Papst: Geschichten der Hoffnung erzählen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Wir begehen das Heilige Jahr in einer schwierigen Zeit der Menschheitsgeschichte. Einer Zeit, in der noch immer Kriege und Gewalt die Welt erschüttern und viel unschuldiges Blut vergossen wird. Und deshalb möchte ich vor allem den im Kommunikationssektor Tätigen danken, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um die Wahrheit zu finden und über die Schrecken des Krieges zu berichten,“ heißt es in dem Text, den Franziskus nicht verlesen hat, sondern an das in der Audienzhalle versammelte Publikum verteilen ließ.
Im Gedenken an die Journalisten, die bei der Ausübung ihrer Arbeit ums Leben gekommen sind, lädt das Kirchenoberhaupt zum stillen Gebet ein. Er erinnert auch an all jene, „die im Gefängnis sitzen, nur weil sie ihrem Beruf als Journalisten, Fotografen und Kameraleute treu bleiben wollten und versucht haben, über das zu berichten, was sie mit eigenen Augen gesehen haben. Es sind so viele!“
Daher sein Appell: „In diesem Heiligen Jahr, an diesem Jubiläum der Welt der Kommunikation, bitte ich jene, die die Macht dazu haben, alles in ihrer Kraft Stehende zu tun, damit alle zu Unrecht inhaftierten Journalisten freigelassen werden. Möge auch für sie eine „Pforte“ geöffnet werden, durch die sie in die Freiheit zurückkehren können, denn die Freiheit der Journalisten schenkt uns allen mehr Freiheit. Eure Freiheit ist die Freiheit eines jeden von uns!“
Presse- und Gedankenfreiheit verteidigen
Die Presse- und Gedankenfreiheit sowie das Grundrecht auf Information müssten verteidigt und geschützt werden, so Franziskus weiter. Andernfalls liefe man Gefahr, „die Wahrheit nicht mehr von der Lüge unterscheiden zu können und setze sich wachsenden Vorurteilen und Polarisierungen aus, die die Bande des zivilen Zusammenlebens zerstören und die Wiederherstellung der Geschwisterlichkeit verhindern.“
Für eine Kommunikation, die Hoffnung weckt
Mit Blick auf die wichtige Rolle, die sie in der heutigen Gesellschaft spielen, fordert der Papst die Medienschaffenden auf, „den Unterschied zu machen zwischen einer Kommunikation, die Hoffnung weckt, Brücken baut und Türen öffnet – und einer Kommunikation, die stattdessen Spaltungen, Polarisierungen und Vereinfachungen der Realität noch verstärkt.“
Es ginge darum, „sich auf die Seite derer zu stellen, die an den Rand gedrängt sind, die weder gesehen noch gehört werden.“ Und man müsse „sich auch darauf verstehen, in den Herzen der Leser, Hörer und Zuschauer ein Gespür für Gut und Böse und eine Sehnsucht nach dem Guten zu wecken, von dem man erzählt und für das man auf diese Weise Zeugnis ablegt.“
Mehr Verantwortung im Internet...
Franziskus erinnert daran, dass „Freiheit Mut zur Entscheidung“ bedeutet und mahnt mehr Verantwortung im Internet an.
Wörtlich heißt es im Text des Papstes:
„Vermeiden wir es, das Herz mit dem zu füllen, was es verdirbt. Die Entscheidungen, die wir treffen, sind wichtig, um zum Beispiel das „Brain rot“ – die „Gehirnfäule“ – zu besiegen, die durch die Sucht nach ständigem „scrollen“ in den sozialen Medien verursacht wird und vom Oxford Dictionary zum Wort des Jahres erklärt worden ist. Wo ließe sich das Heilmittel für diese Krankheit besser finden als im gemeinsamen Vorantreiben der Bildung, vor allem der jungen Menschen?“
Worte, die mitten ins Herz treffen...
Es sei wichtig, „uns selbst und andere zu kritischem Denken zu erziehen, zur Geduld der für das Wissen notwendigen Unterscheidung; und dazu, das persönliche Wachstum und die aktive Beteiligung aller an der Zukunft ihrer Gemeinschaften zu fördern. Wir brauchen mutige Unternehmer, mutige Software-Ingenieure, damit die Schönheit der Kommunikation nicht entstellt wird. Große Veränderungen können nicht das Ergebnis einer Vielzahl schlafender Geister sein – sie beginnen mit der Gemeinschaft erleuchteter Herzen,“ so der Appell des Pontifex, der die Kommunikatoren auffordert, „die richtigen Worte für jene Lichtstrahle zu finden, die mitten ins Herz treffen und uns die Dinge anders sehen lassen.“
Hoffnung zulassen gegen alle Hoffnung
„Erzählt auch ihr Geschichten der Hoffnung, Geschichten, die das Leben nähren. Lasst eure Geschichten auch Geschichten der Hoffnung sein. Wenn ihr vom Bösen erzählt, dann lasst Raum für die Möglichkeit, das zu flicken, was zerrissen ist; lasst Raum für die Dynamik des Guten, die das Zerbrochene wieder zusammenfügen kann. Werft Fragen auf. Von der Hoffnung erzählen bedeutet, die verborgenen Krümel des Guten zu sehen, auch wenn alles verloren scheint; es bedeutet, Hoffnung zuzulassen gegen alle Hoffnung. Von der Hoffnung erzählen bedeutet, einen Blick zu haben, der die Dinge verwandelt, sie zu dem macht, was sie sein könnten und sein sollten,“ so die abschließende Einladung von Papst Franziskus an die Medienschaffenden.
(vaticannews – skr)
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