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Papst im Videocall mit Gemeinde in Gaza: „Salam alaikum, ich bete für euch“

Bei der Generalaudienz vormittags hatte er noch von seinem letzten Anruf bei der Gemeinde in Gaza am Vorabend berichtet, und auch heute rückte er von der täglichen Routine nicht ab. Per Videocall erreichte Franziskus am Mittwochabend den Pfarrer der Heiligen Familie, Gabriel Romanelli, und den stellvertretenden Pfarrer, Yusuf Asad. Ein Zeichen der Verbundenheit, das seit dem Ausbruch des Konflikts nie unterbrochen wurde – und diesmal waren wir dabei.

Salvatore Cernuzio - Vatikanstadt

Pünktlich um 19 Uhr, wie jeden Abend seit dem 9. Oktober, achtundvierzig Stunden nach Beginn der Bombardierung des Gaza-Streifens, hat Papst Franziskus auch an diesem Mittwochabend wieder einen Videochat über WhatsApp mit der Pfarrei der Heiligen Familie in Gaza geführt. Wie er oft selbst erwähnt hat - das letzte Mal erst heute Morgen bei der Generalaudienz - telefoniert er jeden Abend nach Gaza, um sich nach den Lebensbedingungen der mehr als 600 Menschen, zu erkundigen, die auf dem Gelände der Pfarrei Zuflucht gefunden haben – Christen und Muslime, ohne Unterscheidung.

„Was habt ihr gegessen?“

Ein fester Termin, der nur wenige Augenblicke dauert, einfach zu fragen: „Wie geht es euch?“, um sich zu erkundigen, ob und was sie gegessen haben, um Kinder und alte Menschen zu sehen, um zu segnen und zu grüßen. In Gaza ist es eine Stunde später als in Rom, 20 Uhr, und man sieht auf dem Video, dass es kalt ist. Doch seit Sonntag scheint das kaum mehr etwas auszumachen, es herrscht – wenn auch ein brüchiger - Waffenstillstand. Am 12. Januar feierten und bejubelten alle Bewohner den lang ersehnten Kompromiss, der zumindest die unmittelbare Gefahr für Leib und Leben etwas verringert, so dass sich der Anruf des Papstes geradezu in ein „Fest“ auf dem Hof verwandelte, so der Pfarrer gegenüber den Vatikanmedien. Zwar noch kein Frieden, aber die Menschen haben ihr Lächeln wiedergefunden. Und können endlich wieder halbwegs vernünftig essen

Franziskus bei seinem abendlichen Telefonat
Franziskus bei seinem abendlichen Telefonat

„Heute Abend haben wir auf dem ganzen Gelände Hühnchen gegessen! Hähnchenflügel!“, strahlt Yusuf während des Gesprächs. Er hat zuerst abgehoben, als Franziskus mit dem Telefon seines Sekretärs Juan Crúz Villalon angerufen hat. Nicht einmal fünf Mal hat es geklingelt, dann die freudige Begrüßung: „Guten Abend, Heiliger Vater!“ Es scheint fast, als würde er den Papst zum ersten Mal sehen und hören, während Franziskus doch erst vor weniger als vierundzwanzig Stunden das letzte Mal angerufen hat.

Der Gruß an die Kinder

„Wie geht es dir?“, fragt er seinen Gesprächspartner. „Mir geht es gut, Gott sei Dank!“, die knappe, aber herzliche Antwort. „Und sag mal, was hast du heute gegessen?“, fragt Franziskus leutselig. „Hähnchenflügel“, antwortet der Priester. „Que tal Santo Padre?“, wirft Pfarrer Gabriel ein, der neben seinem Mitbruder steht. „Es ist unser geliebter Papst!“, ruft er den umstehenden Leuten zu. Er ruft sie alle zusammen; Kinder, Männer und Frauen mit Schals und Hüten kommen in den Hof der Anlage. Sie kommen langsam näher. Der erste ist ein Arzt: „Salāmu ʿalaykum“, sagt der Papst zu ihm auf Arabisch. Im Hintergrund herrscht ein Gewusel von Frauen und Kindern. Franziskus schaut amüsiert zu, winkt Karima und anderen Kindern zu: „Bye Bye! Auf Wiedersehen!“. Dann macht er das Zeichen des Kreuzes. „Muchas gracias, vielen Dank“.

Das Gebet des Papstes

„Sie wollen dir danken, sie beten für dich, weil du immer für sie betest“, sagt Yusuf. „Beten für, gell, nicht gegen!“, scherzt Franziskus. Lachen, Rufe, Grüße. „Shukran!, Danke!“, ruft der Papst noch auf Arabisch. Am Ende lächelt er und starrt noch ein paar Augenblicke auf den Smartphone-Bildschirm. Keine bedeutungsschweren Worte, ein Anruf von weniger als fünf Minuten, aber eine Geste, die von grundlegender Bedeutung für Menschen ist, die seit über einem Jahr in Angst, Kälte und Hunger leben und nicht wissen, was sie in Zukunft erwartet. Ein 88-jähriger Papst, der die neuen Technologien nutzt, um jene „Nähe“ zum Ausdruck zu bringen, die, wie er immer gesagt hat, eine der „Eigenschaften“ Gottes ist, ebenso wie Mitgefühl und Zärtlichkeit. Und auch die Hoffnung. Diejenige auf einen endgültigen, gerechten und dauerhaften Frieden.

(vatican news - cs)

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22. Januar 2025, 20:50