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christliche Werte und Symbole sollten nicht von der Politik missbraucht werden, mahnte Kardinal Parolin christliche Werte und Symbole sollten nicht von der Politik missbraucht werden, mahnte Kardinal Parolin 

Kardinal über EU-Populisten: „Christentum ist kein Supermarkt”

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin weist Versuche populistischer Politiker zurück, christliche Werte und Symbole für ihre Zwecke zu kapern. „Das Christentum ist kein Supermarkt”, erklärte die „Nummer Zwei“ des Heiligen Stuhles am Rand eines Treffens der Europäischen Volkspartei (EVP) in Rom.

An der Versammlung der Mitte-Rechts-Fraktion des Europäischen Parlaments nahmen neben Parolin auch die beiden Kardinäle Jean Claude Hollerich und Peter Turkson teil; der Luxemburger ist Präsident der EU-Bischofskommission Comece, während der aus Ghana stammende Kardinal das Vatikan-Dikasterium für ganzheitliche menschliche Entwicklung leitet. Parolin sagte, aus seiner Sicht identifiziere sich die Europäische Volkspartei „zwar nicht mit dem Christentum insgesamt, aber sie legt einen besonderen Schwerpunkt auf das Christentum. Viele Vertreter beziehen sich ausdrücklich auf christliche Grundsätze".

Auf den Einwand von Medienschaffenden, auch Angehörige rechtspopulistischer Parteien beriefen sich auf christliche Grundsätze, sagte Parolin, es sei wichtig, eine Grundsatzentscheidung zu treffen: „Im Christentum wählt man nicht, was einem gefällt oder was am bequemsten ist, im Christentum muss man alles akzeptieren. Daher beinhaltet das Christentum nicht nur den Schutz des Lebens - in all seinen Phasen vom Beginn der natürlichen Empfängnis bis zum natürlichen Tod - sondern auch die Nächstenliebe, die sich in der Aufmerksamkeit für das Phänomen der Migration manifestiert.“ Parolin verwies auf die vier Verben, die Papst Franziskus der Politik und den Gläubigen im Umgang mit Migranten vorlegte: aufnehmen, schützen, fördern und integrieren. „Auf der prinzipiellen Ebene ist die Sache für mich ganz klar", bekräftigte Parolin: „Das Christentum ist all das, man kann nicht in den Supermarkt gehen und dieses und jenes nehmen... Dann besteht immer die Gefahr der Instrumentalisierung oder Manipulation des Christentums, wie auch der anderen Religionen, für politische Zwecke".

„Das Christentum ist all das, man kann nicht in den Supermarkt gehen und dieses und jenes nehmen“

Dann weitete der Staatssekretär seinen Blick auf Europa aus und erläuterte die Vision, die der Heilige Stuhl und die Christenheit im Allgemeinen für den Alten Kontinent haben. „Ein Europa, das sich auf die vier Grundwerte stützt, auf die vier Säulen, die auch von den Gründervätern immer vertreten wurden", also „die zentrale Stellung der Person, der Person in all ihren Dimensionen, einschließlich der transzendenten Dimension, also die Offenheit für Gott. Die Gemeinschaft, die Person, die in eine Reihe von Bindungen eingebunden ist. Dann Subsidiarität und Solidarität. Dies sind die Kardinalpunkte der Vision des Heiligen Stuhls von Europa", fasste Parolin zusammen.

Atom-U-Boot-Deal gegen China: „Der Heilige Stuhl ist gegen Wiederaufrüstung"

Auf die Frage nach aktuellen internationalen Themen äußerte sich Parolin besorgt über mögliche Entwicklungen im indopazifischen Raum nach dem Aukus-Vertrag. Die neue Sicherheitsallianz zwischen Australien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten – daher der Name Aukus - soll die strategische Zusammenarbeit im indopazifischen Raum stärken und versteht sich als Antwort der drei Staaten auf Chinas Expansionspolitik. Der Vertrag sieht vor, dass die USA und Großbritannien Atom-U-Boote an Australien liefern. „Der Heilige Stuhl ist gegen die Wiederaufrüstung", stellte der Kardinal klar. „Alle Bemühungen, die unternommen wurden und werden, zielen auf die Abschaffung der Atomwaffen, denn sie sind nicht der Weg, um Frieden und Sicherheit in der Welt zu erhalten, sondern sie schaffen noch mehr Gefahren für den Frieden und noch mehr Konflikte. Angesichts dieser Vision kann man nur besorgt sein". 

Der Papst in Russland?

Auf die Frage nach einer möglichen Reise von Papst Franziskus nach Russland antwortete der Kardinalstaatssekretär: „Das ist eine Frage, auf die ich keine Antwort geben kann. Ich denke, der Papst ist an einer Reise nach Russland ebenso interessiert wie an allen anderen Ländern, aber mir scheint, dass die Bedingungen für eine Reise derzeit nicht gegeben sind. Der Wunsch muss auch mit einigen konkreten Situationen konkretisiert werden. Ich sehe, dass davon jetzt keine Rede mehr ist.“ Parolin fügte hinzu, er habe auch keine Informationen über ein mögliches zweites Treffen zwischen dem Papst und dem Moskauer Patriarchen Kyrill, das auf das Treffen im Jahr 2016 auf dem Flughafen von Havanna vor der Reise des Papstes nach Kuba folgen würde.

(vatican news – gs)

 

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23. September 2021, 13:51