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Eine Sitzung des Synodenrates mit dem Papst, Mai 2018 Eine Sitzung des Synodenrates mit dem Papst, Mai 2018 

Jugendsynode wird konkreter: Vatikan stellt Leitlinien vor

Der Vatikan hat an diesem Dienstag das Vorbereitungsdokument für die Jugendsynode vorgestellt, die im kommenden Oktober (3.-28.) in Rom stattfinden soll. In den so genannten „Lineamenta“ (Leitlinien) werden Hauptthemen der Synode und Grundzüge einer erneuerten Jugendpastoral durchbuchstabiert.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Im Alltag begleiten, in Notlagen unterstützen und Orientierung geben ohne erhobenen Zeigefinger: So könnte man das kirchliche Anliegen für eine erneuerte Jugendpastoral umschreiben, das auf der Synode im Oktober erarbeitet werden soll. Der gut 50 Seiten umfassende Text greift unter anderem die Ergebnisse einer weltweiten Online-Umfrage des Vatikan unter Jugendlichen auf.

Versprechen eines pastoralen Ansatzes, der mitwächst

 

Den Satz „das wurde immer schon so gemacht“ wolle man den Jugendlichen nicht um die Ohren schlagen, hält das Vorbereitungsdokument zur Synode grundsätzlich fest. Kirche werde „mit der Jugend gemacht“ und nicht, indem man dieser vorgefertigte und ewig gültige Antworten vorhalte. Dieser größere Spielraum für junge Leute sei gerade auch von deren Seite gewünscht, heißt es weiter: Die Jugendlichen wollten Authentizität, was sich im „pastoralen Stil“ und auch der Organisations- und Institutionsweise der Kirche niederschlagen müsse.

„Spiritualität, die den Wert der kleinen Gesten begreift“

Orientierung geben bedeute hier vor allem, den Jugendlichen beim Entscheiden und „Unterscheiden“ zu helfen – in den Untiefen des weltlichen Alltags wie auch im Herzen des kirchlichen Lebens. So umfasst die Zielgruppe der Jugendsynode das ganze Spektrum der Weltjugend, gläubige Christen und angehende Priester und Schwestern wie auch glaubensferne junge Leute.

Über eine reine Selbstbeschau wolle man dabei hinausgehen, heißt es weiter. Im Nachdenken darüber, was die eigene Berufung in der Welt sei, gehe es um zivilen, sozialen und auch politischen Einsatz im Sinne des Gemeinwohls, um Erziehung zu „aktiver Bürgerschaft“. Damit verbunden sei eine „Spiritualität, die den Wert der kleinen Gesten begreift“ und die „eine andere Logik als die Wegwerfkultur“ verfolgt. Möglichkeiten der Partizipation und das Gefühl, etwas verändern zu können, seien hier wesentlich.

Jugend als Opfer der Wegwerfkultur

 

Die „Wegwerfkultur“ – Papst Franziskus‘ Stichwort umschreibt eine schwierige und komplexe Welt, mit der sich Jugendliche auseinandersetzen müssen. Jugendliche seien heute „in verschiedenen Bereichen und auf unterschiedliche Weise Opfer der Wegwerfkultur“ und zugleich in diese verstrickt, halten die Lineamenta fest.

Aufgezählt werden im Text zahlreiche Miss- und Notstände, unter denen Jugendliche weltweit leiden: Arbeitslosigkeit und Ausbeutung, Krieg und Armut, Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht, Religion, ethnischer oder sozialer Zugehörigkeit, aufgrund von sexueller Orientierung, körperlicher Beeinträchtigung oder geografischer Lage.

„Sorge der Kirche gilt vor allem jungen Migranten und unbegleiteten Flüchtlingskindern“

Vor allem den Opfern von „Ungerechtigkeit und Ausbeutung“ gelte die Sorge der Kirche, hält das Dokument fest. Explizit wird etwa die hohe Zahl junger Migranten sowie unbegleiteter Flüchtlingskinder genannt.

Unter dem Stichwort „Drogen“ benennt das Dokument als einen weiteren Notstand die um sich greifende „Verbreitung von Missbräuchen und Abhängigkeiten verschiedener Art“. Darunter werden sowohl traditionelle Drogen wie auch Spielsucht und Internet-Abhängigkeit, Pornografie, sexueller Missbrauch und Mobbing gefasst.

