht wurden, sondern Ergebnis jahrhundertelanger Ausbeutung und Ungerechtigkeiten sind, hat die aktuelle Lage die Armut weiter verschärft. Daher dürfen wir jetzt nicht gleichgültig, egoistisch und spalterisch sein. Angesichts der ganzen leidenden Menschheit müssen wir geeint sein, um die Pandemie und die anderen großen Herausforderungen, die die Menschheit bedrohen - wie etwa die Umweltkrise - anzugehen." 

Hintergrund

Die Jesuiten-Zeitschrift La Civilta Cattolica" und die von Jesuiten geleitete Georgetown Universität haben vom 8. bis zum 9. November zur Konferenz Kultur der Begegnung: Die Zukunft des interkulturellen und interreligiösen Dialogs" in Rom geladen. Neben Kardinal Ayuso als Präsident des Päpstlichen Rats für Interreligiösen Dialog stand auch der Leiter der Missionskongregration, Kardinal Luis Antonio Tagle, auf der Rednerliste.

(vatican news - sst)

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08. November 2021, 18:23