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Millionen Klimavertriebene: Vatikan stellt Leitfaden vor

Der Vatikan hat am Dienstag einen Leitfaden zum Thema Umweltflüchtlinge vorgelegt. Er formuliert zehn Herausforderungen und schlägt geeignete Maßnahmen aus katholischer Sicht vor.

Erstellt hat den Leitfaden die von Kardinal Michael Czerny geleitete Abteilung für Flucht und Migration des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Unter den zehn formulierten Herausforderungen findet sich das Erkennen des Zusammenhangs zwischen Klimakrise und Vertreibung und das Entwickeln von Alternativen zur Flucht, aber auch das Vorbereiten von Menschen auf ihre Vertreibung aus Klimagründen und die Förderung der beruflichen Ausbildung in ganzheitlicher Ökologie.

„Die Klimakrise wird gerade der Hauptauslöser für Vertreibung auf der Welt. Dies könnte die Muster für Migration in den kommenden Jahrzehnten ändern“, sagte P. Joshtrom Kureethadam, der im Dikasterium die Arbeitsgruppe Ökologie der vatikanischen Post-Covid-19-Kommission leitet. „Die Zahlen sprechen für sich. Von mehr als 33 Millionen Menschen, die 2019 flüchteten, wurden 8,5 wegen Gewalt vertrieben, während fast dreimal so viele, 22,5 Millionen infolge von Naturkatastrophen flüchteten.“

Hier zum Hören:

Der Klimawandel habe oft mit „falschen Entscheidungen und zerstörerischen Aktivitäten“ zu tun, schreibt Papst Franziskus in seinem Vorwort für den 25 Seiten starken Leitfaden. Anders als bei der Corona-Pandemie handele es sich um eine schleichende Entwicklung, die mit der Industriellen Revolution begonnen habe. „Das größte Leid erfahren jene, die am wenigsten dazu beigetragen haben“, betont der Papst. Klimavertriebene müssten aufgenommen, beschützt, gefördert und integriert werden.

„Das moralische Argument braucht da gar nicht weiter vertieft zu werden, es ist stark genug“

Kardinal Czerny betonte, die Auswirkungen des Klimanotstands einschließlich Vertreibung und Migration bräuchten keine weiteren Erklärungen in reichen Ländern, die für die Verschmutzung des Globus hauptverantwortlich sind.

„Buschbrände in Australien sind genauso zerstörerisch wie in Kalifornien und überall sonst. Wir müssen unterstreichen, dass wir Brüder und Schwestern und deshalb füreinander verantwortlich sind. Das moralische Argument braucht da gar nicht weiter vertieft zu werden, es ist stark genug. Papst Franziskus hat uns geholfen zu verstehen, dass wir eine Familie in einem gemeinsamen Haus sind. Wir sind gerade dabei zu sehen, aktiv und passiv, wie wir gemeinsam uns um dieses gemeinsame Haus annehmen können – oder ob wir es zerstören.“

Bischofskonferenzen, die ihr Geld aus fossilen Investments zurückziehen

Die katholische Kirche habe realisiert, dass die Welt alle Anstrengungen bündeln muss, um einen raschen und weitsichtigen Übergang zu niedrigen Emissionen zu bewerkstelligen, sodass die Erderwärmung unter der kritischen Schwelle von 1,5 Grad bleibt, heißt es in dem Leitfaden. Cecilia Dall’Oglio, Europa-Direktorin des Global Catholic Climate Movement, verwies an diesem Punkt auf eine erfolgreiche kirchliche Kampagne, bei der kirchliche Einheiten ihr Vermögen aus allen Unternehmen zurückziehen, die fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Erdgas fördern oder produzieren. Die Österreichische Bischofskonferenz entschied 2019, sich dieser Kampagne anzuschließen.

Der Heilige Stuhl veröffentlichte am 18. Juni 2020 erstmals umfassende Umweltrichtlinien. Darin ist ausgesagt, dass Investitionen in fossile Brennstoffe als ethische Frage auf derselben Ebene wie andere ethische Fragen angesiedelt sind. 190 katholische Institutionen weltweit haben sich inzwischen von Investitionen in fossile Brennstoffen losgesagt.

(vatican news – gs)

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30. März 2021, 15:56