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Papst Franziskus bei dem Treffen in der Nähe des Vatikans Papst Franziskus bei dem Treffen in der Nähe des Vatikans  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: „Das Leben ist kein Problem, sondern ein Geschenk“

„Das Thema der Geburtenrate liegt mir sehr am Herzen.“ Das hat der Papst am Freitag bei einem Treffen zur Förderung des Nachwuchses in Familien bekräftigt, das derzeit in Rom im Auditorium der Via della Conciliazione stattfindet. Die Initiative, an der Politiker, Kirchenvertreter, junge Leute und andere Vertreter der Zivilgesellschaft teilnehmen, will ein Zeichen gegen den Geburtenrückgang in Italien setzen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

„Realismus, Weitsicht und Mut“ waren die Schlüsselworte seiner Rede: Der Papst betonte vor den Gästen unweit des Vatikans, dass es in der Vergangenheit „nicht an Studien und Theorien“ fehlte, die vor Überbevölkerung des Planeten warnten, „weil die Geburt zu vieler Kinder zu wirtschaftlichem Ungleichgewicht, Ressourcenmangel und Umweltverschmutzung führen würde“, so Franziskus und fügte an:

Zum Nachhören - was der Papst bei dem Treffen sagte

„Ich war immer erstaunt darüber, wie diese Thesen, die heute veraltet und längst überholt gelten, vom Menschen sprachen, als wären sie ein Problem. Aber das menschliche Leben ist kein Problem, sondern ein Geschenk“, betonte der Papst.

„Ungezügelter, blinder und zügelloser Materialismus und Konsumismus...“

Weiter erläuterte er vor hunderten jungen und älteren Menschen im großen Saal:

„Und die Wurzel der Umweltverschmutzung und des Hungers in der Welt sind nicht die Kinder, die geboren werden, sondern die Entscheidungen derer, die nur an sich selbst denken, das Delirium eines ungezügelten, blinden und zügellosen Materialismus, eines Konsumismus, der wie ein böser Virus die Existenz der Menschen und der Gesellschaft an der Wurzel aushöhlt.“

Papst Franziskus richtete einige Worte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Papst Franziskus richtete einige Worte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Jung und Alt - Mut und Gedächtnis

Die Zukunft werde nicht nur durch Kinder aufgebaut, sondern es fehle noch ein sehr wichtiger Teil: die Großeltern, erinnerte der Papst weiter. Mit diesen Worten schloss er seine Ansprache an die „Generalstaaten der Geburt“, wie sich die Initiative nennt:

„Heute gibt es eine Kultur, die Großeltern zu verstecken, sie ins Pflegeheim zu schicken. Jetzt hat sich das wegen der Bedeutung der Rentengelder ein wenig geändert, aber leider ist es so, die Tendenz ist so, dass man die Großeltern wegwirft“, klagte Franziskus, der „eine interessante Geschichte“ erzählte, die er schon bei anderen Gelegenheiten vorgebracht hat:

„Es gibt eine nette Familie, der Großvater lebte bei ihnen, aber er wurde alt, beim Essen wurde er schmutzig, und der Vater ließ einen Tisch in der Küche bauen, damit der Großvater dort essen konnte, und so konnten sie Gäste einladen. Eines Tages sah der Vater seinen Sohn mit dem Großvater in der Küche stehen“, fuhr Franziskus fort. „'Was machst du da?' - 'Einen kleinen Tisch'. - 'Für wen?' - 'Für dich, wenn du alt bist'.“

Das Treffen mit Papst Franziskus
Das Treffen mit Papst Franziskus

„Bitte vergesst die Großeltern nicht“, appellierte der Papst und erzählte dann eine weitere Anekdote, die er mag und auch oft erzählt:

„Wenn ich in der anderen Diözese Altenheime besuchte, fragte ich: 'Wie viele Kinder haben Sie? Kommen sie Sie besuchen? ' - 'Ja, sie kommen immer'. Und auf dem Weg nach draußen sagte mir eine Krankenschwester: 'Sie kommen nie'. Verlassene Großeltern, abgewiesene Großeltern: das ist kultureller Selbstmord“, warnte der Papst. „Die Zukunft wird von den Jungen und den Alten gemeinsam gemacht: Mut und Gedächtnis gemeinsam.“

Nachwuchs ist die Zukunft einer Gesellschaft

Wenn eine Gesellschaft über die Geburtenrate spreche, „die die Zukunft ist“, dann solle man auch über die Großeltern sprechen, die nicht die Vergangenheit seien, „sondern der Zukunft helfen“, so die Botschaft des Papstes an die Anwesenden.

„Lasst uns über Kinder sprechen, und zwar viel, aber lasst uns auch für die Großeltern sorgen: sie tun so viel. Betet für mich, für und nicht gegen mich“, so die letzte Aufforderung, die das katholische Kirchenoberhaupt bei seinen Audienzen oft verwendet. Und an diesem Freitagvormittag erklärte er, wieder abweichend vom Redemanuskript, woher diese Aufforderung komme.

„Einmal war ich am Ende einer Audienz, und 20 Meter entfernt stand eine kleine Frau, schöne Augen, nett. Sie bat mich: 'Kommen Sie zu mir.' - 'Wie heißen Sie? Wie alt sind Sie?', fragte ich sie. 'Was essen Sie, um so stark zu sein?', fuhr ich fort und sie antwortete: 'Ravioli', die sie selber macht. 'Bitte beten Sie für mich', sagte ich dann und sie antwortete, dass sie das jeden Tag tue. 'Bete für mich, nicht gegen mich.' Und sie sagte dann: 'Seien Sie vorsichtig, die beten da drin gegen Sie!' Clever war sie, nicht wahr? Vielleicht ein bisschen antiklerikal“, scherzte der Papst und verabschiedete sich von den Gästen.

Das Treffen mit Papst Franziskus
Das Treffen mit Papst Franziskus

Es gab viel Beifall für Papst Franziskus von den Teilnehmern der Initiative zur Förderung der Geburten. Viele junge Menschen waren anwesend, Gymnasiasten, aber auch viele Kinder. Mit ihnen machte Franziskus etliche Selfies, sowohl bei seiner Ankunft als auch nachdem er seinen Platz auf der Bühne verlassen hatte, um in Begleitung seiner Mitarbeiter den Hinterausgang zu betreten und zurückzukehren in den Vatikan.

(vatican news)

Das Treffen mit Papst Franziskus
Das Treffen mit Papst Franziskus

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10. Mai 2024, 10:29