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US-Kardinal Cupich: „Schmerz überwinden durch radikales Zuhören“

Synodalität bezeichnet die Beteiligung aller Getauften auf allen Ebenen an der Reform der Kirche: Diese Aussage bildete den Ausgangspunkt des Vortrages des Erzbischofs von Chicago, Kardinal Blase J. Cupich. Er sprach nach dem indischen Kardinal Oswald Gracias am Freitagvormittag beim Kinderschutz-Kongress im Vatikan.

Eine solche innere Reform der Kirche sei nötig. Nur die Richtlinien zu ändern reiche nicht aus, so der langjährige Vorsitzende des Kinderschutz-Komitees der US-Bischofskonferenz.

Den Beginn müsse das „Verankern aller Überlegungen in dem brennenden Schmerz derer, die missbraucht wurden“, machen. Cupich nannte das „radikales Zuhören“, das Teilen des Schmerzes, das die institutionelle Distanz zum Schmerz überwinden helfe. Aktiv, wach, bereit sich herausfordern zu lassen: So beschrieb Cupich die notwenige Haltung der Kirche.

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Alle haben eine wesentliche Rolle

Das zweite Fundament für jede Reform und damit die Überwindung jeglichen Missbrauchs sei die Überzeugung, dass alle Mitglieder der Kirche eine wesentliche Rolle dabei hätten. „Wahre Synodalität ruft uns dazu auf, in dem Zeugnis der Laien eine Stärkung und Beschleunigung unserer Mission“ zu sehen, so Cupich. „Wir müssen ohne zu zögern Laien ausführlich in alle Anstrengungen zur Bildung und zum Aufbau von Strukturen der Rechenschaft einbeziehen.“ Die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte zeige, dass die Perspektive von Frauen und Männern kein Angriff auf die Kirche sei, sondern eine Hilfe beim Erkennen der Tragödie und beim Aufbau von neuen Strukturen.

Als dritten Punkt nahm Cupich das Argument von Kardinal Gracias auf: Nur gemeinsam, in bischöflicher Kollegialität, könne man die Verantwortlichkeit und Rechenschaft sicher stellen. Bei allem brauche es aber den hauptsächlichen Blick auf diejenigen, die Missbrauch erlitten hätten. Das gelte auch für die Strukturen, die Rechenschaft sicher stellen.

Standards setzen

Darauf aufbauend schlug Kardinal Cupich konkrete Wege zur Umsetzung des Rechenschaftsgedankens vor. Der Papst habe mit seinem Apostolischen Schreiben „Wie eine liebende Mutter“ im Jahr 2016 bereits Vorgaben gemacht, zum Beispiel auch zum Umgang mit kirchlichen Oberen, die ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen seien. Was es jetzt brauche, seien klare Verfahren und Kriterien, um Fälle von nicht erfüllter Sorgfaltspflicht zu identifizieren.

Vier Gruppen dieser Kriterien schlug Cupich in seiner Ansprache vor. Es ging ihm dabei um die Standards, welche eine Bischofskonferenz sich selber setzt, um das Melden von Anklagen und um konkrete Schritte vor Ort. Cupich fügte eine ausführliche Liste möglicher Prinzipien an.

Das alles sei ein Rahmen für mögliche Strukturen von Rechenschaftspflicht und Sorgfalt, so Cupich abschließend. Es brauche viel Vertrauen dazu, Offenheit und die Hilfe aller in der Kirche. „Wir müssen für die Rechenschaftspflicht von Bischöfen starke Gesetze und Strukturen schaffen“, so der Kardinal abschließend.

(vatican news – ord)

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22. Februar 2019, 10:24