Jugendliche und Kinder würden hier einer weltweiten Tendenz geopfert, die ganze Generationen zerstöre, wird hier der Papst zitiert (Rede an Lateinamerika-Kommission vom 28.2.2014). Dabei seien die Formen der Abhängigkeit nicht der Hingabe an ein Laster geschuldet als vielmehr Symptom einer Kultur, die Menschen ausschließe und ausbeute.

Schlüsselthema Sexualmoral

 

Als ein Schlüsselthema, das viele Jugendliche heute umtreibt, werden Fragen der Sexualität und Sexualmoral genannt. Über die Lehren der Kirche zu kontroversen Fragen wie Verhütung, Abtreibung, Homosexualität, Zusammenleben und Ehe werde nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft unter jungen Leuten viel gesprochen. Viele Jugendliche seien der Ansicht, hier sollte „offener und ohne Vorurteile diskutiert“ werden, sei aus den Fragebögen hervorgegangen, deren Ergebnisse in die Lineamenta eingeflossen sind. Sie hofften, dass diesen Fragen auf der Synode gebührend Raum gegeben werde.

Einige junge Katholiken seien der Ansicht, die Kirche dürfe sich bei den kontroversen Themen nicht zu sehr dem Zeitgeist anpassen, sondern müsse ihre Lehre hier vertiefen. Die Katholiken, die bei der Sexualmoral nicht mit der kirchlichen Lehre übereinstimmten, brächten immerhin den Wunsch zum Ausdruck, weiter Teil der Kirche sein zu können, und wollten diesbezüglich mehr Klarheit.

Globalisierung und neue Medien

 

Ein weiteres Thema des Vorbereitungsdokumentes zur Synode ist die Rolle, die das Internet und soziale Medien im Leben junger Leute spielen. Vor allem hinsichtlich der Gefahr von „Fakenews“ müssten Jugendliche stärker begleitet werden. Gleichwohl orteten viele junge Leute auf Seiten der Kirche im digitalen Bereich Nachholbedarf. Die Institution müsse die Funktionsweise der neuen Medien besser verstehen, um Jugendliche in diesem Feld unterstützen und auch effektiv gegen Missbrauch wie Cybermobbing und Kinderpornografie vorgehen zu können.

Die Nutzung neuer Medien und Technologien habe auch ein „technokratisches“ Verhältnis zur eigenen Körperlichkeit mit sich gebracht, wird weiter festgehalten. Der Körper werde hier als kontrollierbare, verfügbare Biomasse verstanden. Dies zeige sich etwa in Phänomenen wie Eizellen-Spenden und Leihmutterschaft. Doch auch über ethisch sensible Fragen hinaus sei eine Krise vieler junger Menschen bezüglich ihres eigenen Körpers zu beobachten.

Der Weg zur Synode

 

Das Arbeitsdokument ist bereits Anfang Mai vom Synodenrat, dem auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn angehört, einstimmig verabschiedet worden. Erstellt von einem Expertengremium des Synodensekretariats, speist es sich aus fünf Quellen: den Rückmeldungen der Bischofskonferenzen und anderer Organisationen, den Beiträgen eines Symposiums mit Fachleuten und Jugendlichen im Herbst 2017, den Rückmeldungen aus einer weltweiten Online-Umfrage unter Jugendlichen, den Beobachtungen und Anmerkungen diverser Einzelpersonen und Gruppen sowie aus dem Abschlussdokument eines vorsynodalen Treffens von 300 jungen Menschen Ende März in Rom.

An der Synode unter dem offiziellen Leitwort „Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“ nehmen vor allem Bischöfe teil. Allerdings sind laut Satzung auch etwa vierzig junge Auditoren vorgesehen, die das Thema der Synode repräsentieren sollen. Laut Synodenstatut haben Auditoren das Recht, dort zu sprechen, dürfen aber nicht abstimmen. Im Zentrum der dreiwöchigen Konferenz steht die Lebenswelt von rund 1,8 Milliarden Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren.



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19. Juni 2018, 12:03